Afrob im Interview: Samy Deluxe, Haze, Veränderungen im Hiphop, Klimaschutz & neues Album

Nach über 20 Jahren in der deutschen Rap-Landschaft rollt Afrob immer noch mit Hiphop. Sein Jubiläum begeht das Reimemonster nicht nur mit einer "Rolle mit Hiphop-Nachholtour". Auch eine neue Platte hat er im Gepäck. "Abschied von Gestern" bringt Afrobs Legacy auf den Punkt, ohne sich dabei zu sehr am ewig Gestrigen festzuhalten. Der Blick ist nach vorne gerichtet. 

Trotzdem bietet ein solcher Albumtitel natürlich Anlass, über das Gestern, das Heute und das Morgen mit Afrob zu sprechen.

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Glückwünsch zum Release deines neuen Albums. Wie feiert man denn 2019 den "Abschied von Gestern"?

Ich bin gerade bei den Proben für "Rolle mit Hiphop-Nacholtour", die diese Woche startet – da ist nichts mit ausgiebig feiern. Ich bin mit dem Album ja schon eine Zeitlang durch. Jetzt ist pure Neugier angesagt – zu sehen, wie die Leute auf die Platte reagieren. Es ist aktuell ein einziges Observieren.  

Im Pressetext zur Platte heißt es: "Afrob hat sich frei gemacht von dem eigenen Druck und Erwartungen der Anderen". Welche Möglichkeiten haben sich daraus ergeben?

Die Vorbereitung auf ein Album ist bei mir extrem schwierig. Du musst dir überlegen, was kannst du noch erzählen. Mit Freimachen ist gemeint, dass ich meine Komfortzone verlassen habe. Die hatte ich beim "Push"-Album oder auch der Akustik-Platte "Beats, Rhymes & Mr. Scardanelli". Ich wusste, da ist jetzt nichts, wo ich mich weit aus dem Fenster lehne. Das ist alles in meinem Bereich, den ich beherrsche. Diesmal ist es schon so, dass es auf der Platte Sachen gibt, die vielleicht für andere ungewohnt sind.

Die "Erwartungen der Anderen" klingt ein wenig so, als hätten Leute früher Einfluss auf deine Musik genommen oder nehmen können.

Das gab es noch nie. Es hängt natürlich immer davon ab, mit wem du arbeitest. Du suchst dir die Leute ja selbst aus. Wenn du eine Vision hast, gibt es auch keinen Platz für andere. Wenn du nicht weißt, was du willst oder wo du hinwillst, werden andere diese Vision für dich haben. Und dann fangen sie an, dir reinzureden. Du musst einfach selbst vorne weggehen!

Was musstest du in deiner Karriere besonders lernen?

Es ist wie im Leben auch: Leute werden in ihrem Beruf oder in ihrem Hobby besser mit der Zeit. Handwerklich war das immer on point. Für Cover, Tracklist und das Album an sich hatte ich schon in jungen Jahren ein gutes Auge. Bei mir waren es eher strategische Fehler wie zum Beispiel genaue Planungen rund um ein Release. 

AFROB - Stadtmensch (OFFICIAL VIDEO)

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Bei einem Albumtitel wie "Abschied von Gestern" hätten viele sicher Features mit früheren Weggefährten erwartet. Da hast du genau den Weg in die entgegengesetzte Richtung genommen und mit anderen Leuten zusammengearbeitet. Warum?

Es war kein Konzept zu sagen, ich packe die, mit denen ich schon seit Jahren arbeite, nicht auf die Platte. Was ich mir vorgenommen hatte, war, außerhalb meines Mikrokosmos‘ mal jemanden zu suchen, der auch zu mir und meinem Sound passt. Da habe ich zwei für mich perfekte Optionen gefunden mit Umse und Haze. Beide haben wirklich gut delivered und ich hatte eine tolle Zeit mit ihnen. 

Um die obligatorische Samy Deluxe-Frage wirst du natürlich nicht herumkommen.

Samy ist auf jeder Platte, wir haben so viele Songs, Projekte und Tourneen zusammen gemacht. Zur Befriedigung vieler Leute: Samy hat mit mir einen Song geschrieben für das Album. Er war teilweise bei den Aufnahmen dabei und hat im Studio geholfen. Wir haben einfach nie darüber gesprochen, ob wir auf diesem Album etwas gemeinsam machen. Aber das hat rein gar nichts zu bedeuten.

Zum Feature mit Haze: In welchen Dingen außerhalb der Musik habt ihr noch Gemeinsamkeiten gefunden?

Guck dir das Video zu "Stein auf Stein" an: Es hört einfach nicht auf, dieses Straßenleben, an der Parkbank zu hängen. Das ist einfach eins zu eins mein Leben gewesen. Generell finde ich es lustig, dass es ein Bestandteil von urbanem Leben ist, dass man sich draußen befindet, sich seine eigene Familie sucht, weil es zu Hause vielleicht nicht so entspannt ist. Das trifft, glaube ich, auch so auf Haze zu. Deswegen habe ich mich da sehr wohlgefühlt und es war eine weitere Parallele zwischen uns. 

AFROB - Stein auf Stein feat. Haze (OFFICIAL VIDEO) Produced by RIK Marvel

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In „Stein auf Stein rappst du folgende Zeilen: "They say Rap changed / They wanna know how I feel about it / Die Rap-Landschaft ist ne andere, Afrob Abi / Doch ich mache keine Klicks, denn ich stopp die Party / Höre lieber Joy Denalane mit Mamani". Du bist schon seit über 20 Jahren im Rap-Geschäft. Wie hat sich Hiphop seit den 90er-Jahren in deinen Augen gewandelt?

"No King Rules forever" lautet meine Devise. Ich habe einen coolen Platz für mich gefunden und bin sehr zufrieden mit meiner Rolle, die ich spiele. Deswegen hege ich auch keinen Groll oder mache Auge bei anderen Leuten. Ich finde, auch wenn mir die Sachen, die releast werden jetzt nicht immer musikalisch oder in der Darstellung gefallen, profitiere ich dennoch indirekt davon. Was ich auch immer sage, ist, dass man es uns auch erlaubt hat, Rap so zu interpretieren wie wir das wollten, wie wir das fühlen. Das muss man den Leuten heute auch erlauben.

Was hat sich noch grundlegend verändert?

Es geht schon lange nicht mehr um Musik. Du rennst dem Algorithmus hinterher und den Content liefern eigentlich die User. Es ist einfach anders. Aber man muss auch sagen, dass die Leute heute viel bessere und leichtere Möglichkeiten haben sich zu präsentieren. Es geht immer in beide Richtungen.

In "Rolle mit Hiphop 2" rappst du „Ich kannte nur aus Raps alle New Yorker Brücken“. Ist dieser "Lehrauftrag" oder die Message heutzutage im Hiphop verloren gegangen?

Nein, gar nicht. Das Problem ist, dass sich die Leute immer beschweren, dass es keinen echten Rap mehr gibt. Ich sage: Doch, den gibt es. Nur hören ihn die Leute nicht. Klar ist es ein bisschen Sucherei. Was da zurzeit als "der Hiphop" verkauft wird, verstehe ich, dass das ein paar Leute wurmt, weil es ja nur die halbe Wahrheit ist. Aber es gibt Alternativen – und ich meine gar nicht mal mich damit. So schlecht ist es nicht bestellt um Rap in Deutschland. Es wird sich auch alles wieder wandeln und drehen. Aber das aktuelle Soundbild ist jetzt einfach ein fester Bestandteil von Rap in Deutschland. In der Wahrnehmung der Leute ist es nur grade so, dass einige Movements im Hiphop vielleicht omnipräsent sind – das stört die Leute wahrscheinlich letzten Endes.

Was ist im Rap heute noch gleich wie zu deiner Anfangszeit?

Tugenden, die man haben muss, um erfolgreich zu sein. Das Geile an Rap ist, dass du immer wieder ran und dich beweisen musst. Egal wie lange du dabei bist, du kannst dich auf nichts ausruhen. Du musst dich nicht neu erfinden, aber doch was Innovativeres machen als davor. Dein Gehirn ist ständig beschäftigt.

Du hast in deiner Karriere immer viel für Hiphop getan. Was könntest du in Zukunft, abgesehen von deiner eigenen Musik, noch im Hiphop tun?

Ich finde Artists sehr interessant, weil es einfach weniger Babysitten ist als früher. Die sind alle schon sehr autark. Das kann schon sein, dass ich in diesem Feld aktiv werde. Ich bin aber erstmal noch hart mit mir beschäftigt.

AFROB - Flüchtling4Life (OFFICIAL VIDEO) Produced von Phono

Checkt hier das Musikvideo zu Flüchtling4Life! ABSCHIED VON GESTERN jetzt erhältlich: http://bit.ly/31dnDbP Sicher jetzt dein Tourticket: https://www.eventim.de/artist/afrob/?affiliate=TUG Rolle mit Hip Hop Nachholtour 2019 27.11.19 - Köln, Bürgerhaus Stollwerck 28.11.19 - Dresden, Scheune 29.11.19 - Bielefeld, Forum Bielefeld 04.12.19 - Hamburg, Docks 05.12.19 - Berlin, SO 36 06.12.19 - Bremen, Tower Musikclub (AUSVERKAUFT) 07.12.19 - Osnabrück, Brücks 10.12.19 - Frankfurt A.

In deinem Pressetext heißt es auch: "Alben schaffen Vertrauen bei den Fans und bringen Nachhaltigkeit mit sich". Wie nachhaltig lebst du selbst? 

Ich habe keinen Führerschein, kein Auto. Ich fliege nicht. Ich fahre nur Zug. Ich könnte mich jetzt in einen SUV setzen und sagen: Mein Konto ist voll, ich darf ein bisschen Gas geben (lacht). Ich trenne meinen Müll, halte meine Wasserrechnung gering. Beim Strom klappt es dagegen noch nicht so gut. Aber ich achte schon auf diese Dinge im Alltag.

Was könnte allgemein noch getan werden? 

Ich frage mich immer, warum die ganzen Kaufhäuser ihre Lichter in der Nacht nicht ausmachen müssen. Wieso brennt das denn alles lichterloh? Es gibt so viele Punkte, bei denen man noch ansetzen könnte. Jeder einzelne sollte sich Gedanken darüber machen wie er weniger Schmutz macht und das Klima schützt.

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