Grammys 2019: Drakes abgebrochene Rede, Rap-Momente & die Gewinner

Die Grammys 2019 sind Geschichte. Hiphop spielte erwartungsgemäß eine große Rolle. Diverse Artists des Games räumten nicht nur Preise ab, sondern sorgten auch für die eine oder andere Kuriosität des Abends.

In den vergangenen Jahren wurden die Grammys immer wieder für zwei Dinge kritisiert. Zum einen wurde aus der Sicht vieler Kritikerinnen und Kritiker das Genre Hiphop vernachlässigt und zum anderen seien Frauen unter den ausgezeichneten Acts chronisch unterrepräsentiert. Offenbar kam die Kritik an. Wir fassen zusammen, was die Grammys 2019 aus Hiphop-Perspektive besonders gemacht hat und listen die Gewinner auf. 

Grammy für "Song des Jahres": Childish Gambino als erster Hiphop-Künstler ausgezeichnet

Bei der 61. Grammy-Verleihung konnte erstmals ein Act aus der Hiphop-Szene den Grammy in der Kategorie "Bester Song" mit nach Hause nehmen. Childish Gambino war selbst nicht anwesend. Den Preis nahm der schwedische Produzent Ludwig Göransson entgegen, der den Track "This is America" produziert hat. In der geschichtsträchtigen Kategorie folgt Childish Gambino damit auf legendäre Songs wie Michael Jacksons und Lionel Richies "We are the World" oder Coldplays "Viva la Vida".

Childish Gambinos "This is America" wurde darüber hinaus in den Kategorien "Bestes Video" und "Beste Rap-Performance"  ausgezeichnet. Sein Video zum Song "This is America", der sich mit Rassismus und Waffengewalt in den USA auseinandersetzt, wurde auf YouTube bereits knapp 500 Millionen Mal geklickt:

Cardi B gewinnt als erste Frau Grammy "Bestes Rap Album"

Cardi B konnte mit "Invasion of Privacy" den Grammy für das beste Rapalbum an sich nehmen. Damit schrieb die New Yorker Rapperin als erste Frau, die diesen Preis abstaubte, Geschichte. 1999 hatte "The Miseducation of Lauryn Hill" von Lauryn Hill zwar die Kategorien "Bestes Album" und "Bestes R&B-Album" gewonnen, war im Bereich Rap aber leer ausgegangen. Als Teil der Fugees gewann Hill allerdings einen Grammy in der Kategorie des besten Rap Album - 1996 wurde "The Score" ausgzeichnet. Cardi ist die erste, die es als weiblicher Solo-Act schafft.

In Begleitung ihres Ehemanns Offset kam sie sichtlich nervös und emotional berührt auf die Bühne, um ein paar Worte des Dankes loszulassen:

In der Katogorie hatte sich Cardi B gegen namhafte Konkurrenz behauptet. Travis Scott war mit "Astroworld" ebenso nominiert wie Pusha Ts "Daytona", Nipsey Hussles "Victory Lap" und Mac Millers "Swimming". Im Anschluss an die Auszeichnung bewies Cardi B, dass sie eine würdige Gewinnerin ist. Für sie sei jeder Award - egal von wo er komme - wichtig und sie dachte im Moment des Triumphes an ihren im Sommer verstorbenen Kollegen Mac Miller.

I’m sharing this Grammy with you, motherf*cker. Rest in peace

"God's Plan" gewinnt & Drake kritisiert Grammys in Dankesrede

Es war schon überraschend, dass Drake überhaupt persönlich erschien, um seinen Preis in der Kategorie "Bester Rapsong" entgegenzunehmen. In den vergangenen Jahren war er der Veranstaltung stets ferngeblieben. Ebenso wie es dieses Jahr seine Kollegen Kendrick Lamar und Childish Gambino taten. Doch 2019 entschied sich Drake für eine andere Form der Kritik an den Grammys. Als er ans Mikrofon trat, wurde es für die Recording Academy, die die Grammys ausrichtet, ungemütlich. Der Kanadier zweifelte an der Relevanz des Preises, den er in der Hand hielt, und richtete sich vor allem an Kids, die davon träumen, Musik zu machen:

Ihr sollt wissen, dass wir in einem meinungsbasierten Sport spielen und nicht in einem faktenbasierten Sport. Es ist nicht die NBA, in der du am Ende eine Trophäe hast, weil du die Spiele gewonnen hast. Das hier ist ein Geschäft, in dem manchmal Leute entscheiden, die nicht verstehen, was ein Kanadier, der multikulturell erzogen wurde, zu sagen hat, oder ein spanisches Mädchen aus New York oder mein Bruder Travis [Scott] aus Houston. 

Mit diesen Punkten greift er die Kritik auf, die schon seit vielen Jahren immer wieder zu hören ist und sich ähnlich auch auf andere Award-Shows übertragen lässt: Die Entscheider würden häufig in Elfenbeintürmen sitzen und Auszeichnungen an der Kultur vorbei vergeben, da ihnen eine richtige Verbindung zur Kunst fehle. Fast jährlich werden die Entscheidungen für oder gegen gewisse Rap-Songs, -Alben oder -Künstler von der Szene belächelt und kritisiert. Die Trophäe sage laut Drake aber auch wenig aus. Es gehe um ganz andere Dinge, die ihn deutlich mehr berühren würden:

Wenn Leute deine Songs Wort für Wort singen können, wenn du ein Held in deiner Heimatstadt bist und wenn es Leute gibt, die reguläre Jobs haben, die im Regen und Schnee rauskommen und Geld ausgeben, um Tickets für deine Shows zu kaufen, brauchst du das hier nicht, weil du schon längst ein Gewinner bist.

Mitten in diese Worte hinein spielte die Regie der Veranstaltung plötzlich nicht mehr mit, schnitt Drake das Wort ab und ging in die Werbung.

Doch offenbar handelte es sich um einen Irrtum. Ein Sprecher der Grammys gab an, dass eine natürliche Pause in Drakes Beitrag zu dem Irrtum geführt habe. Durch sie sei der Eindruck entstanden, die Rede sei beendet gewesen. Daher sei der Schnitt zur Werbung erfolgt. Man habe Drake später am Abend angeboten, auf die Bühne zurückzukehren. Der Kanadier sei jedoch zufrieden gewesen mit seinem Statement.

Grammy "Best Rap Performance": Unentschieden zwischen "King's Dead" & "Bubblin"

In der Kategorie der besten Rap Performance gab es kurioserweise ein Unentschieden. Am Ende gewannen sowohl Kendrick Lamar, Jay Rock, Future und James Blake mit dem Track "King's Dead" als auch Anderson .Paak mit seinem Song "Bubblin"

Die Grammy-Gewinner 2019 im Überblick

Wir haben dir eine Übersicht der (musikalischen) Gewinner der Grammys 2019 zusammengestellt, in denen Hiphop eine Rolle spielte oder eine Rolle hätte spielen können:

Album of the Year

Kacey Musgraves - "Golden Hour"

Record of the Year

Childish Gambino - "This Is America"

Song of the Year

Childish Gambino - "This Is America"

Best Rap Performance

Kendrick Lamar, Jay Rock, Future & James Blake – "King's Dead" & Anderson .Paak – "Bubblin"

Best Rap/Sung Performance

Childish Gambino – "This is America"

Best Rap Song

Drake – "God's Plan"

Best Rap Album

Cardi B - Invasion Of Privacy

Best R&B Album

H.E.R. - "H.E.R"

Best R&B Performance

H.E.R. feat. Daniel Caesar – "Best Part"

Best R&B Song

Ella Mai  – "Boo'd Up"

Best Movie Soundtrack

"Black Panther: The Album"

Best Movie Song

Shallow

Best Music Video

Childish Gambino - "This is America"