Cr7z: Labeldeals mit Bozz Music und Selfmade, Synästhesie und Suizid-Gedanken (Interview) - Upcoming Artists

Cr7z aus Rosenheim ist derzeit in aller Munde, ohne selbst ein eigenes Release in den Startlöchern zu haben. So äußern sich diverse hochkarätige Rapper in Interviews positiv über ihn. Auch PA Sports featurete ihn, gemeinsam mit einigen anderen Künstlern, auf dem Remix zu Warum. Anlass genug, sich mit Cr7z über kommende Projekte, Labelangebote und eine ganz besondere Gabe zu unterhalten.

Obwohl im Augenblick kein Release in den Startlöchern steht, besitzt du im Augenblick eine überaus hohe Medienpräsenz. So erwähnen dich unter anderem die Kingtitel-Anwärter Kollegah und Kool Savas regelmäßig lobend in ihren Interviews. Hast du dich mit den beiden bereits persönlich ausgetauscht und schätzt du sie als Künstler?

Zu Savas habe ich selbstverständlich Kontakt über Medien, über die man eben heutzutage Kontakt hält. Musikalisch feier ich ihn auch richtig krass. Auch das Xavas-Album gefällt mir richtig gut, da ich auch ein großer Xavier Naidoo-Fan bin. Zu Kollegah hingegen habe ich keinen Kontakt, aber seine lobenden Worte haben mich natürlich sehr gefreut. Dessen ältere Sachen haben mir sehr gut gefallen und ich feier auch neuere Songs von ihm. So ein Lob ist natürlich auch förderlich für meine musikalische Laufbahn. Den beiden bin ich auf jeden Fall sehr dankbar dafür, dass sie mich in ihren Interviews erwähnt haben. Sind auch dadurch ein paar hundert Leute mehr auf mich aufmerksam geworden. Damit sich da noch mehr tut, müsste aber ein Feature folgen (lacht).

Wo wir gerade bei Kollegah sind. Auf einem deiner Songs sprichst du davon, ein Angebot seines Labels Selfmade Records abgelehnt zu haben, da du damals nicht in der Verfassung gewesen wärst, dort zu unterschreiben. Wie konkret war das denn damals?

Das war damals in München auf einem Creutzfeld & Jakob-Gig. Dort war ich eigentlich nur gemeinsam mit einem Kumpel von mir als Gast eingeladen. Ich habe dann dort mit Lakmann gefreestylet und Flipstar hat das mitbekommen. Der war damals am Connecten mit Slick, der auch anwesend war. Und da stand eben im Raum, für das damals noch junge Label Selfmade Records Künstler mit ins Boot zu holen, um dann mit dem Label richtig starten zu können. Flipstar hat mich dann angesprochen und gefragt, ob ich ihnen nicht CDs von mir schicken könnte, damit sie sich ein besseres Bild von mir machen könnten. Ihnen hatten neben meinen Freestyle-Skills auch die Tracks gefallen, die ich ihnen mit meinem MP3-Player vorgespielt hatte. Flipstar meinte, er könnte sich gut vorstellen, dass ich zu Selfmade passen könnte. Ich finde aber, ich habe mich auf dem Ich bin Du-Track ein bisschen unglücklich ausgedrückt. Auf dem sage ich: "Hast du abgelehnt", aber mache weiter mit: "Ich wette, das lag daran, dass du einfach zu fertig warst!" So ist es im Endeffekt auch gewesen. Ich habe das nicht direkt abgelehnt, sondern mich einfach bei den Leuten nicht mehr gemeldet. Dasselbe war das damals mit Royal Bunker und bei Bozz Music. Azad meinte bei zwei Auftritten, bei denen ich seine Vorgruppe gemacht hatte, es sei richtig geil, was ich mache, und ich soll unbedingt CDs schicken. Das spielte sich alles in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren ab und ich habe mich bei niemandem gemeldet, weil ich zu der Zeit nur Blödsinn im Kopf hatte und mit meinen Skills am Mic und meinen lyrischen Fertigkeiten noch nicht so zufrieden war. Die Mischung aus den beiden Punkten hat dann dazu geführt, dass ich mich bei keinem gemeldet hatte. Ich war einfach noch nicht bereit.

Wärst du denn heute bereit für einen Labelwechsel und wie nimmt dein jetziges Label 58 Muzik das wachsende Interesse an deiner Person wahr?

Also, wenn das bei mir alles noch größer werden sollte, dann stehen mir die Jungs bei 58 nicht im Weg. Dieses Gespräch hatte ich natürlich auch bereits, da es im Augenblick schon auffällig ist, dass ich ein bisschen heraussteche, was den Anklang bei den Leuten angeht. Ich habe allerdings nicht vor, 58 zu verlassen. Wie gesagt, würden mir die Jungs aber auch nicht im Wege stehen, wenn ich ein entsprechendes Angebot erhalten würde. Die wünschen sich natürlich alle das Beste für mich und ich stehe allem offen, was meiner Musik und meiner Entwicklung förderlich ist. Zu diesen Dingen könnte natürlich auch ein möglicher Labelwechsel gehören. Das steht aber im Augenblick nicht im Raum. Ich möchte jetzt erstmal mein Album fertig machen und mich auf dieses konzentrieren.

Du hast gerade dein Album erwähnt. Kannst du zu diesem schon etwas Konkretes sagen?

Ja, ich habe mir hierfür schon den Beatpool geschaffen und knapp die Hälfte der Texte fertig geschrieben. Zwei bis drei Features habe ich auch schon abgeklärt aber in der Recording-Phase bin ich noch nicht. Ich hab jetzt erstmal einiges an Input gesammelt, nachdem ich nach meinem letzten Album einiges zu tun hatte. Ich werde mich jetzt nach der Tour zwei bis drei Monate einschließen und mich im übertragenen Sinne wegbunkern, um an meinem Album zu feilen und richtig Gas zu geben. Das Album sollte dann Ende dieses Jahres oder eben Anfang des nächsten Jahres erscheinen. Ich will allerdings dann später voll zufrieden damit sein und mache mir aus diesem Grund keinen Zeitdruck. Ich will einfach, dass das Produkt gut ist. Wie An7ma zum Beispiel. Das ist ein sehr rundes Album geworden und das nächste wird einfach killer. 

Lass uns mal bei An7ma bleiben. Dieses Album besitzt eine gewisse Schwere und ist alles andere als leichte Kost. Die noch im selben Jahr erschienene Hydra EP wirkte auf mich dann deutlich befreiter. Siehst du das ähnlich und liegt das daran, dass die Last des ersten kommerziellen Albums von dir abgefallen ist?

Das kann auf jeden Fall sein, dass ich da befreiter gewirkt habe. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich die Hydra EP relativ schnell geschrieben habe, ohne ein bestimmtes Konzept zu verfolgen. Auf An7ma war das teilweise noch anders. Ich habe Hydra auf jeden Fall lockerer geschrieben und mich nicht ein halbes Jahr lang mit demselben Song beschäftigt und überlegt, welche Zeilen ich noch austauschen könnte. Ich habe einfach einen Track nach dem anderen abgearbeitet, bis ich meine sieben Tracks fertig hatte, und diese dann veröffentlicht. Als Person bin ich nicht unbedingt befreiter, da sich in dem Jahr meine persönliche Einstellung zur Musik nicht wirklich geändert hat. Dass das dennoch unbewusst durchschimmert, ist natürlich möglich. Mein nächstes Album wird auf jeden Fall nicht mit An7ma zu vergleichen sein. Es gibt zwar Schnittstellen aber das Gefühl das mein kommendes Album hinterlassen wird, wird ein anderes sein.

Du hast in Interviews bereits häufiger betont, dass du mit hartem Straßenrap recht wenig anfangen kannst. Dennoch warst du auf dem Warum-Remix von PA Sports zu hören. Wieso war dieses Projekt so interessant für dich, dass du dennoch an diesem mitgewirkt hast?

Es wurde mir vorgeschlagen, ob ich nicht Lust hätte, dort mitzuwirken. Ich habe mir dann ein paar Features nennen lassen und man muss ja sagen, dass PA ein extrem konstanter Rapper ist und seit Jahren sein Ding durchzieht. Ich habe mir vorher auch viel von Kianush angehört, den ich auch extrem dope finde. Natürlich gehe ich nicht mit allen Rappern auf diesem Track inhaltlich oder stylemäßig konform. Das ist klar, tut aber dabei nichts zur Sache. Das ist ein cooles Projekt, das mir die Möglichkeit gegeben hat, meinen Namen weiterzuverbreiten. Jeder Künstler auf dem Song besitzt eine eigene Fanbase, die möglicherweise meiner Musik zugeneigt ist, wenn sie mich auf dem Song hört. Man kann da auf jeden Fall was abgreifen. Genauso können andere auf dem Song Fans bei mir abgreifen. Es war mir auf jeden Fall eine Ehre, da dabei zu sein, und ich sehe es auch nicht bieder, dass ich alles hasse, was andere so machen. Ich sage in meinem Part ja auch: "System infiltriert", was auf jeden Fall ein Schlüsselsatz in meinem Part ist. Er soll zeigen: "Schau, ich stehe hier auch. Wir sind alle eine Family, die gemeinsam Musik macht." Da kann man einfach nichts dagegen sagen. Ich bin ja auch gerade mit GReeeN gemeinsam auf Tour. Da haben mir auch einige gesagt, dass würde nicht passen, da GReeeN viel jüngere Fans hätte. Hier habe ich aber die Chance, auch jüngeren Leuten meine Musik näherzubringen. Es kamen auch nach den Auftritten einige GReeeN-Fans zu mir und sagten, dass ihnen meine Musik gefallen habe. Ich nutze jedes Medium, um meine Musik neuen Leuten vorzustellen. Da gehört eben auch ein PA Sports-Warum-Remix dazu.

In der Vorbereitung auf dieses Interview habe ich fasziniert festgestellt, dass du Synästhetiker bist. Kannst du den Menschen, denen diese Gabe noch kein Begriff ist, erklären, was das ist, und wie sich das auf deinen Alltag auswirkt?

Das ist immer schwierig zu erklären. Im Prinzip bedeutet das, dass ich Sinneseindrücke anders verarbeite als Normalsterbliche. Wissenschaftlich soll das wohl dadurch erklärbar sein, dass manche Nervenstränge im Gehirn übereinander gelegt sind. Bei mir äußert sich das dadurch, dass ich Musik nicht nur hören, sondern auch sehen kann. Ich sehe Musik in Farben. So sehe ich ein Klavier beispielsweise als blauen Farbton und Gitarren als grüne oder orangene Farbenmuster. Das spielt sich alles vor meinem dritten Auge ab. Ich sehe das also jetzt nicht vor meinen Augen als eine Art Hologramm eingeblendet, sondern das ist einfach eine Art erweiterter Sinn. Ich kann auch, wenn ich einen Beat höre, diesen aufgrund der verschiedenen Einflüsse wie eine Art Bild sehen, nachdem ich ihn ein paar Mal gehört habe. Das ist natürlich für Außenstehende wahnsinnig schwer zu erklären.

Wie wirkt sich diese Gabe auf dein musikalisches Schaffen aus?

Das wirkt sich insofern aus, dass ich beispielsweise, wenn ich einen eher dunkelblauen Beat höre und durch die Drums dann weiße Lichter aufblitzen sehe, dann kann ich inspiriert durch diese Farben noch einen Schritt weitergehen im Geist und mir vorstellen, dass ich alleine bei Nacht am Rollfeld eines Flughafens stehe. Dieses Gefühl, mich alleine an einem Flughafen zu befinden, transportiert dann ein unheimlich starkes Gefühl, dass mich im Schreibprozess inspiriert. Teilweise sehe ich beim Hören eines Beats bereits ganze Musikvideos vor meinem inneren Auge. Ich tauche einfach richtig tief in meine Gedankenwelt ein und lasse mich von dieser inspirieren. Ich gleiche dann teilweise auch meinen Inhalt an diese Bilder an. Um bei dem gewählten Beispiel zu bleiben, würde ich wahrscheinlich im Falle des Flughafens etwas Melancholisches, aber dennoch Freies schreiben, da eine Rollbahn, über die der Wind streichelt, auch etwas unheimlich Freies hat. Vielleicht schlägt der Regen auch auf die weißen Lichter der Rollbahn und so weiter. Das ist alles sehr gefühlsbetont, was sich in meinem Kopf abspielt. Synästhesie ist für mich persönlich etwas Großartiges und nur ganz wenige Menschen weltweit besitzen diese Fähigkeit.

Eine recht prägnante Zeile des Songs Alekto lautet sinngemäß: "Ich könnte auch etwas anderes tun, will es aber nicht!“ Passend zu dieser Zeile hast du auch deine Ausbildung zum Mediengestalter abgebrochen. Ist es für dich denkbar, jemals einen Job außerhalb der Musikindustrie anzunehmen?

Zunächst muss ich sagen: Ich habe die Ausbildung nicht abgebrochen, sondern sie einfach nicht geschafft. Das war in derselben Zeit wie die Labelangebote, über die wir uns vorhin unterhalten haben. Nur Blödsinn im Kopf gehabt, richtig assi gewesen und die Hörner abgestoßen. Ja, das ist schwer zu sagen, aber Musik ist einfach meine Berufung. Ich habe früher gezeichnet und damit aufgehört, ich hab' Tischtennis, Basketball und Fußball gespielt und ebenfalls aufgehört. Nichts hat mich so erfüllt wie Musik machen. Mit 15 habe ich dann angefangen, deutschsprachige Songs zu schreiben und gedacht, mit 17 oder spätestens mit 18 legt sich das wieder. Ich dachte, das sei eine Art Pubertätsphase, aber ich wurde immer älter und habe gemerkt, dass ich einfach nicht mehr davon loskomme und dass ganz starke Parallelen zu meinem Vater da sind. Der ist ebenfalls Herzblut-Musiker. Ich komme eben eins zu eins nach meinem Vater. Das sagt mir auch meine Mutter. Die Musik stand mir aber auch immer im Weg, wenn es darum ging, einen normalen Beruf zu erlernen, da ich geprägt durch diese ein unheimlicher Freigeist bin, der sich unheimlich schwer damit tut, sich länger mit Dingen zu beschäftigen, die ihn nicht erfüllen. Meine Qualitäten und meine Talente liegen eben in der Musik und ich bin froh, alles auf die Karte Musik gesetzt zu haben. Genauso dankbar bin ich für die Resonanz und den Anklang, den meine Musik mittlerweile in der Öffentlichkeit findet.

Fiel in die Zeit, in der du die Ausbildung zum Mediengestalter nicht beenden konntest, auch die Entscheidung, dein Leben beenden zu wollen?

Das Suizid-Thema hat erstmal nichts mit der Ausbildung zu tun. Ich war einfach komplett auf die schiefe Bahn geraten und hatte mit Leuten zu tun, mit denen man besser nichts zu tun haben sollte. Jedwedes Strafdelikt war zu dieser Zeit dabei. Zu der Zeit einfach mit Assis rumgehangen, mit Pennern im Park am Schnaps saufen gewesen und das montags um 11 Uhr morgens, während andere zur Arbeit gehen. In Verbindung mit Drogen fickt das so hart deinen Kopf und natürlich auch deinen Körper. Dann kommt noch dazu, dass dich Freunde verlassen und gute Bekannte sich von dir abwenden, die du jahrelang hattest. Du flüchtest dich dann in noch mehr Alkohol und noch mehr Drogen und dann bricht dir noch mehr weg. Das führt dann zu dem Punkt, dass du in Verbindung mit den Depressionen, die solch ein Leben nach sich ziehen, einfach nicht mehr leben willst. Dann hat meine Freundin noch Schluss gemacht, mit der ich jahrelang zusammen war und jeden Morgen neben ihr aufgewacht bin. Plötzlich bin ich dann alleine aufgewacht. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, deshalb wiegen solche Sachen in meinem Fall noch zehn Mal schwerer, als sie ohnehin schon wiegen. Die Musik hat mich Gott sei Dank auch aus dieser Situation herausgeholt. Das sage ich auch auf diesem PA Sports-Track (rappt den kompletten Part).

Wie geht es dir heute?

Wie du siehst, lächle ich. Ich bin wahnsinnig glücklich über die Wendungen, die mein Leben in den letzten Jahren genommen hat. Ich habe wieder Freunde und Freundinnen. Was mich aber am glücklichsten macht, ist, dass meine Mum happy darüber ist, dass mein Leben mittlerweile in geregelten Bahnen läuft und aus meiner Musik noch etwas geworden ist. Es sieht so aus, als könnte ich langsam davon leben, wenn ich weiter so fleißig supportet werde, wie das im Augenblick der Fall ist. Es ist ein sehr hektisches und stressiges Leben, aber deutlich besser, als nur rumzuhängen und sich selbst zu zerstören. 

Möchtest du noch etwas Abschließendes loswerden?

Wer mich noch nicht kennt, kann auf Spotify mal in mein Album An7ma reinhören und wem das gefällt, der kann sich das kaufen, um mich damit zu unterstützen. Das hilft mir dabei, auf beiden Beinen stehen und mich auf meine Musik konzentrieren zu können. Ich befinde mich da gerade in einer Umbruchphase und bin deshalb für jeden Einzelnen wahnsinnig dankbar, der mich unterstützt. Ich habe mir jetzt auch gemeinsam mit meiner Mutter einen kleinen Merchandise-Shop aufgebaut. Da gibt es bereits das erste Motiv. Ein richtiger kleiner Familienbetrieb. Alle Supporter: weiter machen wie bisher. Alle anderen können mal Cr7z in Youtube eingeben. Ihr landet dann immer bei mir, da kein anderer so heißt. Ich habe in all den Jahren so viel gratis ins Internet gestellt, dass man dann auf jeden Fall einiges findet. Bleibt sauber und habt euch lieb. One.

Interview: Marc Schleichert
Foto: Youtube

Alle Infos zum Album gibt es auch auf Amazon:

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