"Compton" kommt – und was ist jetzt mit "Detox"? (Kommentar)

Yessss, es ist amtlich: Dr. Dre bringt ein neues Album raus. Ein vom N.W.A-Biopic Straight Outta Compton inspiriertes Album, kein Soundtrack im klassischen Sinne, sondern eine Art Soundtrack zur Heimat von Dre, Kendrick Lamar, Ice Cube, Eazy-E, The Game & Co – sofern man das jetzt schon beurteilen kann.

Auf Facebook kündigt Dre die Platte als sein "großes Finale" an, womit auch endgültig klar wäre: Detox bleibt einer der größten Mythen der Musikgeschichte. Was haben wir nicht gemutmaßt, gehofft und wurden immer wieder enttäuscht. Eigentlich konnten wir es auch noch nicht so richtig glauben, als Ice Cube in einem Interview letzte Woche verraten hatte, dass Dre ein Album in der Pipeline hat.

Die Timeline im Release-Eintrag zu Detox liest sich wie ein Aprilscherz, der mehrere Jahre gedauert hat. Bereits 2004 versprach uns ein gewisser Marshall Mathers im Outro von Encore: "Macht euch keine Sorgen wegen Detox! Es wird kommen. Wir bringen Dre dazu, es zu tun." 2007 sollte es dann definitiv kommen, 2008 auch und 2011 erst recht – da meinte Mr. Andre Young sogar, er würde das Album fühlen und sei bereit, es zu releasen. Es erschien sogar eine Single:

Vielleicht ist es auch einfach das Beste, ein Album mit solch einer Geschichte nicht mehr zu veröffentlichen. Der Grund ist am Ende ein simpler: Dre gefiel die Platte nicht. Detox war also fertig. Es ist ziemlich sicher immer noch fertig und liegt unter irgendeinem Kopfkissen in einer Beats-finanzierten Villa. Die Erwartungshaltung von Fans, Presse und insbesondere Dr. Dre selbst haben die Veröffentlichung nicht zugelassen.

Promotechnisch ist das Release eines seit gut 15 Jahren erwarteten Albums – wenn auch unter anderem Titel – unmittelbar vor dem Kinostart von Straight Outta Compton sicher auch alles andere als unklug. Man könnte Dre vorwerfen, mit die Compton-Schiene zu fahren, mit der aktuell ein YG, Kendrick oder The Game gut unterwegs sind. Aber wenn der Film den Mann inspiriert hat, dann wollen wir dem Guten mal keine Steine in den Weg legen. Immerhin hat er mit seinen Jungs damals dieses Compton erst wirklich dick auf der Rap-Landkarte markiert und war ein Vorbild für die Generationen, die jetzt im Rampenlicht stehen.

Dieses Spotlight scheint jetzt aber erstmal wieder auf Compton: The Soundtrack. Mit diesem Album scheint Grandmaster Dre zufrieden zu sein. Er war mit Enthusiasmus und Überzeugung bei der Sache, wie es scheint. Es ist also angerichtet für den hoffentlich würdigen Nachfolger von The Chronic und 2001. Bock! Bock! Bock!

Detox gesellt sich derweil zu anderen Mythen der Musik-Geschichte: Jimi Hendrix' First Rays of the New Rising Sun, Green Days Cigarettes and Valentines, Mozarts Requiem, das letzte Album von Amy Winehouse und und und... mögen sie alle in Frieden ruhen.

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