5 völlig überraschende Deutschrap-Signings

Manchmal ist es für jeden absehbar. Wenn ein Rapper über Nacht mit einem einzigen Video zum Megastar wird, wundert sich niemand, wenn dieser Künstler ein paar Tage später bei einem Major-Label unterschreibt. Manchmal kriegen wir aber auch kaum etwas mit von der Bilderbuchkarriere eines Künstlers, der die Szene heimlich von hinten aufräumt.

Zum Glück halten die vielen Labels immer ihre Augen offen, um diese Rapper für uns zu finden. Natürlich geht es hier in erster Linie nur um's große Geld, doch auch wir als Konsumenten profitieren davon. Plötzlich steht eine CD eines bisher kaum bekannten Rappers neben dem neuen Album von Eminem und du fragst dich, wer das ist und hörst rein.

Wir haben fünf der am wenigsten erwarteten Signings im Deutschrap herausgekramt und zusammengefasst.

Karate Andi signt bei Selfmade Records

Das hat nun wirklich keiner gedacht! Karate Andi: Eben noch Rap am Mittwoch-Battle MC und plötzlich ein Vertrag beim vielleicht momentan erfolgreichsten Indie-Label. Zweimal in Folge konnte Andi die Battlemania gewinnen. Anfang des Jahres erlangte er mit seinem Debütalbum Pilsator Platin Aufmerksamkeit, das wiederum auf Platz 24 der Charts einsteigen konnte. Trotzdem ahnte wohl niemand, dass bereits die großen Fische an ihm dran sind.

Die letzten Kritiker dürfte Karate Andi auf dem diesjährigen Splash!-Festival überzeugt haben, als er eine wirklich gute Show bot und zeigen konnte, wieviel Potential in ihm steckt.

In unserem Interview sprach er mit Toxik über das Signing:

Shindy unterschreibt bei ersguterjunge

Die Geschichte der Dreiecksbeziehung zwischen Bushido, Shindy und Kay One ist lang und voller Höhen und Tiefen. 2012 gingen Shindy und Kay One zusammen zu Bushido. Kay hatte seinen Vertrag bei ersguterjunge, Shindy bekam ihn vorerst nicht. Als sich Kay One von ersguterjunge trennte, zog Shindy nach, bis er plötzlich sein Comeback ohne Kay bei Bushidos Label bekannt gab. Sein Disstrack gegen Kay, Alkoholisierte Pädophile, verdeutlichte, wie sehr sich die beiden zerstritten hatten. Spätestens im Juli 2013 sollte klar gewesen sein, dass sich sein Weg gelohnt hat, als nämlich sein Debütalbum NWA die Spitzenposition der Album-Charts erreichen konnte.

Kontra K landet bei Four Music

Dass Kontra K irgendwann bei einem Major-Label landet, war fast schon abzusehen. Dass es so schnell geht, wollte niemand behaupten. Obwohl es doch eigentlich nur der logische letzte Schritt einer Bilderbuchkarriere ist:

Mit 16 Jahren die Liebe zum Rap entdeckt, mit 19 erstmals bei einem Label unter Vertrag. Nachdem sich Hell Raisa Records kurz danach auflöste, gründete Kontra K mit ehemaligen Kollegen das Label DePeKa.  Nach seinem Debütalbum 2010 und einem Dubstep-Mixtape 2012 bekam er mit seinem zweiten Album erstmals landesweite Aufmerksamkeit. Die Auf Teufel komm raus-EP 2013 war dann wohl der Startschuss ins große Geschäft.

Im Mai 2014 folgte die Unterschrift bei Four Music, wo er mit seiner kürzlich veröffentlichten EP Wölfe schon erste Erfolge feiern konnte. Der leidenschaftliche Boxer hat sich also buchstäblich durchgekämpft!

KC Rebell unterschreibt bei Banger Musik

Mit vielem wurde gerechnet, aber dass sich KC ausgerechnet bei seinem langjährigen Weggefährten Farid Bang niederlässt, hätten wohl die Wenigsten erwartet.  Viel wurde spekuliert, große Name wie Sony fielen in der Zeit zwischen 2011 und 2013.

Es war die Zeit, in der sich KC für den Umbruch entschieden hatte. Anfang 2011 war Schluss mit Pottweiler Entertainment, weil er sich seiner Solokarriere widmen wollte. Vorerst kam er bei PA Sports und dem Label Life Is Pain unter, woraufhin er anschließend zu Wolfpack Entertainment wechselte, wo er auch Rebellismus veröffentlichte und erstmals in den Charts landen konnte. Im März 2013 verkündete schließlich Farid Bang mit Stolz, dass KC nun Teil seines noch jungen Labels sei, obwohl er eigentlich noch einen Deal bei Wolfpack Entertainment in Berlin hatte, der aber aufgelöst wurde zu KCs Gunsten. Zu diesem Zeitpunkt eine dicke Überraschung, da KC doch schon länger rappte als Farid und wahrscheinlich auch zu einem Major hätte wechseln können.

Casper wechselt von Selfmade Records zu Four Music

Nachdem er im Februar 2009 bei Selfmade unterschreibt, gibt er schon im Herbst 2010 bekannt, seinen Vertrag auflösen zu wollen. Gleichzeitig wechselt er zur Sony-Tochter Four Music.

Seit seiner Anstellung bei Selfmade war Casper nur auf dem Labelsampler Chronik 2 vertreten, konnte mit Mittelfinger Hoch aber einen Deutschrap-Klassiker erzielen. Sein Soloalbum wurde immer wieder verschoben. Casper betonte stets, dass er mehr Zeit für sein eigenes, großes Projekt brauche. Der Wechsel zu Four Music kam dann doch sehr überraschend, da die musikalische Richtung schon eine sehr andere ist als beim damals noch aufstrebenden Straßenrap-Label Selfmade Records.

Laut Pressemitteilung bleibe man aber "für die kommenden beiden Alben […] geschäftlich verbunden.“

Caspers Pläne damals: "Wir wollen ja dieses 80er Jahre Joy Division Retro Rap Album machen und da wäre es doch schade, wenn epische Sachen nicht auch episch aufgenommen werden würden."

Auch die Herrschaften von Four Music ahnten, dass da Großes kommt und schätzten die Zukunft sehr gut ein: "Casper ist sowas wie der Außenseiter in einer Szene von Prolls, er ist der der HipHop endlich wieder cool macht. Zusammen mit Marteria sind sie die Speerspitzen einer neuen Generation! Der Generation nach Gangsterrap."

Eine Sache beschäftigt uns dann aber doch sehr: Wie würde Caspers Musik wohl heute klingen, wäre er bei Selfmade geblieben?