Hiphop.de Awards 2024 powered by Citroën
So manch ein alteingesessener Name ist nicht mehr aus der Deutschrap-Szene wegzudenken und hat auch in diesem Jahr zum wiederholten Male die ein oder andere Nominierung bei den Hiphop.de Awards 2024 powered by Citroën abgestaubt. Natürlich völlig zurecht. Mindestens genauso wichtig ist es aber, den Blick auf all die jungen Talente zu richten, die frischen Wind in die Szene bringen und uns mit ihren neuen Einflüssen positiv überrascht haben. Darum soll es in diesem Artikel gehen: Wir stellen euch alle aufstrebenden Artists vor, die für unseren Award in der Kategorie "Bester Newcomer national" nominiert sind.
Hiphop.de Awards 2024 powered by Citroën: Diese Newcomer können gewinnen
Wie gewohnt hat unsere Jury 20 Leute nominiert, die im Jahre 2024 ihren verdienten Durchbruch gefeiert haben oder vom Gefühl her kurz davor stehen und die Szene schlicht mit ihrer Musik bereichert haben. Wie so oft gilt: Die Reihenfolge der nachfolgenden Auflistung hat nichts mit der Anzahl der Votes zu tun. Wenn du dir die genauen Regeln unseres Nominierungssystems durchlesen willst, kannst du das hier nachholen. Den Weg zum Voting findest du hier. Jetzt aber schnell!
Amo
Fangen wir direkt mit einem Superlativ an. Denn Amo ist nicht einfach irgendwer, nein, er ist der "Amo aller Amos". Das können selbst Celo & Abdi, die diesen Titel in ihrem gleichnamigen Song schon vor fast zehn Jahren für sich beansprucht haben, nicht verleugnen: Im April haben sie den Newcomer bei ihrem Label 385idéal unter Vertrag genommen.
Ein gutes halbes Jahr später hat der ehemalige Rap La Rue-Künstler mit seinem Debütprojekt eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er auch auf Albumlänge abliefern kann. Durch Zusammenarbeiten mit Nimo, Soufian oder auch den Labelchefs höchstpersönlich spielt Amo schon jetzt in den obersten Ligen mit.
PaulK
Zwischen melancholisch und melodisch: Irgendwo dort lässt sich der Sound von PaulK verorten. Er steht für deutschen Rap, der geprägt ist vom Aufwachsen in Bonner Hochhaussiedlungen und schon seit dem allerersten offiziellen Release im April 2023 gleichermaßen bedacht wie professionell klingt. Musik macht er nämlich schon weitaus länger, laut FourMusic "seitdem er denken kann" – und das hört man auch.
Für die Qualität seiner Songs bürgt niemand Geringeres als Deutschrap-Größe reezy, der ihn als einen der wenigen Künstler bei seinem Label Teenager Forever unter Vertrag genommen hat. Und auch wir haben ihn schon Anfang 2024 empfohlen.
Zackavelli
Zackavellis Musik ist nicht nur ganz schön progressiv, sie ist dazu noch ziemlich abwechslungsreich: Nachdenkliche Töne auf "Zuhause" gesellen sich zu Kendrick Lamar-Samples auf "Tiger Woods Freestyle" und einem überdrehten Yeat Type Beat auf "Guwop". Seine unverkennbar raue Stimme und sehr markante Adlibs sorgen dabei für einen roten Faden. Ja man!
Aylo
Im April 2024 hat Juju ihr eigenes Label Viervier Music gegründet. Aylo ist ihr erstes und bisher einziges Signing. Ein Match auf geschäftlicher, aber auch auf musikalischer Ebene – das zeigt der gemeinsame Song "Bis zur Spree".
Aber auch abseits von Zusammenarbeiten mit der Labelchefin weiß Aylo zu überzeugen, insbesondere mit ihrem jüngsten Album "Therapie", das vergangenen Oktober erschienen ist. Ihr Publikum hat sie damit auf eine introspektive Reise genommen, mit der sie sich die Nominierung zur besten Newcomerin redlich verdient hat.
Mucco
Auch Mucco konnte in diesem Jahr einen bedeutsamen Label-Deal landen. Seit August ist der Newcomer Teil von PA Sports' Life is Pain. Ganz unpassend ist der Name der Plattenfirma nicht: Muccos musikalische Handschrift ist tiefgründig, ernst und selbstkritisch. Wer hieran Gefallen finden könnte, sollte sich Songs wie "Enttäuscht" nicht entgehen lassen.
"Ich bin enttäuscht von mir selbst/
Ein Mann, der sich nicht leiden kann in jeglicher Hinsicht, aber sein'n Freunden gefällt"
Zu den schonungslosen Texten gesellt sich eine einzigartige Delivery: Mucco weiß, wie er seine tiefe Stimme mit akzentuierten Pausen in Szene zu setzen hat. Das schätzt auch seine Fanbase, die im Laufe des Jahres pausenlos gewachsen ist.
Hanna Noir
Die weiße Sturmmaske und die eisblauen Kontaktlinsen geben Hanna Noir einen unverwechselbaren Look. Ihre Musik ist dabei nicht minder ausgefallen: Irgendwo zwischen Drum'n'Bass und UK Garage macht sie sich in einer klanglichen Nische breit, die von Deutschrap kaum bedient wird. Zieht man dazu noch ihre teils persönlichen, teils politischen Texte in Betracht, wird eines klar: Hanna Noir hat viel zu viele Alleinstellungsmerkmale, um auch nur im Ansatz in irgendeine Schublade gesteckt zu werden.
Yc
Qualität über Quantität: Die bisherigen Singles und Features von Yc lassen sich an zwei Händen abzählen – aber dafür ist jeder einzelne Song ein Hit. Besonders hervorzuheben ist dabei "Head n' Shoulders". Für den Beat wurde ein Sample von Paul Ankas Hit "Put Your Head on my Shoulder" aus dem Jahre 1959 geflippt und in einen modernen Drill-Stil überführt.
Das kommt so krass, dass der Song erst kürzlich einen zweiten Part spendiert bekommen hat – inklusive Featurepart von UK-Rapper Nemzzz. Äußerst beachtliche Moves für einen Musiker, der noch ganz am Anfang seiner Karriere steht.
Joje
Als Pashanim noch der Geheimtipp aus dem Berliner Untergrund war, identifizierte er sich als Teil einer jungen Rap-Crew namens 361 Youngins. Teil dieser Formation war auch Joje, der zum damaligen Zeitpunkt ausschließlich auf Englisch gerappt hat.
Einige Jahre vergehen – und plötzlich ist Pasha einer der größten Rapper des Landes. Langsam aber sicher schließt Joje auf. Seine Texte sind mittlerweile deutsch; mit "Baggy Jeans" oder "T's & B's" hat er 2024 gleich zwei seiner größten Songs gedroppt. Wer dem typischen Playboysmafia-Sound etwas abgewinnen kann, ist auch hier an der genau richtigen Adresse.
Lacazette
Wenn man 2024 an einem Newcomer nicht vorbeigekommen ist, dann ist das ganz ohne Frage Lacazette. Erst Mitte Mai hat der nach dem französischen Fußballer benannte Rapper mit "H&K" seine erste Single gedroppt. Siebeneinhalb Monate, 13 weitere Songs und einen kometenhaften Aufstieg später erreicht der junge Rapper allein auf Spotify jeden Monat mehr als zweieinhalb Millionen Menschen.
Sein Erfolgsrezept setzt sich aus seiner markanten Stimme, einprägsamen Lines und Instrumentals zusammen, die sich in vielen Fällen als Boom Bap in modernster Bestform beschreiben lassen. Lacazette hat Straßenrap massentauglich gemacht wie kaum ein zweiter – dass seine Songs regelmäßig auf TikTok viral gehen, attestiert ihm das.
Der Yavuz
Vermutlich dürften viele erstmals mit Der Yavuz in Berührung gekommen sein, als er seinen Part zu Summer Cems zweiter Champions Leak-Ausgabe beigesteuert hat. Im Kopf blieb damals wie heute seine Delivery, die als kantig im besten Sinne beschrieben werden kann. Das Signing bei der anderen Seite der "Maximum"-Medaille war von hier aus nicht mehr fern: Der Rapper "straight aus Kerpen" ist mittlerweile verdienter Teil der Rebell Army.
2024 konnte er größere Aufmerksamkeit durch seine Teilnahme bei der zweiten Rap La Rue-Staffel auf sich ziehen. Im Zuge dessen hat er mit Songs wie "Nein", "Spotlight" oder "Lamine Yamal" zahlenmäßig seine bis dato größten Erfolge feiern können – ein starkes Fundament für eine potenziell noch stärkere Zukunft.
Zartmann
Zartmann macht seinem Namen alle Ehre. Er steht für poppigen Rap, der gefühlvolle und melancholische Töne anstimmt. Im Vergleich zu vielen anderen Nominierten dieser Liste fällt seine Musik eben etwas - wer hätte es gedacht - zarter aus. Und damit schlägt er wirklich hohe Wellen: Jeder einzelne Song von Zartmanns jüngster EP "dafür bin ich frei" hat Streams in sieben- oder gar achtstelliger Höhe.
Seine warme und stimmige Klangkulisse wird von Produzenten wie Dauner oder Drumla geschaffen, Features mit Ski Aggu ("Wie du manchmal fehlst") oder Bausa ("Dafür bin ich frei") haben ihr Übriges getan, um Zartmann einer breiten Masse vorzustellen.
Kane
Kane steht für unerwartete Kontraste. Der Berliner Newcomer kommt von der Straße – und das sieht man ihm auch an. Doch seine Musik geht mitten ins Herz: Mithilfe seiner sanften Stimme macht er gefühlsbetonten R'n'B, der beim Hören den einen oder anderen Gänsehaut-Moment erzeugt.
Ein Gegensatz, der sich besonders gut in seinen Musikvideos erkennen lässt. "Meilen" ist das Paradebeispiel: Eingekleidet in schwarzer Nike-Sturmhaube und einer Von Dutch-Cap singt Kane in Anlehnung an Xavier Naidoos "Dieser Weg" über ein emotionales Piano-Instrumental. Die ganze Gang im Rücken fühlt das.
Jassin
Wie aus dem Nichts ist Jassin zur Mitte des Jahres aufgetaucht und hat sich schnellen Schrittes Relevanz in der Musikindustrie erkämpft. Seine Songs sind höchst persönlich und höchst politisch; auf Tracks wie "Bind mir die Augen zu" blickt er beispielsweise auf die Wahlerfolge der AfD und kommt dabei zu pessimistischen Erkenntnissen.
"Ach, diese Welt ist so... /
Ja, wenn die Welt so ist, dann bin ich nicht von dieser Welt"
Man merkt Jassin und seiner Musik an, wie sehr ihn das Aufwachsen als Mensch mit Migrationshintergrund in der sachsen-anhaltischen Lutherstadt Wittenberg geprägt hat. Seine Erfahrungen verarbeitet er auf seiner EP "Kinder können fies sein" – und Conscious Rap kann noch immer spannend sein. Das stellt er mit seinem Projekt problemlos unter Beweis.
Lelosa
Spätestens seit Lelosa sich im Januar 2024 über belangloses "Yappa Yappa" aufgeregt hat, ist der Mannheimer Rapper aus der Szene nicht mehr wegzudenken. Und das aus gutem Grund: Lupenreine Trap-Ästhetik trifft auf einen beispiellosen Rap-Stil, der schon jetzt eine kaum in Worte zu fassende Superstar-Aura ausstrahlt. Und das, obwohl Lelosa mit Sicherheit noch viele, viele Sprossen der Karriereleiter vor sich hat. Dass er für 2025 noch einige Banger in petto hat, ist so sicher wie das Glücksgefühl, das ein dicker Kontostand auslöst.
Shabab
Die Mischung macht's: Shabab verortet sich selbst irgendwo zwischen "Dancehall, Straßenrap und eingängigen Melodien" und hat damit im Frühjahr die Castingshow Icon 5 gewinnen können. Seither ist der Rapper aus Wien mit seiner Kokosnussbande (so der Name seines Labels) nicht mehr aufzuhalten. Egal, ob melodische Tracks wie "La Hayat" und "X" oder härtere Songs wie "Harbi Kurdi" und "Wahh Qzeng": Shabab bedient die gesamte Bandbreite.
Haaland936
Er ist weder der einzige Rap La Rue-Artist noch der einzige nach einem Fußballer benannte Rapper dieser Liste. Das heißt aber nicht, dass Haaland936 keinerlei Besonderheiten hätte. Ganz im Gegenteil: Allein sein langes, gewelltes Haar gibt dem gerade einmal 18-Jährigen ein unverkennbares Markenzeichen.
Dazu kommt sein ganz eigener Sound, der eher an die Rap-Szene unserer französischen Nachbarn erinnert. Hier und da fließen auch arabische Einflüsse in seine Musik ein. So oder so sind melodische Street-Songs seine absolute Stärke, die ihm letzten Endes sogar den Sieg der ersten RLR-Staffel eingebracht haben.
Aymen
Man merkt's schon: Rap-Castingshows haben 2024 eine große Rolle gespielt. Denn auch Aymen entstammt dem Rap La Rue-Kosmos und konnte sich in der ersten Staffel immerhin den zweiten Platz sichern. Trotz Silbermedaille ist er derjenige, der zusammen mit ilo 7araga und Jiyo wohl den RLR-Song schlechthin gedroppt hat: "Substanzen" wurde auf Spotify schon mehr als 30 Millionen Mal gestreamt. Tendenz steigend.
Mittlerweile steht Aymen bei Nimos Label Moonboys Entertainment unter Vertrag. Wer sich die Diskografien beider Künstler anhört, versteht auch, warum.
Ikkimel
Auf einem seiner erinnerungswürdigeren Songs des Jahres 2024 fragte Ski Aggu seine Feature-Partnerin: "Eyo Ikki, fetzen wir 'ne kleine?" Das allein beschreibt die Kunstfigur Ikkimel ziemlich gut. Inmitten von Sex, Partys und Drogen macht sich ein durchweg atziger Lifestyle bemerkbar, den die Berlinerin mit ihrer schnellen Musik verkörpert.
Wer auf der Suche nach zurückhaltender, diskreter oder gar frommer Musik ist, sollte diesen Absatz vielleicht gleich ganz überspringen. Allein der Titel ihres anstehenden Albums "F*tze" macht das deutlich. Ikkimel polarisiert durchaus – aber der Erfolg und ihre stetig wachsende Hörerschaft geben ihr Recht.
Maikel
Wer mit der Musik von Maikel zum ersten Mal in Berührung kommt, muss vermutlich zweimal hinhören, um zu erkennen, dass das tatsächlich noch Deutschrap ist. Denn ein Unterschied zu hochkarätigen Produktionen aus den Staaten ist bei ihm kaum zu erkennen.
Das gilt nicht nur, aber insbesondere für sein im April erschienenes Projekt "Put That Sh*t on Tape". Beat Switches wie auf "Loop/Tuscyboyz" erinnern durchaus an die Travis Scotts und Futures dieser Welt. Die Selbstbezeichnung als "Mr. Swag" hat definitiv ihre Berechtigung – Maikels konsequent zeitgemäßem Stil sei Dank.
Boondawg
Mit "Say Less" und "Kult" hat Boondawg gleich zwei Tapes voller Bretter im relevanten Nominierungszeitraum gedroppt. Dazu hat er mit "Gangsigns" einen millionenfach gestreamten Hit gelandet, der darüber hinaus noch die Chance auf den Hiphop.de Award für den besten Song des Jahres hat. Sein Beef mit Sampagne und Yung Saint Paul hat ihm im November binnen kürzester Zeit mehrere Disstracks auf allerhöchstem Niveau entlockt.
Müssen wir eigentlich noch weiter ausführen, weshalb sich der Düsseldorfer Rapper seine Nominierung verdient hat? Lassen wir doch einfach die Musik für sich sprechen: