Seit 1996: Wie man das ultimative Deutschrap-Label gründet

Sachen gibt's: Wer hätte schon gedacht, dass die beiden Gangster-Rapper Xatar und Haftbefehl ihr Kollaboalbum auf dem Label der Fantastischen Vier releasen? Ziemlich genau 20 Jahre nach der Gründung von Four Music bringt das Label den bisher überraschendsten Act. Dabei war Four in den letzten zwei Jahrzehnten konstant, vielfältig und das wahrscheinlich erfolgreichste Indie-Label im Deutschrap. Damit ist es außerdem eine Art Blaupause für alle selbstständigen Deutschrap-Plattenfirmen, die folgten: Selfmade Records, Aggro Berlin oder Banger Musik.

Über zehnmal Platin und sechzehnmal Gold sprechen Bände, eine Menge hochqualitativer Alben – darunter auch Klassiker – sorgten dafür, dass Four seit Mitte der 90er bis heute außerordentlich relevante Acts präsentiert. Blicken wir doch mal zurück auf vier Etappen, die das Label seit seiner Gründung durchlaufen hat...

1. Die Gründung

Als Die Fantastischen Vier 1996 ihre eigene Plattenfirma gründeten, gehörten sie bereits zu den größten Stars des Landes. Mit Die Da?! und Sie ist weg hatten sie bereits zwei goldprämierte Singles in der Tasche – letztere schaffte es sogar auf den ersten Platz der Charts (eine Leistung, die seitdem nur noch wenige Rapper geschafft haben). Selbstverständlich war es damals trotzdem nicht, als erfolgreicher Künstler Labelchef zu werden. In dieser Hinsicht stecken die Fantas (gemeinsam mit Moses Pelham und seiner Plattenfirma 3P) in der Vorreiterrolle. Große Rapper wie Kool Savas, Azad, Samy Deluxe und Bushido folgten dieser Vorlage mit eigenen Plattenfirmen. In den letzten Jahren beispielsweise auch Farid Bang, Kollegah und Sido.

2. Die ersten Jahre

Schon zu Beginn nahmen die Fanta Vier später große Acts wie Blumentopf und Freundeskreis unter Vertrag. Den ersten großen Wurf schafften Max Herre und seine Band Freundeskreis mit A-N-N-A,  der zweiten Single aus Quadratur des Kreises. Der Song verkaufte sich phänomenal, insgesamt über 250.000 Mal. Das Album gilt als absoluter Klassiker: Selbst Kay One gab letztes Jahr überraschenderweise an, Quadratur des Kreises ausgiebig in seiner Jugend gehört zu haben. 

Während die Fantas selbst mit MfG allen bisher erfolgreichen Songs einen draufsetzten (halbe Million verkaufte Einheiten), veröffentlichten Blumentopf und Afrob ihre ersten Alben. 2002 und 2004 feierte Four Music mit den Alben Journey To Jah und Confidence des Kölner Reggae-Musikers Gentleman zwei riesige Erfolge. Confidence wurde auf Platz #1 der Charts unmittelbar durch von Max Herre abgelöst, jener wiederum direkt von den Labelgründern, den Fantastischen Vier. Knapp zehn Jahre nach dem Beginn stand das Label gesund und munter da. Es war Zeit für den nächsten Schritt.

3. Die Reise ins Ungewisse

Mitte bis Ende der 2000er vergrößterte Four Music seinen Kader wieder und immer wieder. Clueso zeigte mit knapp einer Million verkaufter Alben zwischen 2004 und 2014, dass auch außerhalb der Rapszene mit Sprechgesang viel zu holen ist. Außerdem nahm das Label einen vielversprechenden Casper unter Vertrag, der mit mit XOXO ein Album vorlegte, das in der Deutschrap-Geschichte seinesgleichen sucht. Der Nachfolger Hinterland überzeugte ebenfalls, beide Alben gingen quasi auf Anhieb Platin. 

Neben Mark Forster, der später mit Au Revoir (ft. Sido) einen Mega-Hit landen sollte, verpflichtete Four ebenfalls Marteria. Die beiden Zum Glück in die Zukunft-Alben konnten größtenteils überzeugen, Marteria entwickelte sich (auch dank seines Alter Egos Marsimoto) zum Live-Monster und einem der wichtigsten Gallionsfiguren des deutschen Hiphops. Die Entwicklung in die neue Generation hatte Four definitiv nicht verschlafen. Während traditioneller Hiphop etwa 2009 eine Verkaufsflaute durchlebte und folglich eine Handvoll Labels wie Optik, Bozz, Deluxe und Aggro ins Gras beißen mussten, lief Four dank frischer und innovativer Künstler wie am Schnürchen weiter.

4. Die Zukunft

Seit Caspers letztem Album sind bereits drei Jahre vergangen. Gemeinsam mit Marteria gehört er schon fast zum Four-Inventar. Dementsprechend holte sich das Label erneut frischen Zugang ins Team. Chakuza unterschrieb 2012 und veröffentlichte bislang drei Top-5-Alben.

Besonders eindrucksvoll scheint Kontra K abzuliefern. Seine erste Platte Aus dem Schatten ans Licht chartete auf Platz #2, Labyrinth dieses Jahr sogar ganz oben. Mit einem besonderen Gespür für Motivation, Musikalität und der richtigen Technik greift Kontra traditionelle Hiphop-Werte neu auf. Das zeigt sich speziell auf Spotify, wo er mit knapp 650.000 monatlichen Hörern zu den beliebtesten Rappern des Landes gehört und selbst Szenegrößen wie Kollegah (ca. 510.000) und Bushido (ca. 440.000) locker hinter sich lässt. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass Four auch den Sprung ins Streaming-Zeitalter gemeistert hat.

Der neuste Streich lautet Coup. Im Sommer tun sich Haftbefehl und Xatar für Der Holland Job zusammen. Überraschend, da Four bisher noch nie in das Gangsterrap-Terrain vorgedrungen ist. Doch Haft und Xatar sind Trendsetter, deren Musik nicht nur auf der Straße Einfluss hat. Am 29. Juli werden wir wissen, wie das Album klingt. Eines ist sicher: Es wird das Gesprächsthema Nummer Eins.

Ein Round-Up mit den wichtigsten Freundeskreis- und Fanta Vier-Songs, Highlights von Casper, Chakuza und Marteria findest du auch in der Deutsch Rap-Playlist, die wir gemeinsam mit Filtr zusammengestellt haben.

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