Recap: Das war das Openair Frauenfeld 2022

Mit dem Openair Frauenfeld ist die Festival-Saison in diesem Jahr wieder voll im Gange. Nach zwei Jahren Corona-bedingter Zwangspause war es wieder so weit und internationale sowie deutsche Artists kamen in die Schweiz gereist. Und um den verloren gegangenen Jahren zumindest ein wenig gerecht zu werden, gab es dieses Jahr gleich vier statt wie sonst drei Festivaltage. Wir waren zum Teil von Chivas Regal eingeladen und so haben wir die Tage erlebt:

RIN, A$AP Rocky & Co.: So lief das Openair Frauenfeld 2022

 

Mittwoch

Der erste Tag des OAFs wurde durch Kalim und Summer Cem direkt mit zwei Bangern eingeleitet. Sie hoben die Messlatte für den Rest bereits ordentlich an.

Um kurz nach 19 Uhr gab es dann mit Playboi Carti den ersten großen US-Artist auf der Mainstage zu sehen. Und dessen Performance hatte es in sich. Wie eine Welle krachte seine Power auf die Crowd und machte deutlich, dass auch die Artists aus Übersee den OAF-Auftritt nicht auf die leichte Schulter nehmen. Außerdem sammelte Carti einige Sympathiepunkte als er einen Fan, der auf die Bühne geklettert war, vor der Security bewahrte.

Ähnliches war auch bei den darauffolgenden Ami-Acts zu beobachten. Sowohl Megan Thee Stallion als auch Trippie Redd und Tyler, The Creator sorgten für ordentlich Abriss. Letzterer spaltete mit seiner Performance allerdings einige Gemüter. Manch einer hatte sich wohl zum Abschluss noch ein bisschen mehr Turn-Up gewünscht.

Donnerstag

Wer am nächsten Tag nicht direkt von Anfang an vor der Mainstage stand, verpasste definitiv einen DER Auftritte des Festivals. Ungeachtet des undankbaren Slots machten die 102 Boyz zur Mittagszeit ordentlich Welle und läuteten den Tag ein. Dieser war gerade zur Primetime wieder vor allem von US-Acts geprägt.

Den Auftakt machte Lil Uzi Vert, der eine erwartbar energetische Show hinlegte – immer wieder gerne mit Fans aus der Crowd. Jene wurden regelrecht dazu animiert, mit auf die Bühne zu kommen und diese dann auch wieder mit einem Stagedive zu verlassen. Da scheint es allerdings noch Nachholbedarf bei der Etikette zu geben, denn die meisten sprangen mit den Füßen voran zurück in die Menge.

Nach Uzi war Lil Baby dran und kämpfte mit der North Stage. Eine Problematik, die sich noch über das ganze Wochenende ziehen sollte. Während die Artists auf der South Stage quasi unter besten technischen Voraussetzungen arbeiten konnten, kam der Sound auf der Nordseite einfach nicht richtig an. Aber dazu im späteren Verlauf noch mehr.

Erst einmal ging es zurück auf die Südbühne, wo Roddy Ricch neue und alte Hits zum Besten gab. Ein Fan, der zu Roddy auf die Bühne wollte, holte sich dabei auch einige Hits von dessen Entourage ab. Die zeigten mal wieder, dass Ami-Securitys keinen Spaß verstehen und anders als noch bei Uzi und Playboi Carti wollte Roddy wohl niemanden auf der Stage haben. Der "The Box"-Rapper selbst verlieh dem Ganzen mit einigen Tritten Nachdruck, ließ sich dadurch aber nicht vom Performen abhalten.

Shindy machte den Abschluss am Donnerstag. Und hier kam wieder die Problematik des Nordbereichs zum Tragen. Den Friends with Money-Front hätten Fans wahrscheinlich noch mehr gefeiert, wenn er besser zu verstehen gewesen wäre. Da konnten auch ein schönes Bühnenbild und Feuerwerk nicht helfen.

Freitag

Beim vorletzten Tag gaben sich internationale und deutsche Artists die Klinke in die Hand. Wobei festgehalten werden muss, dass sich in diesem Vergleich keine Partei verstecken muss. Jack Harlow vielleicht ein bisschen. Dessen Auftritt konnte auf jeden Fall nicht so recht mit dem der gleichzeitig spielenden 01099 mithalten.

Mit Ankündigung sorgte SSIO dann dafür, dass sich einige andere Artists für ihre „P*mmel-Moshpits“ schämen mussten. Trotz des mittlerweile altbekannten nordseitigen Soundproblems machte der Bonner kurzen Prozess. Kaum jemand in Deutschland kommt an dieses Energie-Level ran. Nur davon seine Handys oder sein Portemonnaie auf die Bühne zu schmeißen, sollte man absehen. Nicht nur schließt SSIO dann auf deinen Perso einen Handyvertrag ab, er wirft die Dinger auch einfach irgendwo in die Menge.

Danach kam RIN. Und wie. Gefühlt standen die gesamten 50.000 Leute, die auf das Gelände passen, vor seiner Bühne. Und gefühlt konnten sie alle auch jeden Text. Nicht umsonst bezeichnete RIN selbst das Ganze als seinen besten Auftritt aller Zeiten. Und wo man sonst mit "Floskel" abwinken würde, steckte in dieser Aussage schon viel Wahres. So viel Energie lässt sich kaum in Worte fassen.

Da konnte selbst der darauffolgende Ferg nur schwer mithalten. Auch wenn der Hood Pope natürlich einige Banger wie "Plain Jane" im Gepäck hatte, die für Ausnahmezustände sorgten. Deutlich weniger energetisch ging es danach bei J. Cole zu. Was nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Immerhin performte der "The Off Season"-Rapper als einer von ganz wenigen US-Künstlern, ohne krass auf Playback zu setzen. Trotzdem kam nicht alles bei der Crowd wirklich an. Nach lediglich mäßigem Bereitwillen der Zuschauer, Jeremihs Part auf "Planez" zu singen, schlussfolgerte Cole, dass dessen PR-Team den Song vielleicht noch mal mehr in Europa pushen müsste. Vielleicht. An Coles Performance lag es eigentlich nicht. Die war für viele, mit denen wir gesprochen haben, sogar ein Highlight. So ein wenig war nach SSIO, RIN und Ferg einfach die Luft raus.

Samstag

Der letzte Tag des OAFs kam auf jeden Fall mit der sinnlosesten Dreifach-Buchung des gesamten Festivals daher. OG Keemo, Lugatti & 9ine und 2LADE spielten alle parallel zueinander. Und so musste man sich zwischen einem der drei Auftritte entscheiden, insofern man nicht konstant hin und her laufen wollte. Schwer nachzuvollziehen, wenn man sich überlegt, wie sehr die Fans der drei Acts sich überschneiden. Keemo, Gatti und 9ine waren bestimmt krass. Ich war auf jeden Fall bei 2LADE, der die Fabrik komplett zersägt hat. Einmal kurz dem gesamten OAF die Brille aufgesetzt. Mit Moshpits, die den Mainstages Konkurrenz machen konnten. Dort sorgten danach Symba und BHZ für Abriss.

Für ein paar Kopfschmerzen bei den Veranstaltern dürfte die kurzfristige Absage von Ski Mask The Slump God und Yung Hurns Verspätung gesorgt haben. Dem Erlebnis der Fans wird das Ganze wohl keinen Abbruch getan haben. Zumindest wenn man gesehen hat, was im Vorlauf zu Sidos Slot los war. Eine Crowd, die der Berliner Legende auf jeden Fall gerecht wurde. Der bedankte sich mit einer ebenso imposanten Show, die als Statement seiner unfassbaren Live-Erfahrung verstanden werden kann.
Weniger Erfahrung, aber nicht weniger Turn-Up, gab es danach beim doch noch eingetrudelten Yung Hurn.

Und wer dachte, zuvor wäre es schon voll gewesen, der hat noch keinen A$AP Rocky-Auftritt gesehen. Da herrschte sogar im Backstage Aufregung und Deutschrap-Stars wurden zu Fans. Aber keine Sorge, wir sagen eure Namen natürlich nicht. Vor der Bühne standen die Leute selbst auf der Treppe der VIP-Tribüne Schulter an Schulter. Geboten bekamen sie wie beim Splash bereits ein aufwendig anmutendes Bühnenbild aus einem riesigen Crashtest-Dummy. Und eine dem "Lord Pretty Flacko Jodye"-würdige Performance mit den wohl größten Moshpits des Wochenendes. Zwischen den Songs gab es zum Teil extrem langen Pausen, in denen Rocky auch gerne mal dem Kameramann Anweisungen gab, wo dieser denn hinzufilmen habe.

Nachdem auf der leidigen Nordseite bereits einmal die Lichter angingen, war die Zeit des New Yorkers auch schnell schon wieder um und er musste Platz machen für Haftbefehl.

Der sorgte mit seinem Auftritt für einen würdigen Abschluss des diesjährigen Openair Frauenfelds. Augenscheinlich 100 Deep auf der Bühne, in einer orangen Jacke, die man über das gesamte Gelände erkennen konnte und mit unzähligen Bengalos in der Crowd zündete Baba Haft das Festival noch ein letztes Mal an. Und sparte dabei zur Freude der Fans nicht an "069"-Performances. Da wurde aus OAF kurz OFFM.

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