Buzz Plug: Diese Frankfurter versorgen internationale Stars mit seltenen Klamotten [Interview]

Im Juli geht ein Bild von Travis Scott im Retro-HSV-Trikot viral – neben ihm zwei gut gekleidete, junge Männer, die ein Eintracht-Trikot hochhalten. Ist der US-Rapper wirklich Fan des einstigen Bundesliga Dinos? Oder vom argentinischen Stürmer Bernardo Romeo, dessen Name den Rücken des Shirts ziert? (Der war schließlich in der Saison 2002/03 mit 14 Treffern Toptorjäger beim HSV.) Fraglich. Die Hamburger-Fans wünschen Travis, der wenige Tage später in Paris festgenommen wird, trotzdem die Freiheit.

Hinter dem Bild stecken zwei Deutsche: Luka & Moritz. Die beiden statten als Buzz Plug nicht nur Travis Scott mit Bundesligatrikots aus, sondern auch zahlreiche andere prominente Kunden. Luciano, reezy, Shindy, Central Cee, Quavo, Marcus Thuram, sie alle setzen auf die Frankfurter, wenn es um Fashion-Advice geht.

Unsere Redakteurin Alina hat sich mit Luka, dem Co-Inhaber von Buzz Plug zusammengesetzt und mit ihm über seine Arbeit, den Zugang in die Rap-Industrie, wilde Piece-Übergaben und natürlich auch Travis Scott gesprochen.

Vom Fußball in den Rap: Das ist die Personal-Shopping-Agentur Buzz Plug

Auf euren Instagram-Kanal sieht man viele Klamotten und vor allem viele bekannte Persönlichkeiten. Erklärt doch mal: Was ist eigentlich Buzz Plug?

Buzz Plug ist ein Personal Shopping Service für jedermann, aber: Wir haben uns spezialisiert auf Rapper, Fußballer und generell die höhere Klientel. Dabei haben wir Kunden aus aller Welt und beliefern sie mit exklusiven Pieces, die nicht jeder bekommen kann.

Das heißt, du kannst zwar zu Louis Vuitton, Goyard oder zu Chrome Hearts gehen und einfach alles kaufen, was es da gibt. Aber bei uns sind es meistens ältere Produkte oder exklusive Pieces, die die Brands auch nur exklusiv rausbringen und daher ist dann unser Job, an diese ranzukommen und die Leute damit auszustatten.

Euer Unternehmen hat seinen Anfang während der Corona-Pandemie gefunden. Was waren die ersten Schritte? Wie kamt ihr an eure ersten Kunden?

Die ersten Kunden waren - dadurch, dass unser bester Freund damals auch in Wolfsburg in der 2. Mannschaft Fußball gespielt hat - eher so die Wolfsburger Ecke. Im Fußball läuft viel über Mundpropaganda, daher ging das alles sehr schnell. Das heißt, wenn du einmal in der Kabine bist, bei irgendeinem Verein, dann fragt ein Spieler: "Ey, von wo ist das?", dann bist du bei allen Fußballern zu Hause, dann kommen zwei, drei Jungs vorbei. So haben wir uns das alles in den vergangenen Jahren erarbeitet, durch gute und vor allem ehrliche Arbeit.

Fußballer lieben es auch exklusiv zu sein, es ist für die ganz halt wichtig, dass wir auch seriös sind. Sie können uns vertrauen und wir können ihnen die Outfits zusammenstellen. Wir gehen zu ihnen nach Hause oder kommen zum Verein, das ist einfaches Shoppen für die.

Neben Fußballstars sind auch große Rapper regelmäßig Teil eurer Kundschaft. Ihr kommt ja beide selbst aus dem Fußball. Wie kam der Zugang zur Rap-Industrie?

Da wir aus Frankfurt kommen, kennen wir reezy sehr gut. Er war, sage ich mal, der erste Rapper-Kunde, den wir hatten. Der erste Kontakt zu Luciano beispielsweise kam nach dem Videodreh zu "Expensive Shit" zustande. reezy und Luciano sind sehr eng und kamen abends nach der Studiosession gegen 1 oder 2 Uhr vorbei. Das wissen die Jungs auch zu schätzen, dass wir nicht einfach ein Store sind, zu dem man bis 19 Uhr kann und dann macht der zu. Wir haben 24/7 auf.

Wie ist das mit den internationalen Acts, wie zum Beispiel Central Cee? Den sieht man ja auch gleich mehrere Male bei euch auf Instagram.

Central Cee war tatsächlich der erste internationale Artist, den wir hatten. Der hatte damals ein Konzert in Berlin gehabt und ich bin da ganz normal als Fan hingegangen, hatte mir normal Tickets geholt. Ich feier' seine Musik und wollte es mir gerne anhören - hatte also gar nicht die Intention, den zu pluggen. Er war damals zwar nicht unerreichbar, aber hatte auch schon seine fünf, sechs Millionen Follower und da war schon eher der Eindruck, dass es schwer werden würde. Ich hatte vorher aber einem Kollegen aus London geschrieben, der 'ne eigene Brand hat und Central Cee auch schon als Kunden hatte. Ich meinte zu ihm, "Ey, guck mal, wir sind in Berlin, wir sind auf seinem Konzert, wenn er irgendwas brauchen sollte, gib gerne meinen Kontakt weiter."

Und dann waren wir später im Stadion und haben Hertha Berlin gegen Köln geguckt. In der 50. Minute klingelt auf einmal mein Telefon und dann steht da so eine +44 Nummer und die Nachricht "Yo Bro, it’s CC". Ich war erstmal voll Baff und konnte meinem Geschäftspartner gar nichts sagen. Ich meinte dann einfach, wir müssen schnell los. Wir sind dann zu seinem Hotel, hatten zufällig auch schon Sachen dabei für Fußballer von der Hertha - und dann mussten halt die Sachen von den Hertha Jungs dran glauben.

Seitdem ist er regelmäßig Kunde bei uns. Er ist auch echt ein lieber und bodenständiger Junge.

Zuletzt hat man euch neben Travis Scott gesehen. Wie kam das zustande, dass ihr ein Piece für ihn gesourct habt?

Bei Travis Scott war es tatsächlich so: Wir hatten einen seiner engsten Freunde zufällig mal kennengelernt, gar nicht mit der Intention Travis Scott zu treffen, weil wir uns einerseits dachten, "Okay, das ist in so weiter Ferne," und andererseits weißt du auch nie, wie gut die Leute wirklich mit ihm sind, die behaupten, sie kennen Travis Scott. Dann war er anscheinend doch sehr, sehr close mit ihm und meinte zu uns, dass wir immer herzlich zu seiner Tour eingeladen sind.

Waren dann auf seinem Konzert in Manchester und nach dem Auftritt waren wir mit seinen Jungs, zum Beispiel Chase B, und haben in neue Lieder reingehört. Das war schon echt krass. Haben auch sein Studio gesehen, das er in seiner Kabine aufgebaut hat. Das war schon echt crazy und hatte auch eine gewisse Aura. Das war ein richtiger Fan-Moment, ihn so zu sehen, privat, wie er leibt und lebt.

Und wie kam es dann zum ikonischen HSV-Trikot, das Travis letzten Endes trug?

Er hatte ja schon dieses Gladbach-Trikot getragen; das war so das erste Mal, dass ein deutscher Club bei Travis aufgetaucht ist. Und wir wussten halt, Travis Scott geht auf Tour und haben und dann schon umgeschaut, in London und Paris, in Stores, wo es Vintage Trikots gibt. Wir haben ihm dann das Eintracht Frankfurt Trikot gegeben, auf dem dann auch Cactus Jack draufsteht. Da hat er sich extrem darüber gefreut. Das war alles auch in Absprache mit seinem Stylisten.

Und das HSV-Trikot, da hätte zu Beginn ja niemand mitbekommen, dass er das besitzt, wenn wir nicht da gewesen wären. Wir haben ein YouTube-Video gedreht und mit ihm ein Bild gemacht, erst darüber haben Menschen online gesehen, dass Travis Scott so ein Trikot trägt.

Ihr arbeitet mit internationalen Rap-Stars, aber auch mit Deutschen. Leute wie Shindy, Luciano oder reezy zählen zu euren Kunden. Inwiefern unterscheiden sich die Bestellungen von deutschen Rappern und zum Beispiel Ami-Rappern?

Die Ami-Rapper sind ihrer Zeit meistens voraus. Da spielt auch das Geld eine ganz andere Rolle, ohne das Negativ gegenüber den deutschen Rapperin zu meinen. Deutschrapper geben ihr komplettes Geld nicht für Ketten, Uhren oder krasse Chrome Hearts Jeans aus, die bis zu 50.000 Dollar kosten, da sind die Amis auf einem anderen Level. Die Bestellungen aus Amerika sind um einiges teurer.

In der deutschen Bubble spielt sowas auch nicht so eine große Rolle. Wenn ein reezy oder Luciano zum Beispiel eine krasse Chrome Hearts Jeans trägt, wird das auch nicht so appreciated von der Community  weil sie es einfach auch nicht kennen. Wenn ein Offset in einem Travis Musikvideo eine kranke One of One [Anm. d. Red.: Einzelstück] Chrome Hearts Jeans trägt, dann sieht das ein Drake zu Hause und sagt 'kranke Hose'. Die kriegen Props dafür. In Deutschland versteht das keiner. reezy hatte zum Beispiel eine Chrome Hearts in New York angehabt; ich habe mir da mal die Kommentare durchgelesen. Das checken die wenigsten. Vor allem dadurch, dass halt auch jüngere Leute dabei sind, die sind da nicht so drin. Und in Amerika ist das von der Kultur her schon was ganz anderes, da sind schon die jungen Kids drin.

In Amerika sagst du "Meine Jeans kostet 30.000 Dollar" und die Leute antworten "Boah, wie geil". In Deutschland fragen dich die Leute, ob du verrückt bist.

Wie viel Freiraum habt ihr bei Bestellungen? Besonders bei Kunden, die ihr schon lange betreut, wie zum Beispiel Central Cee?

Es kommt darauf an: Wenn wir Anfragen für ein konkretes Piece bekommen, dann besorgen wir auch genau das. Aber wenn einfach nur die Anfrage kommt "Ey, ich bin nächste Woche bei der Paris Fashion Week, ich hätte gern paar Outfits," dann machen wir da immer ein Stylesheet mit so vier bis sechs Outfits. Wir haben auch ein paar Stylisten, die uns da manchmal dabei helfen und schicken den Kunden das Sheet dann zu und dann können die nochmal Feedback geben. Aber meistens kennen wir ja schon den Style von den einzelnen Personen und personalisieren das dann alles entsprechend.

Welches Piece war besonders schwer zu kriegen und für wen war es bestimmt?

Wir hatten jetzt vor Kurzem eine Anfrage von Marcus Thuram (Inter Mailand Spieler), für eine Vintage Chanel Bag, Runway 2008 bekommen. Das geht dann nicht von heute auf morgen, dann brauchst du schon mal ein, zwei Wochen. Wir haben die dann aus dem tiefsten Korea herbekommen, wo du dir dann denkst, okay, das hat irgendein Sammler in irgendeinem Store irgendwo gehabt.

Um das dann zu finden, musst du die Anfrage dann erst mal nach Amerika schicken, dann müssen die dort gucken, dann hast du deine Jungs in London und Paris, die auf die Suche gehen, das ist dann ein längerer Prozess. Seltene Sachen sind meistens ganz, ganz alte, die eigentlich nur Sammler haben, irgendwelche alten LV-Rucksäcke oder Goyard-Taschen.

Was war das teuerste Piece - oder eins der teuersten Pieces - an das ihr gekommen seid?

Eins der teuersten, was leider dann im Endeffekt nicht geklappt hat - weil die Zollkosten zu hoch gewesen wären: Thuram hatte mal 'ne Tasche angefragt aus Krokodils-Leder von Hermès. Die hat ungefähr 300.000 Euro gekostet. Aber es hätte keinen Sinn gemacht, die dann aus Russland zu verzollen; das wäre dann ein riesiger Akt gewesen.

Ansonsten hatten wir auch einmal so 'ne Chrome Hearts x Gallery Dept. Jeans für um die 40, 50.000 Euro, das war das teuerste Piece, das über die Theke gegangen ist.

Wir haben viele hochpreisige Anfragen, die zum Beispiel wegen Zollgeschichten doch problematisch sind.

Und zum Abschluss: Wen würdet ihr gern einkleiden, wenn ihr es euch aussuchen könntet?

Meine Top 3 an Rappern ist Future - der ist ganz oben auf meiner Bucket List - dann Nummer zwei Travis Scott, wobei wir den schon bedient haben und Nummer drei dann Drake. Drake könnte nächstes Jahr eventuell sogar klappen.

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