Bass Sultan Hengzt im Exklusivinterview: Homophobe Menschen sind intolerante H****söhne!

Selten war eine Debatte innerhalb unserer geliebten Szene so emotional aufgeladen wie die zu dem kontrovers diskutierten Cover von Bass Sultan Hengzt. Rapper, Fans, Facebookkommentarmenschen und Journalisten beteilligten sich ebenso rege wie wenig zielführend an dieser und verloren dann aber vergleichsweise zügig wieder das Interesse. Wir haben das Interesse noch nicht verloren und so habe ich mit Hengzt ein themenbezogenes Interview geführt.

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Nervt es dich, dass du durch einen Witz, der genau genommen keinerlei politische Ambitionen hatte, jetzt das Flaggschiff der Anti-Homophobie-Bewegung geworden bist?

Was als Spaß gedacht war, wurde ja dann bitterer Ernst. Ich kann es immer wieder sagen, dass wer ernsthaft meint, Schwule sollen in einen Käfig gesperrt werden, soll sich meine Musik nicht mehr anhören. Da steh ich auch hinter. 

Wirkt es nicht gerade vor der Nicht-Hiphop-Öffentlichkeit wie ein Rückzieher, wenn du kommunizieren musst, dass dies gar nicht das wirkliche Cover der Premium-Edition ist?

Ganz ehrlich, als ich das gepostet habe, dachte ich mir: "Ist doch witzig. Musik wegen Weibaz und dann zwei Männer drauf. Hihi huhu." Als ich dann die ganzen Kommentare gelesen habe, dachte ich mir nur: "Man, was für ein Haufen intoleranter H*rensöhne!" Manche Kommentare waren so hasserfüllt, dass es nicht mehr witzig war. Das hat mich dann so sauer gemacht, dass ich mir dachte, ich setze jetzt ein Statement und bringe das Cover erst recht raus. Und ich bin froh, dass Deutschland sich die Premium-Edition häufiger vorbestellt hat als die normale Version. 

Du gehörst einer Szene an, die "schwul", in welchem Sinne auch immer, als Beleidigung benutzt. Auch von dir gab es bereits Äußerungen in diese Richtung. Wie passt das zusammen?

Ich glaube nicht, dass ich HipHop.de oder den Lesern erklären muss, was Battlerap ist und wie man da zu differenzieren hat. Die Schwulen, die ich kenne und die ich zu meinem engem Freundeskreis zähle, fühlen sich auf jeden Fall nicht von meiner Musik gestört.

Spätestens seit deinem letzten Album gehst du inhaltlich andere Wege, auch wenn hierbei stets mit Stereotypen gearbeitet wird. Erschreckt es dich dennoch, dass deine musikalische und thematische Veränderung deine Fans noch nicht erreicht hat?

Ein Fan führt eine langfristige Beziehung zu seinem Künstler. Die meisten, die Kacke schreiben, wissen nicht, dass sich meine Musik seit 2010 geändert hat. Die haben einmal vor 100 Jahren einen Song gehört und sind dann erstaunt, dass ich mich weiterentwickelt habe. Auf die ist krass geschissen. Das sind nicht meine Fans. 

Einige ausgewählte Hasskommentare hast du gemeinsam mit Bildern der entsprechenden "Fans" auf deiner Facebookseite veröffentlicht. Was versprichst du dir hiervon?

Dass die sich das nächste Mal gut überlegen, was sie schreiben. Nicht jeder hat so ein dickes Fell wie icke. Siehe Amanda Todd und wie sie alle heißen, die sich aufgrund von Cyber-Mobbing das Leben genommen haben. 

Fürchtest du in dieser Hinsicht rechtliche Konsequenzen?

Mir egal. Geschieht denen recht!

Massenmedien, Politiker und szeneinterne Aktivisten werden dich nun als Gallionsfigur und leuchtendes Beispiel gegen Homophobie anführen. Wie geht es dir dabei und gibt es Ambitionen von deiner Seite, diese Rolle anzunehmen und auszufüllen?

Ich bin ein stinknormaler Typ, der der Meinung ist, dass jeder, der Schwulen den Tod wünscht oder sie einsperren will, ein H*rensohn ist. Ich finde, so sollte jeder Mensch denken.

Haben sich im Zusammenhang mit dem Cover und dem daraus entstehenden Shitstorm Rap-Kollegen bei dir gemeldet?

Der eine oder andere fands gut. Die Mehrheit hat aber geschwiegen, was mir eigentlich auch egal ist. 

Hiphop ist grundsätzlich ein Spiegel der Gesellschaft, der mehrere Generationen abbildet. Hat also viel mehr Deutschland an sich und nicht lediglich die Rap-Szene ein Problem mit homophoben Strömungen?

Weiß ich nicht. Hab mir nie darüber Gedanken gemacht.

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Interview: Marc Schleichert
Foto: Youtube