YouTube und GEMA: Wieso der Deal nicht so cool ist, wie du denkst

YouTube und die GEMA haben sich nach jahrelangem Rechtsstreit außergerichtlich geeinigt: Die Sperrtafeln vor unzähligen Musikvideos gehören seit gestern der Vergangenheit an.

Aber natürlich finden den Deal nicht alle toll – und das völlig zu recht.

Gestern habe ich die Einigung selbst noch als Meilenstein bezeichnet, was aus Sicht der Konsumenten natürlich auch immer noch stimmt.

Wobei: wir befinden uns im Internet. Es ist generell ja nun wirklich nicht so, als wäre es unmöglich gewesen, die in Deutschland gesperrten Musikvideos zu schauen.

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r.i.p youtube unblocker

Aber die Angelegenheit wirft auch diverse grundlegende Fragen auf. Zum Beispiel die danach, wofür wir die GEMA im Internet beziehungsweise bei YouTube eigentlich überhaupt noch brauchen. Aber eines nach dem anderen.

Zuallererst: Die GEMA schreibt zu der Einigung, dass die Künstler jetzt "endlich eine Entlohnung" erhalten würden. Ganz so, als hätten sie vorher nichts bekommen und als könne man mit YouTube nur Geld verdienen, wenn man auch GEMA-Mitglied ist. Pssst: Das stimmt nicht.

Außerdem: Wer bezahlt denn jetzt eigentlich den ganzen Spaß, beziehungsweise die GEMA-Gebühren? Denn YouTube hat den Anspruch der GEMA trotz Einigung nicht anerkannt. Die GEMA sagt gegenüber der FAZ selbst:

"Unbefriedigend ist, dass wir auf freiwillige Zahlungen angewiesen sind, weil nach aktueller Urteilslage eigentlich die Uploader und nicht die Plattformen die Vergütung schulden."

Denn YouTube sieht sich nicht in der Verantwortung (oder der Position zum Beispiel eines Radiosenders), sondern eben nur als Plattform. Trotzdem zahlt der Konzern jetzt Geld an die GEMA – samt einer Abschlagszahlung für die Jahre seit 2009.

Theoretisch müssten die Zahlungen in Zukunft dann aber von den Uploadern bezahlt werden, was äußerst unwahrscheinlich wirkt: Wieso sollte YouTube Geld an die Uploader zahlen (z.B. Werbeeinnahmen) und gleichzeitig auch noch welches von ihnen fordern? Nur um das dann an die GEMA weiter zu leiten, die sich davon ihren Teil nimmt und den Rest dann ihrerseits wieder an die Uploader zurückgibt.

Auch andersherum ist es schwer vorstellbar und dürfte sich keiner allzu großen Beliebtheit erfreuen: Man stelle sich vor, die GEMA fordert direkt von den Künstlern Geld ein, um sich davon etwas abzuzwacken und ihnen dann einen Teil davon wieder zurück zu zahlen.

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Gema Money!!!

Die GEMA stellt hier einen Umweg dar, der schlicht und ergreifend nicht nötig ist – und schon gar nicht mehr zeitgemäß. Denn eigentlich ist die GEMA ja dazu da, den nicht messbaren Musikkonsum abzurechnen und das eingenommene Geld zu verteilen. Was wir hier im Internet aber überhaupt nicht brauchen, weil alles sehr genau messbar ist. 

Der Fairness halber: Die GEMA sorgt auch für die Rechteverwaltung der Künstler, der Komponisten, Textdichter und Verleger. Was die Künstler und Verlage allerdings auch selbst regeln können (und teilweise auch tun): Wer seinen Produzenten beteiligen will, setzt einen Vertrag auf, in dem beispielsweise die Prozentzahlen der Einnahmen-Beteiligung stehen, rechnet die aus, überweist das Geld und fertig. Ohne den bürokratischen Mehraufwand einer GEMA.

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YouTube GEMA

Überhaupt: Um wie viel Geld es bei dem Deal eigentlich geht, soll geheim bleiben. Laut der FAZ hat die GEMA ursprünglich 0,375 Cent pro Aufruf gefordert. Mit der Forderung ist sie allerdings gescheitert, weswegen jetzt davon ausgegangen wird, dass der Betrag, auf den sich YouTube und GEMA geeinigt haben, deutlich darunter liegt. 

Aber selbst bei 0,375 Cent wären das nur 3,75 Euro pro 1000 Klicks, die aber wohlgemerkt nicht an die Künstler gehen würden, sondern erstmal an die GEMA. Wie viel die sich davon nimmt, bleibt unklar. Allzu viel dürfte  für die Künstler jedenfalls nicht mehr übrig bleiben.

Aber auch innerhalb der Rapszene gibt es selbstverständlich geteilte Meinungen und die unterschiedlichsten Reaktionen auf die Einigung:

FARD on Twitter

Fans sind erleichtert über die einigung zwischen Youtube & Gema 150.000.000 Views reicht für ein Spiegelei (Gema - Money)

Basti Trailerpark on Twitter

@gema_news Gibt es wirklich 0.375 Cent pro Klick? Oder war das nur die Forderung? Wie hoch ist die rückwirkende Vergütung bis 2009?

Basti Trailerpark on Twitter

@SenecaFanClub @gema_news das wären in guten jahren weit über 100k mehr

ALI AS on Twitter

Remember this son of a bitch. This is him now. Feel old yet?

Wie siehst du die Angelegenheit?

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