In 12 Songs: Kollegahs Weg an die Deutschrap-Spitze

Intro (aus dem "Zuhältertape", 2005)

Die Story der „Sign mich oder f*ck dich!“-Mail ist wohl den meisten bekannt, die nicht erst gestern deutschen Rap für sich entdeckt haben. Nachdem Selfmade Records-Gründer Elvir Omerbegovic Kollegahs erstes Zuhältertape gehört hatte, unterzeichnete Kolle kurz darauf seinen ersten Label-Vertrag.

Sein Zuhältertape hatte Kolle zum freien Download ins Netz gestellt. Am 22. Dezember 2005 veröffentlichte er über Selfmade Records ein Re-Release des Tapes in Form des Zuhältertapes (X-Mas Edition).

Der Einstieg des „originalen“ Zuhältertapes ist immer noch für viele Kollegah-Hörer legendär und wurde auch von ihm selbst vielfach aufgegriffen. Auf den Intros von Boss der Bosse sowie des Zuhältertapes Vol. 4 und auf Endlösung vom Zuhältertape Vol. 3 sind Anspielungen zu hören:

Du bist der Sohn einer H*re

Deine Mum brachte einen H*rensohn zur Welt

So eine H*re, [...]

Auf dem nächsten Song gibt sich Kolle nachdenklicher...

Sommer (aus "Boss der Bosse", 2006)

Am 9. Juni 2006 legte der Halbkanadier mit dem Boss der Bosse-Tape nach, das als zweiter Teil der Zuhältertape-Tetralogie gilt. Die Platte ist Kollegah-typisch durchzogen von hartem Punchline-Rap mit allerlei Sprachakrobatik. Kolle beleuchtet das Image des Pimps in allen Facetten.

Doch zwischen Gewalt und Materialismus gibt er sich ungewohnt nachdenklich. Auf Sommer reflektiert Kollegah seine Vergangenheit, seine eigene Vergänglichkeit und seinen Wunsch, Gottes Wort bestmöglich zu befolgen:

Denn was sind 70 Jahre Lebenszeit, verglichen mit der Ewigkeit

Wozu Geld und Autos, wenn am Ende nur die Seele bleibt

Auf Sommer werden noch Herbst vom Album Kollegah sowie Winter auf dem Zuhältertape Vol. 4 folgen, die ähnliche Themen behandeln. Auch Morgengrauen auf King geht in die Richtung.

"An alle Hater: 'Nächstes Mal gibt's wieder Punchlines...'"

Ein guter Tag zum Sterben (aus "Chronik I", 2007)

Was das Rumpöbeln gegen Rapper-Kollegen auf Albumlänge angeht, haben Kollegah und Farid Bang mit ihrer Jung, brutal, gutaussehend-Reihe wohl neue Maßstäbe gesetzt.

In dieser Galerie wird sich kein JBG-Track wiederfinden, da beide bisher erschienenen Teile indiziert wurden und somit auf YouTube, Spotify und Co. nicht mehr offiziell verfügbar sind. Unter anderem Dynamit wäre in dieser Galerie definitiv erwähnenswert gewesen, da es das erste Kolle-Farid-Video darstellte, das extrem weite Kreise zog (so wie Aliens in Kornfeldern).

Doch auch solo hat der selbsternannte Boss schon den einen oder anderen Beef auf dem Kerbholz. Seinen ersten richtigen Disstrack stellt Ein guter Tag zum Sterben aus dem Februar 2007 dar. Dem Song waren Sticheleien von Kolles damaligem Kontrahenten Separate vorausgegangen.

Abgesehen vom Beef originelle Lines aus EgTzS sind unter anderem folgende:

Deshalb duck dich, Sebastian Faisst

Denn mein Hosentaschen-Inhalt ist wie Raupen

Er entpuppt sich als Butterfly

Nach dem Beef mit Separate schoss Kollegah außerdem auf Songlänge mit seinem Diss Fanpost (2009) gegen das damalige Aggro Berlin-Camp (besonders fokussiert auf Fler) und sieben Jahre später mit Fanpost 2 ausschießlich gegen seinen scheinbar ewigen Rivalen Fler.

Im Jahr 2007 trat Kollegah nicht nur mit EgTzS, sondern auch mit seinem ersten Studioalbum vor das Volk...

Kuck auf die Goldkette (aus "Alphagene", 2007)

Am 16. November 2007 hielt das heiß erwartete erste Studioalbum des Bosses Einzug in die deutschen Plattenläden. Bekanntermaßen hatte Kollegah während der Promophase nicht nur "'ne goldene Kette am Hals, sondern auch ein Gerichtsverfahren".

Er wurde vom Amtsgericht Simmern wegen Besitz und Handel mit Betäubungsmitteln zu Sozialstunden und einer Geldstrafe verurteilt. Das Release Date von Alphagene war wegen dieser Angelegenheiten von September auf November verschoben worden.

Die erste Videoauskopplung Kuck auf die Goldkette ist nach wie vor ein Kollegah-Classic. Dank des Videos wurde Kolle einer etwas breiteren Masse bekannt, da es auf MTV in der heimischen Flimmerkiste lief.

Der Song schaffte es sogar mehrere Male den ersten Platz beim Voting für die TRL Most Wanted-Charts zu belegen. Einer Show, bei der die Zuschauer per Internet oder Telefon ihre Top Ten an Musikvideos wählten.

Da bleibt eigentlich nur noch Mirco Resegs Frage offen: "Weißt du was dieser Toni jesacht hat? Weißt du was der jesacht hat?!"

Ein Jahr später deckte sich der Big Boss passend zur Goldkette mit einem seidenen Mantel ein...

Big Boss (aus "Kollegah", 2008)

Es gibt wenige Songs, die Kolles jahrelang auf Alben ausgelebtes Zuhälter-Image so sehr auf die Spitze treiben. Big Boss ist einhundert Prozent Kollegah – vom "Fellteppich aus Leopard" bis zum "winterlichen Trenchcoat von La Martina".

Ignoranz, Arroganz, eine auf den Punkt gespittete Doubletime-Passage und das Ganze unterlegt von einem brachialen Rizbo-Beat – wie Kuck auf die Goldkette und ein Großteil der frühen Kollegah-Produktionen im Übrigen auch.

Auch Big Boss konnte auf MTV die Spitzenposition der TRL-Charts erreichen. Auf YouTube stellt es mit über zehn Millionen Klicks ebenfalls einen der meistgeklickten Kolle-Tracks dar.

Das dazugehörige Album mit dem schlichten Titel Kollegah ging am 29. August 2008 an den Start und belegte in der ersten Verkaufswoche den 17. Platz der Deutschen Charts – damals ein durchaus beachtlicher Erfolg für das zweite Album eines Rappers bei einem Indie-Label.

Wer noch mehr Zuhälterrap auf die Lauscher braucht, ist beim nächsten Track goldrichtig...

Endlösung (aus dem "Zuhältertape Vol. 3", 2009)

Am 19. Dezember 2009 brachte Kollegah mit dem Zuhältertape Vol. 3 den dritten Teil seiner Zuhältertape-Reihe an den Start.

Das ZHT 3 war ursprünglich als Abschluss der als Trilogie gedachten Serie geplant. 2015 erweiterte Kolle die Trilogie zu einer Tetralogie.

Einer der wohl beliebtesten Kollegah-Songs of all Time ist der zweite ZHT 3-Song Endlösung. Darauf berappt er einen epochalen B-Case-Beat mit dem Zuhältertape-typischen "Laid-back-Flow" inklusive Doubletime-Passagen.

Witzige Lines wie die folgenden bleiben auch Jahre später noch im Gedächtnis hängen:

Deine Gang besteht aus Kids/Kitz wie ein Bambisteak

Auch auf dem nächsten Song wird der selbsternannte Boss dem Pöbel das eine oder andere Schmunzeln entlocken...

Fanboy (aus dem "Hoodtape Vol. 1 (X-Mas Edition)", 2010)

Das Hoodtape Vol. 1 wurde am 14. August 2010 in einer Steelbox mitsamt der damaligen Zuhältertape-Trilogie exklusiv über den Selfmade Records-Shop vertrieben. Am 18. Dezember kam es in der X-Mas Edition inklusive neuer Tracks in die Läden.

Die Scheibe kann mit ihren wechselnden Szenerien und verschiedenen auftauchenden Charakteren als Gangsterfilm fürs Ohr betrachtet werden.

Einer dieser Charaktere ist der Fanboy, der sein Debüt bereits auf einem Skit von Kolles Alphagene feierte. Im Dialog mit diesem aufdringlichen Rap-Amateur zeigt sich Kollegahs ausgeprägter Humor, der auf dem gesamten Hoodtape immer mal wieder aufblitzt (unter anderem auf Frank Miller, Powerschwanz oder Sohnemann).

Auch das kürzlich veröffentlichte Snippet des Nachfolgers Hoodtape Vol. 2 hört sich in der Beziehung schon recht vielversprechend an.

Als Nächstes wird es rekordverdächtig...

Mondfinsternis (aus "Bossaura", 2011)

Bossaura aus dem Jahr 2011 ist das wohl meistgehasste Kollegah-Album. Das lag vor allem am gehäuften Einsatz von Autotune und Songs wie Spotlight, I.H.D.P. oder Drugs in den Jeans, die im krassen Kontrast zum bis dahin typischen harten, eiskalten Kollegah-Zuhälter-Image standen.

Dennoch äußerte sich Kollegah im Selfmade Records-Buch aus der Chronik III-Box über Bossaura folgendermaßen: "Das Album wurde stark kritisiert und ist auch in meinen Augen das schlechteste Album, aber es war der Grundstein für ein große Veränderung.

Bossaura stellte mit 17.500 verkauften Einheiten in der ersten Woche die erste kommerziell erfolgreiche Scheibe Kollegahs dar. Darauf folgte zwei Jahre später der unglaubliche Gold-Erfolg mit Jung, brutal, gutaussehend 2.

Auch auf Bossaura war definitiv nicht alles schlecht. Der Titeltrack der Platte kam bei Fans sehr gut an und wurde mit Königsaura auf King um einen Nachfolger erweitert. Man munkelt, dass auch auf Imperator ein derartiges Punchline-Massaker vertreten sein soll.

Mit dem Track Mondfinsternis setzte Kolle neue Maßstäbe in Sachen deutschsprachigem Doubletime-Rap. Eine Fortsetzung auf Imperator ist hier bereits bestätigt.

Es folgt das Intro des Kollegah-Albums, das durch alle Decken ging...

Alpha (aus "King", 2014)

Kollegah läutete am 4. November 2013 mit dem Freetrack Ruhe vor dem Sturm seine Promophase zu King ein – die „legendärste Promophase des Deutschraps“. Die Promo fand nahezu ausschließlich auf dem neu gegründeten YouTube-Channel Bosshaft TV statt.

Ein paar Monate später gab es am 13. Februar 2014 mit Alpha die erste Singleauskopplung. Am 23. Februar startete das Late-Night-Format Bosshaft Latenight, gemeinsam moderiert von Kollegah und Alexander von Koenichstheyn.

Die Episoden der Lyrik Lounge, Bosshaft Unterwegs, mehrere Free- und Spaßtracks wie Ghettoworkout sowie Wat is' denn los mit dir mit Majoe und weitere Sperenzchen stellen wohl tatsächlich die umfangreichste Promophase dar, die Deutschrap bis dato erlebt hat.

Am 9. Mai erschien King, ging nach vier Wochen und drei Tagen Platin, gewann einen Echo und nahm weitere Rekorde mit.

Dazu einige Lines aus Alpha:

Ich habe Punchline-Rap revolutioniert

Ich habe Doubletime-Rap revolutioniert

Ich habe Deutschrap an sich revolutioniert

Der nächste Track wird kryptisch: "Ich hab den Weitblick eines weißen Adlers. Seht, das Ende kommt rasend näher wie Geisterfahrer..."

Armageddon (Freetrack, 2013)

Zu Beginn der King-Promo veröffentlichte Kollegah angesichts seiner damals erreichten eine Million Facebook-Abonnenten einen weiteren Freetrack.

Armageddon spielt in einer ganz anderen Dimension des Storytellings. Neun geballte Minuten lang geht es um Illuminaten, Geheimlabore und „eine zusammenbrechende Weltordnung“.

Mit dem Video zu Armageddon staubte Kolle sogar den Deutschen Webvideopreis 2014 in der Kategorie AAA (Kamera/Ton/Schnitt) und Epic ab.

2016 gab es in Form von Apokalypse die Fortsetzung des Kampfes „Kollegah versus Dämonen“.

Als Nächstes geht es wieder hart nach vorne: "Früher ein Niemand, jetzt müssen sie den Weg für den Monarch frei machen..."

Genozid (aus dem "Zuhältertape Vol. 4", 2015)

Es hatte sich bereits abgezeichnet (wie 'n Selbstportraittist), doch mit Genozid kündigte Kollegah zwei Wochen nach Veröffentlichung des Selfmade-Labelsamplers Chronik III offiziell das Zuhältertape Vol. 4 an.

Im ersten Genozid-Part lässt er seine bisherige Karriere Revue passieren. Nach dem Beatwechsel rechnet Kolle dann mit jedem ab, der ihn kritisierte, ihm Steine in den Weg legen wollte oder ihn nicht ernst nahm – das Ganze auf einem monströsen Beat von B-Case und Alexis Troy mit einem Chor-Sample, das nicht müde wird, „Kollegah“ zu singen.

Mit dem ZHT 4 baute Kolle seine beliebte Reihe zur Tetralogie aus und konnte nahtlos an die Vorgänger anknüpfen. Sowohl Fortsetzungen wie Hoodtales IV als auch Neuschöpfungen wie John Gotti oder Weisser Testarossa konnten sich in Sachen arrogantem Zuhälter-Flow, Wortspielen und Atmosphäre definitiv mit den Songs der Vorgänger messen.

Auch der kommerzielle Erfolg blieb nicht aus. Sowohl den ersten Platz der Deutschen Charts in einer überaus schwierigen Woche mit Helene Fischer und Adele als auch eine erneute Goldene Schallplatte brachte Kollegah das vierte Exemplar der Zuhältertape-Reihe ein.

Das Zuhältertape Vol. 4 sollte das letzte Album bleiben, das Kollegah über Selfmade Records veröffentlichte...

MP5 (aus "Engel mit der AK", 2016)

Im März dieses Jahres war bekannt geworden, dass Kolle sein eigenes Label Alpha Music Empire gegründet hatte. Die Trennung von Selfmade und somit auch von seinem jahrelangen Kumpel Elvir war offenbar im Guten geschehen.

Das erste Signing des jungen Labels war der Wiesbadener Seyed. Dessen Debütalbum Engel mit der AK wurde mit der Single MP5 angekündigt. Auf MP5 folgten weitere Kollabo-Tracks wie Alpha ist Imperium, Meine Feinde feiern mich oder Schlangen mit Farid Bang.

Für eine gewisse finanzielle Sicherheit seines „Alpha-Imperiums“ scheint Kollegah dank eines Vertriebsdeals mit Warner Music Europe bereits gesorgt zu haben. Sein erstes Album über Alpha Music Empire wird Imperator sein, welches am 9. Dezember gemeinsam mit dem Hoodtape Vol. 2 in der Deluxe Box erscheinen wird.

Auch abseits der Musik hat Kollegah – neben seiner Klamottenmarke Deus Maximus – einiges vor. Er gründete mit seinem Freund Matthias Clemens im Laufe des Jahres die Anpacker Stiftung, wie er am Ende seiner Palästina-Dokumentation erwähnt.

In diesem Sinne: Auf eine bosshafte Zukunft!

Allein an der Spitze, ich schreibe Geschichte

Das Game zerf*ckt, ab jetzt wird sich dem Highscore gewidmet

Imperator (Deluxe Box)

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