Ungehypt & dope: 5 Untergrund-Songs, die du gehört haben musst

Ihr wisst doch auch, wie das ist: An der Oberfläche schwimmt das Plastik aus der Massenproduktion, während man die Diamanten, die über lange Zeit zu einer Schönheit gereift sind, unter den Wellen des Hypes untergehen. In dieser Reihe fördern wir regelmäßig das Dope aus dem Untergrund ans Tageslicht. Wie immer gilt daher auch für diesen Artikel: Keins der Video hier hat mehr als 25.000 YouTube-Klicks auf dem Konto.

Serious Klein - Coochie Money (~ 24.000 Views)

Wer Serious Klein bereits für sich entdeckt hat, wird sich diese eine Frage stellen: Warum zur Hölle ist der Kerl noch kein Superstar?! Wahrscheinlich hat man es nicht leicht, wenn man zwischen Ghana und Deutschland aufwächst, aber Sound macht, den man eher von einem TDE-Artist erwarten würde. Dass Kendrick bei uns nicht auf Platz 1 chartet und J. Cole es mit "KOD" erstmals in deutschen Top 20 geschafft hat, zeigt relativ deutlich, wie groß die Zielgruppe für hochwertigen englischsprachigen Rap bei uns ist. Wenn du zudem aus Bochum kommst, wird es noch schwerer, deinen Sound an den Mann zu bringen.

Aber langsam und unaufhaltsam gräbt sich Serious Klein aus dem Untergrund nach oben. Sein Debütalbum "You Should've Known" ist noch keine zwei Wochen alt und vielleicht die beste LP, die ein Rapper aus Deutschland dieses Jahr veröffentlicht hat. Eigentlich unfassbar, dass "Coochie Money" nach vier Monaten noch unter 25.000 Klicks auf YouTube liegt. Serious Klein spielt mit Flows, Worten und seiner Stimme wie jemand, der einfach groß rauskommen muss.

Neben der optischen Ästhetik erinnert unweigerlich auch der Sound an namhafte Vorbilder aus den Staaten, ohne wie eine Kopie ebendieser zu klingen. Dafür sorgt kein Geringerer als der Produzent Rascal, der bereits Kendrick Lamar, Mick Jenkins, Jay Rock, Chance The Rapper und mehr auf seiner Bucketlist abhaken durfte. Hört den Song, hört das Album und sagt danach euren Freunden, was sie zu tun haben!

Argonautiks - Dollars (~ 10.000 Views)

Die Argonautiks bleiben das Gegenteil vom Mainstream: dope und broke.

"Komm, erzähl mir nix von Hustle, du hast keine Peilung / ich spar' mir mein Essen und du kaufst dir teure Kleider"

Die Jungs haben null Bock, bei der Hetzjagd nach viel Geld und teurem Nonsens mitzumachen. Stattdessen stehen Texte mit Köpfchen und dicke Beats von Donnie Bombay im Fokus des Duos, das seine Videos seit diesem Jahr über Haze' Alte Schule Records veröffentlicht.

"Dollars" ist die zweite Auskopplung aus dem neuen Album "Gaffa", das diese Woche erscheint. Das frische Snippet zeigt, dass wir auch auf LP-Länge mit fesselnd-düsterem Sound, dreckigem Flow sowie eingängigen Melodien ohne Peinlichkeitsfaktor rechnen können.

Melik ft. Crack Ignaz - Rotlicht (~11.000 Views)

Tief leben und hoch fliegen ist die Devise beim Wiener Melik, der zum Camp von Hector Marcello Records um Young Krillin und Crack Ignaz gehört. Seinen Style könnte man beim oberflächlichen Hören vielleicht noch als Gleichgültigkeit missverstehen. Wer genauer hinhört, wird aber schnell zu der Erkenntnis gelangen, dass mehr hinter den Bars und der einnehmenden Atmosphäre des Songs stecken muss.

Der Eindruck, den man durch "Rotlicht" mit Crack Ignaz bekommt, setzt sich auf dem bereits im Juli erschienenen Album "Aspirin" fort. Definitiv eine Empfehlung für alle wert, die diesen Song feiern und wissen wollen, welche Facetten Melik noch zu bieten hat – es gibt nämlich auch deutliche fröhlichere Vibes darauf zu hören.

Dem Atlas - Bad Loves Company (~ 2.000 Views)

Auf Dem Atlas' neuem Album "Bad Actress", seinem bislang größten und ambitioniertesten Projekt seit der Unterschrift bei Rhymesayers Entertainment, vereint der Rapper und Sänger eine nahezu unfassbare Bandbreite an musikalischen Einflüssen.

Rap trifft auf Country, Jazz, Rock, Blues, Pop und sogar etwas Grunge. Das alles und mehr vermischt Dem Atlas zu einem ganz eigenen Sound, den ihm erst einmal jemand nachmachen muss. Das Video zu "Bad Loves Company" ist ein Teil der gleichnamigen Visual EP (hier ansehen) und auch auf dem neuen Album zu finden. Hier beweist er seine Skills sowohl als MC als auch als Sänger mit einem großartigen Gespür für die richtigen Töne an den richtigen Stellen. Wer jedoch straighten Rap will, der nicht an allen Ecke vom sprichwörtlichen Tellerrand tropft, muss sich leider woanders umschauen.

Boiz - Sakura (~ 2.000 Views)

Und zum Schluss noch ein absoluter Geheimtipp. Die Boiz liegen mit ihrem Song "Sakura" noch unter 2.000 Klicks, aber haben eine Ohrwurm-Hook par excellence aus dem Ärmel gezaubert.

Auch hier müssen Rap-Puristen ganz stark sein, denn im Prinzip wird nur mit einem guten Schuss Rap-Flavour gesungen. Fans von RIN und Co laufen dafür Gefahr, auf der Nummer kleben zu bleiben. Nicht unbedingt der Style, den ich persönlich besonders feiere, aber ich habe mich jetzt schon häufiger dabei erwischt, wie die Melodie plötzlich wieder in meinem Gedächtnis auftauchte und nicht verschwinden wollte. 

Kategorie

Groove Attack by Hiphop.de