CAZ: "Meine Musik ist einfach echt" (Interview) - Upcoming Artists

Der aus der, nun ja, Rap-Metropole Bietigheim-Bissingen – auch Shindy, Lucky Looks oder Bausa kommen aus dem Örtchen – stammende Newcomer CAZ zählt zu den hoffnungsvollsten Newcomern zur Zeit. Mit 100% Ohne künstliche Zusätze Unplugged geht der MC mit der gewollt gelangweilten Stimmfarbe exklusiv auf Hiphop.de musikalisch neue Wege. Wir haben uns mit ihm über dieses Experiment, seine Wurzeln und, nicht ganz ernst gemeint, auch über eine mögliche Zusammenarbeit mit 3Plusss unterhalten. 

Diese Serie soll interessierten Rap-Fans talentierte Künstler näherbringen, die ihnen bis dato noch nicht in dem Maße bekannt waren. Wie würdest du diesen Fans den Künstler CAZ beschreiben?

Wenn ich mich selbst beschreiben müsste, würde ich sagen, dass ich nicht krampfhaft versuche, etwas darzustellen oder zu verkörpern. Ich mach einfach, worauf ich Bock hab. Meine Akustik-EP ist da ein gutes Beispiel. Ich war mir von Anfang an nicht sicher, ob diese gut ankommen wird, aber mir war das einfach scheißegal. Das Ding lag mir am Herzen und ich hatte einfach Bock, das zu machen. Ich richte mich bei solchen Entscheidungen nicht nach anderen und auch, wenn ein Label kommt und mir eine Millionen Euro dafür bietet, dass ich nur noch über irgendeine Scheiße rappe, würde ich das selbstverständlich nicht machen. Ich mach' einfach das, was mir Spaß macht, und richte mich nicht nach anderen. Es ist klar, dass die Fans nach der VBT-Teilnahme jetzt Battlezeugs oder Kiffertracks wollen, aber wenn ich da kein Bock drauf habe, dann mach' ich das nicht. Ob das die Leute interessiert oder nicht, ist mir egal, solange es mir Spaß macht.

Das war jetzt viel zu deiner Person, ohne näher auf die Musik einzugehen.

Das ist immer ekelhaft. Es klingt zwar wie 'ne Phrase, aber die Musik ist einfach echt und thematisiert, was mich beschäftigt. Diese Dinge hängen in meinem Kopf und kommen in dem Moment raus, in dem ich einen Beat höre. Das sind einfach meine Gedanken und mein Leben. Ich habe zwar manchmal wie in Mickey Mouse Club auch 'ne Story drin, aber auch da sind das Dinge, die mich beschäftigen. Aber auch dann ist das einfach echt und nicht gekünstelt. Ich hoffe die Antwort bedient nicht zu viele Klischees (lacht).

Bleiben wir mal bei Mickey Mouse Club. Hier beschreibst du die Geschichte eines Mädchens, das sich aufgrund von Geld und Aufmerksamkeit zum Negativen entwickelt. Gibt es eine solche Geschichte in deinem Bekanntenkreis oder ist sie vielleicht sogar ein Stück weit selbstreflexiv?

Nein, gar nicht. Das ist mehr eine Sache, die man über die Medien wahrnimmt.  Aus diesem Grund habe ich den Track auch Mickey Mouse Club genannt, um das deutlich zu machen. Im Endeffekt war es dort immer so, dass die Industrie die Menschen, die da mitgemacht haben, so gefickt hat, dass diese sich danach in komplette Psychos verwandelt haben. So Mädels wie Christina Aguilera, Britney Spears und Miley Cyrus waren zuerst kleine süße Mädchen und wurden dann durch Geld zu Fo**en. Man merkt einfach auch, dass diese Veränderungen geplant sind. Das hat mich beschäftigt und aus diesem Grund habe ich den Track geschrieben.

Auf den kommenden Seiten spricht CAZ über seine EP, Bietigheim-Bissingen und augenzwinkernd auch über eine mögliche Zusammenarbeit mit 3Plusss. Als Vorgeschmack auf die EP kannst du dir hier das Video zu Mickey Mouse Club ansehen. 

Bietigheim-Bissingen hat trotz der geringen Einwohnerzahl eine recht ausgeprägte Szene. So kommen unter anderem Shindy, Lucky Looks, Bausa und eben auch du aus diesem kleinen Städtchen. Wie kommt es, dass ausgerechnet Bietigheim über eine so hohe Dichte an talentierten Rappern verfügt?

Ey, das flasht mich auch übel. Lukas (Lucky Looks, Anm. der Redaktion) und ich haben zeitgleich angefangen zu rappen. Bausa und ich kennen uns zum Beispiel erst seit knapp drei Jahren und er hat die ganze Zeit völlig unabhängig von uns Musik gemacht. Auch zu Shindy gab es keinen Kontakt. Den kannte man zwar von Chablife und Jaysus. Er war auch vor seiner Zeit bei Bushido immer der Bekannteste in Bietigheim. Das ist echt phänomenal was hier mittlerweile abgeht. Auf einmal sind hier alle am Start (lacht). Zetka, Lucky Looks und ich haben zusammen in der RBA angefangen. Die hat uns damals ein Typ aus Mögglingen bei Aalen gezeigt, der witzigerweise einer der besten Freunde von Cro war. Die RBA hat uns damals begeistert und wir waren direkt mit unseren Headsets am Start (lacht). Das erste Tape, das ich mir gekauft hatte, war damals The Eminem Show.

Das erste Tape, das du aufgenommen hast, hieß Ohne künstliche Zusätze. Welche künstlichen Zusätze hat denn Musik normalerweise und was stört dich an diesen?

Der Titel bezieht sich in erster Linie auf mich. Ich möchte damit sagen, dass alles was ich auf der EP sage der Wahrheit entspricht. Das sieht man sogar an den Kiffertracks. Ich sag ja nicht, ich sei den ganzen Tag am Kilos smoken. Ich rauch' eben einen und zock' dabei PS3. Genau das meine ich mit "ohne künstliche Zusätze". Auf der EP gibt es einfach kein Gelaber. A.S.I.  ist da ebenfalls ein gutes Beispiel für. Die Geschichten, die ich hier beschreibe, kenne ich aus meinem Freundeskreis. Jedes Wochenende saufen, hier mal ein Teilchen schmeißen und sich einfach gehen lassen. Ich bekomm' das dann von 16-jährigen Mädchen mit, die sich abschießen und ficken lassen. Find' ich ekelhaft. Darüber hab' ich einfach mal nachgedacht und dann A.S.I. geschrieben. Ohne künstliche Zusätze war einfach der treffendste Titel für diese EP.  Alles schlicht und auf den Punkt, ohne zu übertreiben und Hits zu machen.

Gegen erfolgreiche Songs ist ja erst mal nichts einzuwenden.

Das stimmt auch. Was heißt keine Hits machen? Wer entscheidet denn im Endeffekt, was ein Hit ist? Am Ende des Tages entscheiden das ja die Fans und ich versuche nicht krampfhaft, einen Song zu machen, der Hitpotential hat. Ich will keine Ohrwurmhooks raushauen oder anfangen, rumzusingen, damit das 15-jährigen Mädels besser gefällt. Ich versuche einfach, Musik zu machen, die mir gefällt und hinter der ich stehen kann. Sollte dabei ein Hit rauskommen und mal mehr gehen mit der Musik, wehre ich mich natürlich nicht dagegen, aber ich versuche nicht, das zu erzwingen. Ich gehe nicht mit der Erwartung an Songs, einen Hit zu landen.

Mit A.S.I kannst du dir hier einen möglichen Hit anhören, bevor es dann auf der nächsten Seite weitergeht.

Bleiben wir bei dem angesprochenen A.S.I.. Hier thematisierst du die Generation Instagram. Was stört dich denn an dieser?

Ach was heißt stören. Wer bin ich denn, den Leuten sagen zu können, was richtig und was falsch ist. Aber es hat mich halt beschäftigt, dass da Leute jedes Wochenende saufen gehen und sich dann ficken lassen. Die Mädels beschweren sich dann, dass sich keiner in sie verliebt. Die 15-jährigen besaufen sich und tun so, als ob sie übertrieben viel Spaß haben und sobald sie Zuhause im Bett liegen, fühlen sie sich alleine und weinen sich in den Schlaf. Darüber wollte ich einfach mal geredet haben. Im Endeffekt ist mir das aber egal und die Leute, die ich auf diesem Track anspreche, wissen beim Hören des Songs sicher, dass sie gemeint sind. Ich geh' halt einfach mit einer anderen Intention weg als diese Leute. Ich geh' echt nur feiern, wenn es sein muss. Bin da nicht so der Fan von.

Dasselbe hat 3Plusss in einem ähnlichen Wortlaut ebenfalls mal in einem Interview gesagt.

Das ist cool. 3Plusss, wenn du das liest, melde dich bei mir und vielleicht machen wir dann ein Album zusammen (lacht).

Lass uns über die neue EP sprechen, die du exklusiv über Hiphop.de veröffentlicht hast. Woher stammt der Gedanke, Ohne künstliche Zusätze noch einmal in einer Akustikversion zu veröffentlichen?

Auf dieses Unplugged-Ding habe ich schon seit Ewigkeiten Bock. Aber ich hatte weder die Möglichkeiten noch die Songs dafür. An Sylvester habe ich dann im Suff Rian angesprochen und gefragt, ob er Bock hätte, mich auf der Gitarre zu begleiten. Er hat zugesagt und einen Tag später habe ich die EP dann bereits angekündigt, um ihm ein bisschen Druck zu machen (lacht). Zwei Wochen später hat er mir dann bereits Skizzen geschickt und wir haben angefangen. Das ging so schnell. Bereits nach vier Wochen war das Ding dann fertig. Er hat die Songs richtig gut neu interpretiert und ich hatte einfach Bock, auf seine Instrumentals zu rappen. Meine Stimme passt auch ganz gut zu solchen Instrumental-Geschichten. Das Gute war, dass er die EP schon kannte und seiner Phantasie freien Lauf lassen konnte. Nur die BPM-Zahl sollte identisch sein. Das war das unkomplizierteste Projekt der Welt. Vanessa (Vanessa Gentile, Anm. der Redaktion) hat dann noch eine neue Hook beigesteuert. Gutes Ding!

Die letzten Worte gehören dir.

Ladet euch meine EP!

Zum Download: Klick mich.