Sie hat es geschafft! Jetzt hier den ersten Upcoming Artist des Jahres auschecken

Seit geraumer Zeit geben wir jungen, hungrigen Newcomern die Chance, ihre Songs in unseren Upcoming Artist-Bereich zu laden, in der Hoffnung, dass wir so auf das nächste große Ding aufmerksam werden. Die interessantesten Einreichungen des vergangenen Monats stellten wir euch zur Wahl und am Ende konnte sich Mrs Nina Chartier, die bei dem Label Keine Faxen unter Vertrag steht, mit exakt 30 Prozent der Stimmen gegen ihre vier Konkurrenten durchsetzen. Zeit, sich mit diesem neuen Gesicht zu unterhalten.

Deinem Pressetext kann man entnehmen, dass du bereits mit 13 Jahren als Ghostwriterin tätig warst. Welche Geschichten konntest du trotz deines jungen Alters erzählen und für wen schreibt man als Dreizehnjährige?  

Mrs Nina Chartier: Das war mehr Zufall als alles andere. Ich war gerade fünf, als unerwartet meine Mutter verstarb. So musste ich schon sehr früh lernen, was Verlust bedeutet. Generell war ich schon mit Beginn der Pubertät ein sehr eigenwilliges Mädchen. Durch den falschen Freundeskreis musste ich früh verstehen, dass nicht jeder Mensch, der vorgibt dein Freund zu sein, auch wirklich dein Freund ist. Ich fing an, meine Erlebnisse in Form von Texten zu verarbeiten. Textlich und technisch mehr schlecht als recht, jedoch mit viel Aussage. Eigentlich mehr ein Tagebuch in Gedichtform. Ich wechselte oft den Freundeskreis, weshalb ich viel zu erzählen hatte. Mit 13 kam ich dann in der Duisburger Untergrund-Hiphop-Szene an. Ich hing mit den Jungs im Studio. Während sie ihre Songs aufnahmen, saß ich mit meinem Block da rum und schrieb, bis mir einer der Jungs aus Neugier den Block entriss und versuchte, einen meiner Texte zu rappen. Er verbesserte die Reime und entfernte hier und da ein Wort oder schrieb was dazu. Dann ging er in die Booth und nahm den Text auf. So kam eins zum anderen.

Nachdem du zunächst Teil einer alternativen Szene warst, begannst du im Jahr 2014 selbst zu rappen. Wie kam es zu dieser musikalischen Umorientierung und wie kamst du zur Rap-Musik?

Mrs Nina Chartier: Also eigentlich war Rap seit meinem zwölften Lebensjahr immer ein Begleiter. Wir hatten damals in der Schule so eine Chor AG. Ich war seit der fünften Klasse ein Teil davon und hab mich so erstmal vier Jahre am Gesang versucht, aber da wusste ich schon, dass es nicht das ist, was ich will. Ich war zwar rein äußerlich absolut kein Hiphop-Girl, aber verfolgte die Rap-Szene trotzdem. Einfach, weil mich diese immer schon interessiert hat. Ich hab vom 13. Lebensjahr an bis heute nie aufgehört, zu schreiben. Ich habe style-technisch einfach viel rumprobiert und lange gebraucht, mich selbst zu finden. Doch ein Touch von der alternativen Szene ist bis heute irgendwie geblieben. 2014 war für mich der Punkt erreicht, einfach einmal auszuprobieren, ob ich es schaffe, meine Texte selbst zu rappen und schlussendlich bin ich dabei geblieben. Trotzdem höre ich auch heute noch Bands der alternativen Szene. Ich finde einfach, dass ein Künstler seine Inspiration nicht nur aus der eigenen Musikrichtung ziehen sollte.

Diese Umorientierung überrascht insofern als dass du „Werte“ wie Materialismus oder das Glorifizieren von Gewalt und Kriminalität, die ein Großteil der Szene vertritt, rigoros ablehnst. Wie zufrieden bist du mit der derzeitigen Rap-Landschaft und welche Facette möchtest du dieser hinzufügen?

Mrs Nina Chartier: Ehrlich gesagt hat sich meiner Meinung nach die Szene in den letzten Jahren extrem verändert. Vor fünf Jahren noch bestand die Hauptmessage der Songs, mit wenigen Ausnahmen, rein aus Drogen, Nutten, Gewalt, Sexismus und Co. Ich denke, Rap hat Leute wie MoTrip gebraucht. Klar geht es heute auch noch um die angesprochenen Thematiken, aber es finden trotzdem auch Songs mit Moral Anklang. Ich bin einfach absolut keine typische "Rapperin". Natürlich habe auch ich schon Imagerap gebracht und mache es teilweise auch heute noch, aber das eigentlich nur, um zu zeigen, dass ich das kann wenn ich will. Jedoch vergesse ich die Message nie und achte schon sehr auf meine Wortwahl. Viele vergessen ihre Vorbildfunktion, was mich sehr enttäuscht. Mit Sicherheit sehen das einige anders. Rap ist natürlich nicht dazu da, die Jugend zu erziehen. Dennoch nehmen die Fans viel von ihren Vorbildern an. Generell betrachte ich die Rap-Landschaft momentan mit gemischten Gefühlen. Ich versuche mein eigenes Ding zu machen und etwas mehr Vorbild  als "Gangster" zu sein.

Bevor dir Mrs Nina Chartier auf der nächsten Seite erzählt, was dich auf Ihrem kommenden Album erwartet, möchten wir dir ihr aktuellstes Video ans Herz legen. Am Ende des Interviews erfährst du zudem, wie du unser nächster Upcoming Artist des Monats werden kannst.

Eine wichtige Facette ist sicherlich die Affinität zu polarisierender Kleidung, die bei einigen Hiphop-Polizisten auf Ablehnung stößt. Wie gehst du mit deren Reaktionen um und provozierst du solche Personen möglicherweise sogar absichtlich?

Mrs Nina Chartier: Mir persönlich ist es egal, ob die Leute mein Aussehen feiern oder hassen. Ich bin nun mal so wie ich bin. Wer mich so nicht akzeptiert und anerkennt, hat mich anders auch nicht verdient. Ich verstelle mich nicht, nur um fame zu bekommen. Entweder so oder gar nicht. Es gibt genug Leute, die man feiern kann. Wer mich nicht mag, soll doch einfach was anderes hören. Zwar war mir von Anfang an klar, dass mein Äußeres auf Ablehnung stoßen könnte und ich damit polarisiere, da es nun mal nicht typisch Rap ist, aber das macht mich eben aus. Ich seh nicht so aus, um zu provozieren. Das bin einfach ich und ich verstelle mich für niemanden. 

Du bezeichnest dich selbst als „Allroungirl“ und lässt dich musikalisch schwer in eine Schublade stecken. Was erwartet deine Hörer auf deinem kommenden Album

Mrs Nina Chartier: Mein Debütalbum wird mich von einer ganz neuen Seite zeigen. Von deepen Songs bis Representer. Viele sehr private Themen sind ein Teil des Albums geworden. Dennoch hab ich nicht vergessen, ordentlich auf die Kacke zu hauen. Lasst euch überraschen. Das Album ist für September 2016 angesetzt. Informationen dazu findet Ihr Step by Step auf meiner Facebookseite.

Welche Ziele hast du dir für dein erstes Album gesetzt?

Mrs Nina Chartier: Mein Traum ist es, mit dem Album so viele Leute zu erreichen wie nur möglich und natürlich die mir bestmögliche Chartplatzierung zu holen. Natürlich möchte ich meine Hörer außerdem mitreißen.

Kannst du zum Abschluss des Interviews versuchen, dich anhand einer exemplarischen Textzeile selbst zu charakterisieren? 

Mrs Nina Chartier: Ich leg kein Wert auf mein Gewicht, aber Gewicht auf meinen Wert, denn viel zu viele bewegen sich in der Richtung verkehrt.

Wenn du der nächste Upcoming Artist des Monats werden möchtest, lade einfach deinen besten Song in unsere Upcoming Sektion. Wir schauen uns regelmäßig alle Einsendungen an und wählen jeden Monat die fünf stärksten Teilnehmer aus. Über den Sieger des jeweilligen Monats entscheidet anschließend ein Zuschauervoting. Der Gewinner wird über unsere sozialen Kanäle verbreitet und bekommt die Möglichkeit, mit uns ein Textinterview zu führen. Also verschwende keine Zeit und zeig uns noch heute, was du drauf hast. Hiphop.de wünscht dabei viel Erfolg. 

 

Marc Schleichert

Autoreninfo

Marc Schleichert ist seit Anfang 2014 ein Teil von Hiphop.de und leitet hier den Textinterview-Bereich. In dieser Funktion spricht er regelmäßig sowohl mit hungrigen Newcomern als auch mit alteingesessenen Künstlern.
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