Sneaker als Aktien: Wie Reselling die Corona-Krise überlebt

Streetwear lebt vom Hype. Sie ist längst ihren Wurzeln entwachsen und zum globalen Phänomen geworden, dessen Einfluss von der Hood in die Haute Couture reicht. Kollaborationen und Sneaker werden wochenlang angeteasert und sind nach Release meist in Sekunden ausverkauft. Künstliche Verknappung sorgt dafür, dass Streetwear-Enthusiasten und Fashion-Fans in Scharen vor dem Supreme Store stehen oder ihre Abende am PC verbringen – nur um die neuesten Produkte zu ergattern. 

Tragen wollen sie die Sachen aber längst nicht mehr. Stichwort: Reselling.

Reselling: Von der Nische zum Milliardengeschäft

Was als kleine Szene angefangen hat, steht nun an der Front des Fashion Games. Streetwear und Sneaker gehören zum Alltag wie jede Jeans. Gekonnt spielen Brands wie Supreme, Nike und Adidas mit der hohen Nachfrage: Limitierte Kollektionen und Künstler-Kollabos sind die Devise. Im Wochentakt werden Klamotten, Schuhe und Accessoires releast. 

Inzwischen investieren Sneaker Heads tausende Euros in diese Drops. In der Hoffnung, den neuen Staple-Sneaker (der Sneaker, der die kommenden Monate zum Must-Have wird) zu kaufen, lassen sie Bots die Online-Warteschlangen füllen und kaufen mehrere Paar neuer Schuhe. Diese werden dann für hochgestochene Preise weiterverkauft.

Sneaker-Drops – Das große Geld?

Das ganze Business findet dann auf Plattformen wie StockX oder Grailed statt. Die Nachfrage scheint nicht zu sinken, ganz im Gegenteil: Die Sneaker werden gekauft und verkauft wie eh und je. Je seltener und gehypter ein Schuh ist, desto wahrscheinlicher ist auch, dass er für hohe Preise weggeht. Der Nike SB Dunk Low Travis Scott wird aktuell für rund 1000 Dollar verkauft – das bei einem Einkaufspreis von rund 150 $. 

Wie viel Geld ein Schuh letztlich bringt, ist nie sicher. Die Stückzahl oder Kollabo-Partner sind meist nur ein Indiz für den Gewinn. Für viele Verkäufer ist das Reselling-Business wie das Spekulieren auf Aktien geworden.

Corona-Krise: Die Blase könnte jetzt platzen

Die Corona-Krise wirkt sich stark auf die Modeindustrie aus: Fashion Weeks werden gecancelt, Produktionen sind teilweise eingestellt und die ganze Industrie steht vor einem Wendepunkt. Davon ist das Reselling Game ebenfalls nicht verschont geblieben. Hinzu kommt, dass die Zahl an Resellern in letzter Vergangenheit deutlich gestiegen ist und Labels so auch die Produktion hochfahren müssen. Das macht den Verkauf unattraktiver und wirkt sich auf den erwarteten Gewinn aus. 

Ob das, in Kombi mit der Wirtschaftskrise, die Reselling-Blase platzen lässt, steht noch offen. Bis jetzt ruft StockX auf seiner Website zur Geduld auf, der Betrieb läuft weiter. Christopher Blumenthal, Gründer von deadstok.de, sieht die Zukunft der Reselling-Industrie nicht so düster:

"Ich denke man kann das Reselling mit dem Aktienmarkt vergleichen. Der Markt wird nicht dauerhaft stark drunter leiden."

Die Sneakerbranche ist zu diesem Zeitpunkt noch vergleichsweise gut weggekommen, was auch für die Reselling-Industrie noch keine allzu großen Veränderungen bedeutet, erzählt er. Wer Hype kauft, der hat immerhin auch Geld – das Sammeln von Schuhen ist ein teures Hobby. Das Gleiche hat auch eine kürzlich durchgeführte Nachforschung von highsnobiety ergeben. Der Reselling Markt ist weitestgehend isoliert von dem Wirtschaftseinbruch der Modeindustrie, heißt es dort.

Also, so scheint es, hat der (systemirrelevante) Reselling-Markt mit weniger Problemen zu kämpfen als man vermuten würde. Der Hype lebt weiter – ein Phänomen, welches besonders in der aktuellen Krisen-Zeit zum Nachdenken anregt. 

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