Fokus Untergrund: 5 Tracks, die mehr Aufmerksamkeit verdienen

Nachdem wir unserer Artikelreihe für den gepflegten Untergrund-Support kürzlich neues Leben eingehaucht haben, geht es jetzt fröhlich weiter. Wir richten das Spotlight dorthin, wo Rap abseits der großen Playlists weiterhin bestens wächst und gedeiht. Auch heute wollen wir euch kurz fünf Artists vorstellen, die mit ihren Video-Releases noch unter 25.000 Klicks liegen. Let's go!

Enoq – Stratosphäre (prod. Swoosh Hood)

Enoq weiß es selbst am besten: Er ist weiterhin ein "Sünder". Und so macht er einfach da weiter, wo er mit seinem letzten Album "Zu schön um klar zu sein" vor über vier Jahren aufgehört hat. Der Berliner gibt den Hörer*innen alles preis. Seine Tracks sind auch 2021 kein "Pappalapapp", sondern gnadenlos ehrliche Selbstreflexion. In diesem Modus geht es politisch nicht immer korrekt zu. Dafür ist bei all dem Struggle gar kein Platz. In der Single "Stratosphäre" räumt Enoq ein, dass es schwierig sein könnte, ihm in diese Untiefen seines Lebens zu folgen: "Keiner kann mich leiden, kann ich gut verstehen". Swoosh Hood, der schon beim Vorgängeralbum mit Enoq zusammenarbeitete, ist weiterhin Teil des Teams und sorgt für den düster-melancholischen Sound. Enoqs neues Album "Ghetto Pop" ist für den 14. Mai angekündigt.

Joey Bargeld – Bei Nacht (prod. Darko Beats)

Joey Bargeld hält nichts von Konventionen. Vielleicht füllt kaum jemand das Punk-Moment im Deutschrap derart geradlinig mit Leben aus. Der Hamburger macht, was er will. Auf der Single "Bei Nacht", die noch zum 2019er Album "Punk Is Dead" gehört, geht er konsequent seinem Freiheitsdrang nach. Er rennt scheinbar ziellos durch die Dunkelheit. Der (Zeit)boy, der gerne mal an der Seite von Haiyti und Trettmann in Erscheinung tritt, braucht keinen Schlaf und keine Zeit. Auf einer Produktion von Darko Beats peitscht es ihn einfach nur nach vorne. Joey Bargeld ist ein Getriebener. Das ist in diesem Fall wild, exzessiv und atmet den Vibe der Achtziger.

Teven – Intro (prod. Zimzala)

Ihre erste Single "Intro" geht die Newcomerin Teven mit großem Selbstbewusstsein an. Sie hat allen Grund dazu: Ihr stehen bei ihrer Premiere in der Deutschrap-Arena ausschließlich Profis zur Seite. Das Video kommt von Orkan Çe, der Beat von Zimzala und die Bantu Nation supportet. Direkt mit den ersten Zeilen wird zudem klar, dass hier eine Künstlerin am Start ist, die nicht erst gestern mit dem Rappen begonnen haben kann. Mit einer Mischung aus bemerkenswerter Routine und Hunger zerlegt sie den Beat. Nach diesem verheißungsvollen Startschuss hat sie noch viel mehr zu erzählen. Dabei ist es ihr von Beginn an wichtig, Haltung zu zeigen.

"Viel erlebt, doch bis heut nix bereut / Mit der Faust in der Luft, meine Stimme für Floyd"

Pimf – Diamonds Are Forever (prod. 7ink)

Die hiesige Szene ist nicht für Pimf gemacht. Alles "zu viel Show", insofern es nach dem passionierten Basketballfan geht. Nach diversen persönlichen Releases ballt der selbsternannte "Allen-Iverson-Verschnitt" zunehmend auf seinen Tracks, die er weiterhin ohne größere Labelstrukturen auf den Markt bringt. Doch Pimf wäre nicht Pimf, wenn er nicht auch dort Privates nach außen kehren würde. Er blickt auf "Diamonds Are Forever" auf seinen bisherigen Werdegang. Vom VBT-Rapper über frühere Selbstzweifel bis hin zu einem "real Artist" – Pimf rappt seine Zeilen mit Gewicht. Dabei lässt er sich von einem ikonischen Part eines James-Bond-Songs aus den Siebzigern begleiten. In der Playlist final.wav führt Pimf zudem die Songs zusammen, die er in jüngster Vergangenheit releast hat.

Rokko Weissensee ft. DJ ILL O. – Butterbrot und Salz (prod. MecsTreem)

Zum Schluss nochmal zurück nach Berlin. Der gute Rokko Weissensee erzählt lässig von früher. Damals hat er sich von "Butterbrot und Salz" ernährt. MecsTreem hat den Track produziert. Er bedient sich dabei einem bekannten Sample aus dem Song "Holy Are You" der US-Band The Electric Prunes. Rakims gleichnamiger Track "Holy Are You" (2009) fährt ebenfalls dieses Sample auf. Zusätzlich werden über die Spielzeit hinweg kurze Sequenzen aus dem Episoden-Film "The Acid House" eingespielt. DJ Ill O. rundet das Ganze ab. Hier steckt zwischen all der Ironie extrem viel Liebe zum Detail. Und für Rokko Weissensee ist auch nicht alles schlecht. Er macht das Beste aus der Situation:

"Wir wurden geboren in ein Scheißelabyrinth / Aber Rokko Weissensee ist Mephistos Lieblingskind"

Vor wenigen Wochen ist sein neues Album "Einsam sterben die Tapferen" erschienen.

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