Deutschrap auf dem Zenit: 1Live liefert starke Reportage ab
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Deutscher Rap ist seit Jahren auf einem gefühlten Höhepunkt. Verkaufszahlen, Chart-Platzierungen, Streaming-Zahlen, YouTube-Klicks, Medienpräsenz und Auszeichnungen sind offensichtliche Indikatoren – seit 2002 hat sich der Anteil am Umsatz der deutschen Musikindustrie verdreifacht.

Die enorme Vielfalt an Künstlern ist die vielleicht größte Qualität, die aber eher denen bekannt ist, die sich intensiver mit dem Genre beschäftigen. Zu großen Teilen besteht Einigkeit darin, dass ein Stück Exklusivität verloren gegangen ist, wenn man 2015 mit beispielsweise den 90ern vergleicht. Ob man das verteufeln will, ist Geschmackssache. Fakt ist, dass auch Hörer von Punk, elektronischer Musik, Rock oder Pop auch im deutschen Rap etwas für sich finden können.

Unter dem Slogan Was geht, deutscher Hip Hop? widmet der Radiosender 1Live diese Woche diversen Themen, die mit unserer Rapszene verbunden sind. Dafür haben die Jungs und Mädels eine schicke multimediale Reportage aus Stellungnahmen, Fakten, exklusiven Einblicken und mehr zusammengestellt. Da werden zum Beispiel die Kölner Cypher Die Brennende Tonne oder das Goldene Zeiten Festival besucht mit Sido, den 257ers, den Jungs von Too Strong, Cora E., Flipstar und der Antilopen Gang gesprochen.

Es gibt viel Lob, Freude und Optimismus, aber es wird auch kritisch beleuchtet. Sascha Verlan und Hannes Loh, die Autoren des Buches 35 Jahre Hip Hop in Deutschland, überlegen, ob ein Cro wirklich weniger sexistisch ist als ein Kollegah. Der Lange von Too Strong sieht den Output von einigen Vertretern problematisch:

"Wenn du diese Gabe hast, [...] ein Wort zu benutzen, um 'ne Message zu spreaden, [...] dann solltest du nicht über Bullshit reden."

Auch der Konflikt zwischen Kommerz und Realness, der sowas wie eine Grundthematik der Szene darstellt wird aufgegriffen. Flipstar von Creutzfeld & Jakob:

"Wir waren ja in der Bravo betitelt mit 'Die Kommerz-Killer'. Hiphop war für uns immer so ein bisschen Anti-Kommerz. Eigentlich war Kommerz was Schlechtes und Erfolg eigentlich auch was Schlechtes. Für Erfolg musste man sich eher rechtfertigen. [...] Dass wir dann mit unserem ersten Album in den Charts waren, hat uns dann schon auch gefreut."

Da können wir als Hiphop-Medium guten Gewissens sagen: Starker Beitrag von 1Live! Die deutsche Szene scheint auf dem Weg dahin zu sein, wo Amerika schon ist. Was uns jetzt noch fehlt, haben wir hier zusammengefasst. Die Reportage kannst du dir hier in ihrer vollen Pracht geben.