GReeeN: Erstes Album, Lebenseinstellung und Tour (Interview) - Upcoming Artists
GReeeN

Millionen von Youtube-Klicks, eine erfolgreiche EP (Alles Grün) und nun auch noch eine deutschlandweite Tour. GReeeN, der Mannheimer mit der markanten Stimme, zählte auf jeden Fall  zu den Durchstartern des vergangenen Jahres.  Mit uns sprach er unter anderem über die Erkrankung seiner Schwester, sein kommendes Soloalbum und seine Erwartungen an die Tour. 

Kannst du uns zu Beginn des Interviews erzählen, wie du angefangen hast, Musik zu machen?

Ich habe mit 13, 14 unheimlich viel Wu-Tang Clan, Cypress Hill und 2Pac gehört. Mein Bruder hat dann von einem Kumpel eine Festplatte bekommen, auf der die ersten Ansagen des damals bei uns noch unbekannten Labels Aggro Berlin waren. Wir waren beeindruckt von dem, was die Jungs da machten, und haben das seitdem intensiv gehört, was unser Umfeld zunächst nicht verstanden hat, da ihnen die Musik zu asozial vorkam. Irgendwann hab' ich dann Bock gehabt, das einfach mal auszuprobieren, und hab' dann mit einem Kumpel, der damals schon Gedichte geschrieben hat, überlegt, Songtexte zu schreiben. Das Krasse war, dass es bei uns beiden von Anfang an gut funktioniert hat. Irgendwann landeten wir dann in der Wohnung des Kumpels eines Klassenkameraden, der schon länger Musik machte. Der konnte uns dann durch seine Erfahrung direkt einige nützliche Tipps geben. Da stand ich, damals noch unter dem Namen B!Smoke, das erste Mal vorm Mikrofon und nahm gemeinsam mit meinem Kumpel auf den Beat von Cypress Hills Illusion meinen ersten Track auf.

Wie ging es dann weiter?

Meinen ersten Solo-Song schrieb ich dann für meine Schwester. Die lag im Krankenhaus und hatte gerade von den Ärzten die Nachricht bekommen, unheilbar am Herzen erkrankt zu sein. Ich wollte ihr irgendwie helfen und ihr Zuversicht und Kraft schenken, deshalb schrieb ich einen Track, in dem ich sagte, dass alle Krankheiten heilbar seien. Sie hat den Song geliebt, jeden Tag mehrfach gehört und irgendwann auswendig gekonnt. Das Lied gab ihr die Kraft und den Mut, in dieser schwierigen Situation zu bestehen. Das ist noch heute mein größter musikalischer Antrieb: Menschen Hoffnung und Kraft schenken! Mittlerweile hat meine Schwester die Krankheit zu 90 Prozent geheilt!

Seit damals ist einige Zeit vergangen und du hast dich zu einem eigenständigen Künstler entwickelt. Wie würdest du Leuten, die noch nicht mit deiner Musik vertraut sind, diese beschreiben? Was ist exemplarisch für den Künstler GReeeN?

Ich versuche, Menschen mit meiner Musik ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und ihnen zu zeigen, dass jeder Mensch alles schaffen kann, wenn er nur wirklich will und ehrgeizig mit viel Ausdauer seine Ziele verfolgt. Ich mag es eigentlich nicht, diesen Satz zu benutzen, da er wie eine Phrase klingt und damit an Bedeutung verliert. Er bringt es aber einfach auf den Punkt. Generell ist das sehr positive, lebensbejahende Gute-Laune-Musik. Man kann meine Musik am ehesten mit den Titeln von zwei meiner Songs zusammenfassen: Gesundes Ego und Die Blüte meiner selbstGesundes Ego bietet richtig schönen Westcoast-Sound, verbunden mit Flow und Text, was zusammen einfach gute Laune macht. Blüte meiner selbst zeigt meine emotionale, philosophische Seite und damit meine Wurzeln. Der Flow ist generell sehr melodisch und geht super ins Ohr, wobei ich dennoch auf eine sehr ausgefeilte Reimtechnik Wert lege, ohne die Botschaft durch Zweckreime zu verwässern.

Weiter geht es auf Seite 2. Das Video zu Die Blüte meiner selbst kannst du dir hier anschauen:

Du bildest gemeinsam mit deinem Beatproduzenten Slick ein festes Team und produzierst deine Songs quasi ausschließlich gemeinsam mit ihm. Was zeichnet eure Zusammenarbeit aus?

Mit Slick mache ich bereits seit 2009 Musik, wobei mir damals schon klar war, dass das für mich mehr ist als ein Hobby. Er stand damals mit seinem Projekt Groove Guerilla vor dem Durchbruch, lief auf Viva und stand bei Xavier Naidoo unter Vertrag. Irgendwann hörte er sich dann einen Song von mir an, war begeistert, suchte den Kontakt zu mir und wir haben direkt einen ersten gemeinsamen Song produziert. Mit der Zeit sind wir dann gute Freunde geworden, da wir menschlich komplett auf einer Wellenlänge sind. Die Beats produzieren wir grundsätzlich gemeinsam, wobei er den praktischen Teil  übernimmt und ich ihm eher Anregungen liefere. Für die Texte bin ich dann allerdings alleine verantwortlich. Mit ihm arbeite ich auch gerade an meinem ersten richtigen Solo-Album, das ich im Sommer veröffentlichen werde.

Kannst du zu diesem Album bereits etwas sagen?

Es wird 90er-Jahre-Sound mit Reggea- und Pop-Einflüssen verbinden. Wobei der Pop-Begriff ja leider etwas negativ behaftet ist. Der Sound wird auf jeden Fall glücklich machen. Thematisch wird sich das Album um mein Leben und mein Weltbild drehen und damit sehr lebensbejahend und naturverbunden werden. Ich werde meinem philosophischen, poetischen Stil treu bleiben. So habe ich meiner Religion, Mutter Erde, einen kompletten Song gewidmet, in dem ich versuche, die Schönheit der Natur in Wort zu fassen. Wenn Atheisten auf mich zukommen und mich fragen, warum ich glaube, sage ich ihnen, sie sollen nach draußen in die Natur gehen, deren Schönheit und Perfektion bewundern und mir dann sagen, dass das alles zufällig entstanden ist. Wegen dieser Schönheit schreibe ich auch die meisten Texte beim Laufen in der Natur. Einen anderen Song widme ich den Frauen, da diese für mich einfach wunderschöne Geschöpfe sind. In diesem versuche ich, authentisch und ohne Phrasengedresche deutlich zu machen, was ich an der Frauenwelt schätze. Produziert wird das Ganze von Slick. Das Album wird allerdings erst im Sommer nach der Tour kommen, deshalb kann ich noch nicht mehr zu sagen.

Wo du die Tour gerade ansprichst: Du gehst im Frühjahr diesen Jahres gemeinsam mit Cr7z und Philo auf große Deutschland-Tour. Welche Erfahrungen hast du bereits im Livebereich gesammelt?

Ich habe zwischen 2008 und 2013 weit über 100 Auftritte gehabt und dabei teilweise vor über 2000 Menschen gespielt. Besonders hervorheben würde ich dabei meinen Auftritt bei Das Fest in Karlsruhe und meine Show als Vorgruppe von Die Orsons. Live-Erfahrung ist also auf jeden Fall reichlich da, wobei ich mich, da ich wahnsinnig perfektionistisch bin, immer noch als Grünschnabel sehe. Ich werde erst zufrieden sein, wenn ich live ähnlich krass abreiße wie beispielsweise ein Casper, der für mich zu den krassesten deutschen Live-Musikern zählt. Ich werde aber alles dafür tun, um auf dieses Niveau zu kommen.

Ihr spielt noch vor Albumrelease in quasi allen großen deutschen Städten von Stuttgart und München  über Berlin bis nach Hamburg. Wie sind deine Erwartungen an diese Tour und was willst du dafür tun um diese zu erfüllen?

Die Tour ist eine Art Aufbauprojekt, deshalb sind die Locations, die Adnan von Essah Entertainment ausgewählt hat, Clubs, die zwischen 180 und 300 Leute fassen, und mein Ziel ist auf jeden Fall, die alle vollzumachen und live ordentlich abzureißen. Und die Fans müssen sich sicherlich keine Sorgen machen, dass ich mit meinen Songs keine Show füllen kann! Vor der Tour werde ich auf jeden Fall noch einiges an Tracks veröffentlichen und vielleicht eine kleine EP machen, auf welcher ich drei bis vier Songs auf bekannte Beats rappe. Das ist noch nicht sicher, aber motiviert bin ich auf jeden Fall! Ich werde Mitte Mai auf jeden Fall einiges an Material mit auf die Tour nehmen und zeigen, dass ich ein wachechter Live-Künstler bin!

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Sind nach deinen Erfolgen in letzter Zeit bereits Labels auf die zugekommen und was muss ein interessiertes Label dir bieten, um dich zu überzeugen?

Bis jetzt gab es erst ein richtig konkretes Angebot von einem Label, das einige Personen unter Vertrag hat, die in der Vergangenheit an Battleturnieren teilgenommen haben. Das habe ich allerdings dankend abgelehnt. Mich kann man nicht nur mit Geld überzeugen, da mir das schlicht und ergreifend nicht so wichtig ist. Wichtiger ist für mich, dass das Label und ich menschlich auf einer Wellenlänge sind, dass die handelnden Personen von der Musik des Künstlers überzeugt sind, und beide Parteien dieselben Ziele verfolgen. Es gibt nichts Schlimmeres als Geldgeier. die einem Honig ums Maul schmieren, nur um sich dann am Künstler bereichern zu können. Ich würde beispielsweise nie zu einem Major-Label wie Universal oder Sony wechseln, da das Institutionen sind, die nichts anderes wollen, als den Künstler zu melken, um sich so zu bereichern. Liebe gibt es dort, das zeigen die Erfahrungen von Künstlern, die bereits dort unter Vertrag standen, keine. 

Du gabst vor Kurzem preis, kein einfaches Leben gehabt und viel Kraft aus der Musik gezogen zu haben. An welche Situationen denkst du, wenn du das sagst?

Meine Mutter war alleinerziehend und wir hatten quasi kein Geld. Es gab Phasen, in denen wir nicht gewusst haben, ob wir am nächsten Tag noch etwas im Kühlschrank haben werden und ich sah uns, aus finanzieller Sicht, auf jeden Fall in der Unterschicht. Zu Weihnachten gab es vielleicht manchmal 50 Euro und das war dann das Geld, von dem ich meine Klamotten kaufen musste, da es kein Geld für Geschenke gab. Hinzu kam dann noch die schwere, unheilbare Herzerkrankung meiner Schwester, die ich fast hätte sterben sehen. Aber im Gegensatz zu so manchem Straßenrapper habe ich die Schuld dafür nie anderen oder dem Staat gegeben. Es wäre für mich nie in Frage gekommen, rauszugehen, Leute anzugreifen und meine Wut an Unbeteiligten auszulassen. Alleine weil ich wüsste, wie wahnsinnig enttäuscht meine Mutter mich dann angesehen hätte, da insbesondere sie mich Respekt vor anderen Menschen gelehrt hatte. Und genau aus diesem Grund will ich Menschen durch meine Musik zeigen, dass jeder, egal wo er herkommt, alles erreichen kann, wenn er nur ernsthaft und ehrgeizig an seinen Zielen arbeitet. Mir sind Dinge passiert, dass kein Straßenrapper mir irgendwas erzählen kann, und trotzdem bin ich mir treu geblieben und habe meine Ziele verfolgt.

In unserer neuen Serie Upcoming Artists beschäftigt sich mit Newcomern. Hast du einen Tipp für uns, welchen Künstler man sich mal genauer anschauen sollte? Wen sollte man auf dem Schirm haben und warum?

Auf jeden fall Credibil. Seine Texte haben Sinn und Verstand und er ist ein sehr sympathischer Mensch. Außerdem feier ich meinen Supportact Cr7z. Für mich ist er der Goethe oder Schiller der deutschen Rapper und ich liebe, wie er philosophisch mit der deutschen Sprache spielt und wieder richtig Lust darauf macht, sich mit dieser zu beschäftigen. Lucky Looks ist auch super, auch wenn er damals meine Featureanfrage leider abgelehnt hat. Generell sollten Newcomer ein hohes Maß an Wiedererkennungswert haben und authentisch sein. Macht einfach das, wofür euer Herz schlägt.

Möchtest du den Lesern dieses Interviews noch etwas mit auf den Weg geben?

Egal wo du herkommst, du entscheidest, wo du hingehst.

Wenn du auch Teil dieser Interviewserie sein möchtest, lade deine besten Songs in unsere neue Upcoming-Sektion! Diese wird regelmäßig von uns durchgeschaut und die interessantesten Künstler werden werden von uns in Form von Interviews und Postings unterstützt!