"Rap wird wieder Rap": PA Sports, Kianush & "JBG 3" gegen die Hypes?

"Deutschland war schon immer so. Wenn irgendwas kommt, was angesagt ist, dann ist das so sehr angesagt, dass das so durchgef**kt wird in diesem einen Jahr, dass das nach zwei Jahren kein Mensch mehr hören kann." – PA Sports

Das Zitat stammt nicht aus diesem Jahr und es geht auch nicht um Deutschraps große Ohrwürmer, die seit Ohne mein Team auf afrikanischen oder karibischen Drums und Samples präsentiert werden und reihenweise goldene Schallplatten abräumen. Anfang 2016 ging es um Trap. Das Prinzip der Hype Trains hat PA zwar etwas überspitzt zusammengefasst, aber durchaus mit einem wahren Kern.

Auf Facebook hat der Essener sich gestern seinen Fans erklärt. Einige konnten offenbar nicht verstehen, wieso man ausgerechnet parallel zur zweiten Single aus JBG 3 seinen eigenen neuen Song (Back to the Roots mit Kianush) veröffentlicht.

Sein Kernaussage ist, dass er und Kianush in der Promophase zu Desperadoz 2 ihr eigenes Ding durchziehen und sich nicht von Releases anderer Rapper beeinflussen lassen. Interessant ist aber auch das Ende von PAs Kommentar: Er, Kianush, Farid Bang und Kollegah würden aktuell wieder einen "anderen Wind in die Bude" bringen: "Rap wird wieder Rap" – ein Schritt, den viele Fans befürworten. Aber heißt das, dass Rap aktuell nicht Rap ist oder es zwischenzeitlich nicht war?

Das stimmt so natürlich nicht und soll offenbar auch kein genereller Hate gegen Hypes sein. PA und Kianush hatten früher in diesem Jahr noch selbst mit Sie will ft. RAF Camora & Bonez MC beziehungsweise Chill mal dein Leben ft. Moe Phoenix auf die angesagten Sounds gesetzt. Außerdem bringt die aktuelle Entwicklung deutschsprachigen Rap weiter und weiter nach vorne – insbesondere kommerziell – und daran sollten sich nur die Wenigsten stören.

Für alle Facebook-Kommentarschreiber da draußen, die angesichts neuer Trends regelmäßig ausrufen, Rap wäre tot (nein, er ist lebendiger als je zuvor), muss das doch eigentlich ein positives Signal sein. Ein Movement bringt fast immer ein Gegen-Movement mit sich. Bis der harte Rap ausstirbt, mit dem die meisten aufgewachsen sind, wird noch das ein oder andere Jahrzehnt vergehen.

Dazu muss man sagen, dass Desperadoz 2 und JBG 3 bei weitem nicht die einzigen Alben sind, die 2017 ohne Afrotrap und poppige Hooks auskommen. Speziell durch Kolle und Farid wird das Thema aber aktuell auf die Agenda gepackt. Andere Künstler, deren Musik dieses Jahr abseits jeglicher Hypes funktioniert hat, sind unter anderem Estikay, Cashmo, Nate57 oder auch Kontra KCasper, Sido und Kool Savas (und zig Untergrund-Artists, die mir nicht auf Anhieb einfallen).

Wenn man sich so manche Playlist auf Spotify ansieht, kann man schon das Gefühl bekommen, die Szene bestehe nur noch aus Afrotrap. Aber keine Sorge. Der Kuchen ist nicht nur groß genug für alle, man kann sich sogar die Torte aussuchen, von der man gerne ein Stück hätte. Man muss nur den richtigen Konditor finden.

Kategorie

Groove Attack by Hiphop.de