Wer ist eigentlich Bözemann? Eine Historie
Bözemann

Update am 07. Mai 2023:

Der Kampf hat mittlerweile stattgefunden und Bözemann konnte das Match gegen Manuellsen für sich entscheiden. Mehr dazu könnt ihr hier lesen.

Originalartikel vom 05. Mai 2023:

Am Samstag, dem 06. Mai 2023, ist es so weit: Der lang erwartete Boxkampf zwischen Manuellsen und Bözemann findet statt. Schon im letzten Jahr hat das Match zwischen Bözemann und Sinan-G für großes Aufsehen in der hiesigen Rap-Szene gesorgt. Für alle, die sich sowohl im letzten Jahr als auch 2023 gefragt haben: "Wer ist eigentlich Bözemann?" folgt an dieser Stelle ein grober Abriss von Bözemanns Zeit in der Deutschrap-Szene.

Die Anfänge von Bözemann

First things first: Bözemann ist ein Rapper kosovarisch-albanischer Herkunft aus Stuttgart. Viel ist über seine Vergangenheit nicht bekannt. Bei seinem Auftritt im "100% Realtalk"-Podcast von MC Bogy und B-Lash im Jahr 2021 spricht Bözemann über das Aufwachsen in Stuttgart. Die Schule habe er nach der achten Klasse abgebrochen, da es sich damals für ihn wie "Zeitverschwendung" angefühlt habe. Außerdem habe Bözemann in seiner Jugend natürlich Rap gehört. Ice-T und das Rödelheim Hartreim Projekt aka Moses Pelham und Thomas Hofmann zähle er zu seinen Vorbildern. Einen weiteren Shoutout gibt er den Fantastischen Vier, da sie ebenfalls aus Stuttgart kommen. Dort berichtet er auch, mit 18 das erste Mal im Gefängnis gewesen z u sein.

Eines der ersten auffindbaren Interviews von Bözemann ist das mit rap.de aus dem Jahr 2008. Dort bestätigte der "Platzaxt"-Host unter anderem wegen Zuhälterei im Gefängnis gewesen zu sein. Bei rap.de sagte Bözemann jedoch, dass seine erste Inhaftierung im Jahr 1993 stattgefunden habe, als Bösemann gerade mal 14 Jahre alt war. In der JVA habe Bözemann sogar Moses Pelham getroffen. Dabei soll er ihm einen Part vorgerappt haben, wie Bözemann in diesem Interview berichtet.

Rappen war für den 44-Jährigen, so sagt er es, lange nur ein Zeitvertreib. Bözemann sei zwar mit Rapmusik aufgewachsen, hatte aber eigentlich nie Absicht, mit Musik Karriere zu machen. Das Texten und Rappen habe er in der JVA nur gemacht, weil er dann im Gefängnishof jemanden battlen konnte. Sonderlich sportlich scheint er das Ganze allerdings nicht genommen haben. Seiner Aussage zufolge, will er seinem Kontrahenten "die Arme gebrochen" haben, wenn ihn dieser beleidigte. Eine für ein Rap-Battle doch eher kontraproduktive Einstellung, mag man meinen.

Nach der Haft folgte ein Freiwilligen-Einsatz als Soldat im Kosovo-Krieg zwischen 1998 und 1999. Eigenen Angaben nach war er dort als Scharfschütze tätig. Anfang April lud Bözemann ein Bild aus dieser Zeit auf Instagram hoch.

In seiner folgenden "Business-Zeit" hatte Bözemann wenig mit Rap zu tun, weil er schlichtweg keine Zeit dafür hatte, wie er 2008 zu rap.de sagte. Was genau er beruflich gemacht hat, lässt Böze offen.

Bözemann: Erste Auftritte als Rapper

Die ersten öffentlichkeitswirksamen Auftritte des albanischen Rappers stammen aus der Mitte der 2000er Jahre. Ab 2006 trat Bözemann erstmals öffentlich als Rapper in Erscheinung. Zwischen 2007 und 2008 wurde er vor allem durch seine Ansagen an andere Rapper und seinen damaligen Beef mit Massiv bekannt. Mit dem Massiv-Disstrack "Die Herausforderung" aus 2007 wurde Bözemann dem Titel des Songs nicht nur gerecht, sondern schoss weit übers Ziel hinaus.

Wegen der Darstellung des Davidsterns auf dem fiktiven Grab von Massiv in dem dazugehörigen Musikvideo wurde Bözemann unter anderem von dem stern Antisemitismus und Rechtsradikalität vorgeworfen. Der Staatsschutz des Landes Baden-Württemberg ermittelte sieben Monate lang gegen den damals 28-jährigen wegen Volksverhetzung, ehe die Ermittlung fallen gelassen wurde. Einen offiziellen Upload des "Die Herausforderung"-Videos gibt es nicht mehr.

In einem Statement gegenüber rap.de widersprach Bözemann den Anschuldigungen. Er gebe zwar zu, dass er mit dem Davidstern in "Die Herausforderung" "mit dem Feuer gespielt" hat und die Situation unterschätzte. Der Massiv-Diss sei jedoch "weder antisemitisch gemeint noch judenfeindlich oder sonst irgendwie rassistisch". Bözemann wollte mit der fiktiven "Massiv-Beerdigung" darauf aufmerksam machen, dass der "BGB"-Rapper gegen Juden hetze. Trotzdem distanzierte sich Bözemann von der Davidstern-Aktion und entschuldigte sich bei allen "Israelis und Juden, die sich dadurch beleidigt gefühlt hatten."

"Das Böze in dir": Bözemanns erstes Album

Nach der Kontroverse um den Massiv-Disstrack war es etwas ruhiger um Bözemann geworden. Gegen Ende des Jahres 2008 erschien jedoch schließlich sein erstes Album "Das Böze in dir". Menschen, die in dieser Zeit schon im Deutschrap-Kosmos unterwegs waren, werden sich wahrscheinlich an "Bitterkalt" erinnern können – den mit Abstand bekanntesten Song von Bözemann. Dort rappt der Stuttgarter über Liebe, eine toxische Beziehung und seine eigentlich nicht existenten Gefühle. Und dennoch will er sich nicht von der fiktiven Partnerin trennen. Das Musikvideo zu "Bitterkalt" hat mittlerweile 1,7 Millionen Aufrufe auf YouTube.

Der wohl zweitbekannteste Hit des Stuttgarters ist der Remix von "Was willst du tun". Bözemann rappt hier auf einem Mix aus harten Straßen-Rap-Parts und traditioneller albanischen Melodien. Auch auf Spotify wurde der Track neu aufgelegt und befindet sich derzeit auf Platz 1 der Bözemann-Songs.

Nach der "Das Böze in dir"-Zeit wurde es erneut still um Bözemann. Aber nicht nur ein Jahr, auch nicht zwei, sondern mehr als ein ganzes Jahrzehnt. Wir haben bei Bözemann nachgefragt, was er in dieser Zeit getrieben hat. Die Antwort:

"Hab mich in den finstersten Ecken der Unterwelt bewegt. Knast rein, Knast raus."

Für einen genaueren Rückblick empfiehlt das Bözasound-Oberhaupt seinen Track "Zweieinhalb Minuten". Dort rappt er unter anderem über angebliche Ermittlungen des Staatsschutzes gegen ihn, samt Sonderkommission sowie eine Anklage wegen eines Tötungsdelikts. Das Ganze ist untermalt von Jugendfotos, kurzen Videoclips und Schreiben, die von der Staatsanwaltschaft stammen sollen. Alles mündet in "wieder paar Jahre" im Gefängnis.

Comeback 2021: Zurück in die Bözemann-Zukunft

Im Sommer 2021 dann das Comeback aus diesen düsteren Unterwelt-Ecken: Bözemann kehrt nach knapp 13 Jahren Internet-Abstinenz zurück. Er releaste den Song "Alarmstufe Rot" und veröffentlichte im Anschluss die erste Folge seines "Platzaxt"-Formats. Dort machte er dann weiter, wo er über ein Jahrzehnt vorher aufgehört hat: harte Ansagen. "Der meistgehasste Rapper Deutschlands ist zurück", kommentiert Bözemann seine eigene Rückkehr in der ersten Episode. Es folgten einige Tracks und Signings einiger Rapper wie Fabre, mit dem er zusammen das Album "Die Anti Gewalt Kombo" veröffentlichte.

Was folgte, war eine fast beispiellose Liste an Beefs, die der Stuttgarter initiierte. Von Kolja Goldstein, Arafat Abou-Chaker, Fler, Loko Ben, Capital Bra, Farid Bang und Co. sind einige der bekanntesten Rap-Artists Deutschlands dabei. Den hitzigsten Beef startete Bözemann mit Sinan-G, der zu dem bekannten Boxkampf im Mai 2022 führte. Das Box-Match war vor allem wegen Tumulten rund um den Ring in die Schlagzeilen geraten. Den Kampf konnte Sinan-G per technischem K.O. für sich entscheiden. In der Folge konnten die beiden offensichtlich ihre Differenzen aus der Welt schaffen. Denn nur knapp zwei Monate später trafen beide erneut in einer gemeinsamen Folge "Platzaxt" zusammen und agierten auf einer freundschaftlichen Ebene miteinander.

Let's get ready to rumble: Manuellsen vs. Bözemann

Ein weiterer längerer Streit herrscht zwischen dem "König im Schatten" Manuellsen und Bözemann. Der begann schon während des Beefs zwischen Sinan-G und dem Stuttgarter. Bözemann wollte Manuellsen zu sich in den Talk holen, was der Mülheimer jedoch ablehnte. Für Bözemann habe es daran gelegen, dass Manuellsen kein Sparring mit ihm machen wollte. Der "König im Schatten" bezichtigte dann Bözemann der Lüge und forderte ihn daraufhin zu einem Sparring in einem Gym seiner Nähe heraus. 

Der Beef eskalierte schließlich, als in einer "Platzaxt"-Folge zu ein rassistisch anmutenden Witz gegenüber Manuellsen fiel, dessen Wortlaut wir an dieser Stelle nicht wiedergeben wollen. Das führte natürlich zu einer Reaktion Manuellsens. Bei Instagram klärte der Mülheimer anschließend bildlich über die gewaltvollen Folgen von Rassismus auf. Bözemann reagierte mit Unverständnis und berief sich erneut darauf, kein Rassist zu sein und nur einen Witz gemacht zu haben. 

Danach wurde es ein paar Monate still um den Streit der beiden. Im November 2022 beschloss Bözemann jedoch, diesen erneut aufleben zu lassen: Er machte sich über Videos der Ballermann-Auftritte von Manuellsen lustig und bezeichnete ihn als "König im Bierzelt". Weiter forderte er Manu dazu auf, sich gemeinsam mit ihm in eine Platzaxt-Ausgabe mit einem AfD-Politiker zu setzen. Manuellsen lehnte das Angebot jedoch ab und der Beef wurde erneut hitzig.

Bis und auch seit der Ankündigung des gemeinsamen Kampfes flogen Anfeindungen und Beleidigungen aus beiden Lagern hin und her. Am Samstag wollen Manuellsen und Bözemann ihren Streit physisch zu Ende bringen:

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