Nicht quatschen, machen: Rapper und ihre Standard-Phrasen

Auch im Jahre 2014 wurde und wird reichlich releast. Somit gab es auch zahlreiche Promophasen, woraus wieder zahlreiche Interviews resultieren.

Zwar sitzt in jedem Interview ein anderer Künstler, welcher eine andere Story zu erzählen hat, einen anderen Film fährt und ganz anderen Rap produziert als Kollege xy. Und doch hat man das Gefühl, dass man in vielen Gesprächen so einige Sätze findet, die offenbar im Handbuch des Interview-ABCs zu finden sind.

Manchmal wird jedenfalls mehr versprochen, als das Album hinterher einhält...

"Das ist das beste Album, das ich je gemacht habe!"

Es ist wohl der am häufigsten gesagte Satz in einem Deutschrap-Interview überhaupt. Das mag ja in manchen Fällen stimmen, schließlich entwickeln sich Künstler im Laufe ihrer Karriere weiter. Interessant ist aber, dass man diesen Satz quasi jedes zweite Jahr oder gar jährlich von ein und demselben Rapper hört. Bei der hohen Release-Frequenz ergäbe das eine derartige exponentielle Steigerung, dass das aktuelle Album eines jeden Rappers quasi das  Nonplusultra ist. Und dann das neue. Und dann wieder das neue. Auf der anderen Seite heißt es, das erste Album sei nicht zu toppen, da man ohne Sorgen an die Sache rangehen konnte und das Meiste zu erzählen hatte. Letztendlich entscheiden wohl die Fans, welches nun das beste Album ihres Lieblingsrappers ist. Unter denen herrscht nämlich meist Einigkeit darüber...

"Mein Album wird legendär. Ich weiß, das sagt jeder Rapper, aber meins wird's ehrlich!"

Es ist die Steigerung zu Phrase Nummer 1. Da der Begriff "legendär" im allgemeinen Sprachgebrauch mit Ruhm, Berühmtheit und gar Unsterblichkeit in Verbindung gebracht wird, sollten die Herren Rapper zukünftig vielleicht etwas vorsichtiger damit umgehen. Nehmen wir mal Michael Jackson und, passend zum Genre, 2Pac als Maßstab. Nun ja, ihr wisst worauf ich hinaus will. Fest steht: Allein in diesem Jahr habe ich so viele "legendäre" Alben gekauft, dass meine iTunes-Playlist bereits jetzt eine Schatztruhe der Musikgeschichte darstellt.

"In jeder anderen Woche wäre ich in der Top 10 gechartet."

Gut, Release Dates werden sehr lange im Vorraus geplant und man kann sich nicht aussuchen, welche Künstler ebenfalls in derselben Woche ihre Platte raushauen. Man fragt sich aber, wann denn nun mal eine so schwache Woche kommt, in der ein Rapper nicht sagen muss, dass er eigentlich Top 10 gegangen wär. Irgendwann muss das Glück mit einem Hold sein. Ganz davon abgesehen, dass Charts doch eigentlich gar nicht so wichtig seien. Ups, da ist ja schon wieder 'ne Phrase.

"Die Charts sind mir egal."

Darüber kann man nochmal reden, wenn sich keine Platte mehr verkauft. Wieso wird dann nach dem großen Charterfolg immer damit geprahlt, dass man mehr verkauft hat als alle anderen Rapper zusammen?  Ähnliches gilt allerdings auch für die Fans. In den Kommentaren heißt es, der Fokus auf die Charts nerve langsam. Sind die Chartplatzierungen dann bekannt, herrscht so mancher Fan-Kleinkrieg darüber, wieso man es Rapper xy überhaupt nicht gönnt, auf Rang 1 gelandet zu sein. Gut, es herrscht nochmal ein Unterschied zwischen Charts und Verkaufszahlen. Da die Verkaufszahlen in Deutschland allerdings nicht an die Öffentlichkeit gelangen, bleiben Charts nun mal der primäre Gradmesser für den Erfolg. Trotzdessen der Vorschlag, sich die günstigeren Wochen auszuwählen. Dann hat man nicht nur die guten Zahlen sondern zugleich eine gute Platzierung. Aber wie sagte bereits ein teutonischer Philosoph: "Wer die Verkaufszahlen nicht ehrt, ist die Charts nicht wert."

"Ich habe noch nie so intensiv an einem Album gearbeitet. Die Aufnahmen an sich waren jedoch in zwei Tagen fertig."

Es ist klar, dass zu einem Album mehr gehört als nur das Aufnehmen. Texten, Promotermine, Videodrehs, Organisatorisches - bei so einem Release gibt es einiges zu bedenken. Der Phrase zufolge haben wir reichlich One-Take-Wonder im Land. Sieht man dann aber mal einen Blog aus dem Studio, passiert einen Großteil der Zeit wenig bis gar nichts. Vielleicht dauern die Aufnahmen in Wirklichkeit auch vier Tage - und alle nehmen in Doubletime auf.

Was lernen wir und die Rapper nun aus diesem Artikel? Richtig, weniger quatschen, einfach machen. Und nehmt's nicht persönlich.

Kategorie

Groove Attack by Hiphop.de