Der Mann hinter Xatars Sound: Produzent Maestro im Portrait

Seit vielen Jahren ist das Independent-Label Alles oder Nix Records eine feste Größe im deutschen Hiphop: Xatar, SSIO und Samy sorgen seit der Label-Gründung im Jahre 2007 für authentischen Rap.

Mit seinem Debütalbum "Alles oder Nix" schuf Xatar 2008 ein Gangsta-Rap-Epos, das den Grundstein für den renommierten AON-Label-Sound legte. Durch seine einzigartigen Boom Bap Vibes mit G-Funk- und Jazz-Anleihen konnte der AON-Sound längst die Grenzen Bonns durchbrechen und seinen wohlverdienten Platz im Deutschrap-Kosmos einnehmen.

Ein etwas stillerer Akteur darf mit Hinblick auf die Entwicklung dieses Sounds nicht unerwähnt bleiben: Es handelt sich um Xatars Jugendfreund und Produzenten Maestro, der seit Tag eins tatkräftig bei AON mitmischt. Maestro heißt bürgerlich Sahand Salami und ist heute 35 Jahre alt. Im Alter von 13 Jahren nahm er bereits Klavierunterricht, bevor er das erste Mal mit Produktionen von Timbaland, Dr. Dre und Needlz in Kontakt kam.

Durch einen befreundeten Kölner Produzenten motiviert, begann er im Jahre 2001, erste Beats mit FL Studio zu produzieren. Nachdem er sich seine Producing Skills über Jahre autodidaktisch angeeignet hatte, fragte er Xatar, ob er nicht einmal auf seine Beats rappen wolle – es war die Geburtsstunde des allseits bekannten und beliebten Sounds.

Sinnbildlich für den Maestro-Sound steht nach wie vor das Instrumental des Xatar-Tracks "Interpol.com": fette akustische Drums, subtil gewählte Percussions, sorgsam eingespielte Licks, die klassische Vine und ein organischer, düsterer Bass. Hinzu kommt eine derart böse Synkope (rhythmische Verschiebung), dass jeder, der es nicht fühlt, aus dem Takt fällt (im Video ab 0:53 Minuten).

Generell bezeichnet der AON-Producer Boom Bap als seine "erste Liebe", er sei aber für alles von Boom Bap bis "Boom Trap" offen. Maestro tritt zudem nicht nur als Beatproduzent in Erscheinung, sondern ist seit 2008 der Mixing Engineer des AON-Camps.

Alles oder Nix: Ein Jahrzehnt deutscher Gangsta-Rap

Am 14. September erscheint das neue Album vom Birra himself. Ungefähr zehn Jahre nach Xatars Debüt " Alles oder Nix", das damals das erste Release überhaupt auf dem Bonner Label war, steht der Nachfolger in den Startlöchern. Anlässlich dieser Fortsetzung ist es fast schon überfällig, auf über eine Dekade Alles oder Nix Records zurückzublicken.

Insbesondere beim Vocal Mix verlassen sich gerade Xatar und SSIO auf das Ohr des Produzenten. Es war übrigens auch Maestro, der die berühmten Vocal Parts, die während Xatars Haft unter widrigsten Bedingungen mit dem Diktiergerät aufgenommen wurden, in eine angemessene Form brachte. Das Ergebnis dieser Mixing-Arbeit ist auf "Nr. 415" verewigt.

Wer genau hingehört hat, weiß, dass Maestro sich um 2014 eine Auszeit genommen hat, weshalb er nicht auf Xatars Album "Baba aller Babas" vertreten ist. Zehn Jahre nach seinem Debütalbum steht Label-Boss Xatar mit "Alles oder Nix II" in den Startlöchern und kehrt dafür ganz zu seinen Wurzeln zurück – das Album wurde vollständig von seinem Wegbegleiter Maestro produziert.

Nach "Status Quo" folgte die Video-Single "Balla", für die Xatar KMN-Member Azet ans Mic gebeten hat. Mit 808-Bässen, langsamerem Tempo, Hihat Rolls und Autotune-Einsatz zeigt der Track deutliche Trap-Einflüsse. Laut Maestro können wir uns jedoch auf eine gesunde Mischung aus klassischem AON-Sound im Stile der ersten Xatar-Platte und moderneren Einflüssen freuen. "Alles oder Nix II" wird am 14. September 2018 erscheinen und sicher nicht das Einzige bleiben, was wir von diesem Duo in näherer Zukunft auf die Ohren bekommen.