Netflix – "The Defiant Ones" ist keine Standard-Hiphop-Doku
Dr. Dre

"The Defiant Ones" steht ab morgen auf Netflix für alle Abonnenten zum Streamen bereit. Wir hatten im Rahmen eines Presse-Screenings die Gelegenheit, uns den ersten Teil der Doku über Dr. Dre und Jimmy Iovine anzuschauen. Dabei ist vor allem eines deutlich geworden: Wir bekommen es hier nicht mit einer Standard-Hiphop-Doku zu tun. "The Defiant Ones" ist sehr viel größer als das und geht weit über die Hiphop-Kultur hinaus.

"The Defiant Ones" setzt auf Humor, Geld & Qualität

Die Doku startet mit einem kurzen Who is Who der Musik-Szene: Wir sehen Eminem, Snoop Dogg, Bruce Springsteen, Gwen Stefani, Patti Smith, Trent Reznor und viele mehr. Das macht gleich zu Beginn deutlich, auf welchem Superstar-Level wir uns hier bewegen – und dass es eben nicht nur um Hiphop geht. 

Hinter "The Defiant Ones" verbirgt sich HBO und die geballte finanzielle Macht von Dr. Dre. Das sieht man der Doku an, sie ist durch und durch ein Hochglanzprodukt. Dazu passend wurde das Presse-Screening im mondänen Berliner Soho House veranstaltet – einem "Private Member's Club", in dem man angeblich Gefahr läuft, Til Schweiger zu begegnen.

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Das viele Geld ermöglicht es, ein derartiges Mammut-Projekt überhaupt zu stemmen – und dann auf einem qualitativ so hochwertigen Level durchzuziehen. Um das liebe Geld geht es dann auch direkt zu Beginn von "The Defiant Ones": Der betrunkene Tyrese Gibson plaudert den legendären Milliarden-Deal zwischen Beats by Dre und Apple per Facebook-Video aus, während Dr. Dre im Hintergrund tanzt.

Dr. Dre erklärt, dass diese Aktion zu den drei peinlichsten Momenten seines bisherigen Lebens zählt. Nichtsdestotrotz ist das Ganze so aneinandergefügt und mit Interview-Aussagen der Beteiligten unterfüttert, dass dabei kein Auge trocken bleibt. "The Defiant Ones" wirkt generell überraschend witzig. Großartig sind zum Beispiel die Momente, in denen unterschiedliche Personen dieselbe Geschichte erzählen. Vor allem, wenn die jeweiligen Erinnerungen stark voneinander abweichen.

Musik-Geschichte & Popkultur im Schnelldurchlauf

Im ersten Teil von "The Defiant Ones" geht es zwar sowohl um Dr. Dre als auch um Jimmy Iovine, aber die Verbindung zwischen den beiden steht nicht im Mittelpunkt. So entsteht zumindest bisher der Eindruck, eher zwei einzelne Künstler-Portraits zu sehen. Die überschneiden sich zwar hier und da, aber die Partnerschaft und Freundschaft der beiden Musikindustrie-Giganten wird wahrscheinlich im späteren Verlauf der Doku mehr in den Fokus gerückt.

Jimmy Iovine hat, lange bevor er sich mit Dr. Dre zusammen getan hat, bereits mit Künstlern wie John Lennon, Bruce Springsteen oder der Punk-Ikone Patti Smith gearbeitet. Dementsprechend geht es in der ersten Episode gut die Hälfte der Zeit gar nicht direkt um Hiphop. Stattdessen nimmt uns "The Defiant Ones" mit auf eine Tour de Force durch die letzten vier Dekaden der Popkultur. 

Sound-Effekte als Erklärstunde nebenbei

Die Macher der Doku haben sich einige nette Details und Spielereien einfallen lassen, die die Musikdoku abrunden: Wenn Jimmy Iovine erklärt, wie er gelernt hat, den Hall einzustellen, hallt gleichzeitig seine Stimme nach. Wenn Dr. Dre berichtet, wie er zum ersten Mal zwei Turntables miteinander verbunden hat und mit der Balance als Fader gearbeitet hat, hören wir seine Stimme kurzzeitig nur links und dann nur über den rechten Tonkanal.

"The Defiant Ones" als Inspiration

Nach dem ersten Teil der HBO-Doku bleibt vor allem der Eindruck, zwei Menschen erlebt zu haben, die ihren Bauchgefühl folgen. Sowohl Jimmy Iovine als auch Dr. Dre haben sich von nichts und niemandem davon abbringen lassen, ihre Träumen zu realisieren. Sie haben sie nicht nur verwirklicht, sondern nebenbei auch noch Geschichte geschrieben. Und, vielleicht am Wichtigsten: Sie hatten ganz offensichtlich eine sehr gute Zeit dabei.

Dass Dr. Dre und Jimmy Iovine mit all dem so unglaublich erfolgreich waren, macht das Bedürfnis, es ihnen nach zu tun, nur noch drängender. "The Defiant Ones" kann also als Inspiration für all jene dienen, die sich noch zieren, das zu tun, was sie wirklich wollen.

Morgen, am 23. März, geht "The Defiant Ones" bei Netflix an den Start.

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