Gold, Platin, Charts-Dominanz: Booba-Signing Damso erobert grade Rap-Frankreich

Sein erstes Album ging Gold, der kürzlich erschienene Nachfolger erreichte jetzt Platinstatus. Innerhalb von nur einem Monat wurde das Release über 100 Millionen Mal auf Spotify gestreamt und konnte sich in vier der ersten sechs Verkaufswochen auf dem ersten Platz der Charts halten, was bei Rapalben höchst selten vorkommt. Wer könnte das wohl sein?

Damso übernímmt

Wenn du jetzt einen Namen wie Booba, PNL, Maître Gims oder MHD erwartest – die Artists, die bislang ihren Schatten über die Landesgrenzen hinaus geworfen haben – liegst du daneben. Die Rede ist von Damso und seinem aktuellen Langspieler Ipséité. Der Belgier ist im jungen Alter von 25 Jahren DAS große Ding im französischsprachigen Rap. Im deutschsprachigen Raum haben ihn noch nicht viele auf dem Schirm, was sich bei der Qualität seiner Musik hoffentlich bald ändern wird.

Trap? Cloudrap? Ja, sein Sound beinhaltet definitiv moderne Elemente, aber diese Schubladen sind zu eng für seine Musik. Damso spittet und singt seine oft harten Lyrics sehr melodiös und kreiert extrem eingängige Tracks, die sich trotzdem nicht nach Pop anhören. Man hat das Gefühl, dass der Belgier Elemente der aktuell angesagten Rapmusik so zusammenfügt wie kein anderer. State-of-the-art ohne jemanden zu kopieren. Das bringt Damso gerade an die Spitze.

Die Singles

J Respect R (Je respect rien = Ich respektiere niemanden/nichts) war die erste Single aus Ipséité und gleichzeitig auch der erste Song seit mehr als zehn Monaten. Über einen smoothen Beat rappt und singt der Belgier Zeilen, auf welche man unbedingt ein Auge werfen sollte. Wie der Songtitel bereits verrät, gibt Damso keinen F**k.

Eines von Damsos Markenzeichen sind sehr harte Texte, welche durch sanfte Melodien trotzdem bei einer breiten Masse Anklang finden. Rap-Fans hierzulande könnten sich vielleicht an Zuna erinnert fühlen. Die Musik kann teilweise nahezu widersprüchlich wirken. Dieses Konzept zeigt sich auch in diesem Track:

Diese Punchline singt Damso in der Hook, nachdem er im ersten Part (nicht ganz jugendfrei) eine ehemalige Beziehung aufgearbeitet hat – auch auf die Gefahr hin, dass bei der Übersetzung einiges auf dem Weg bleibt:

"Et toi la petite salope, tu me parles de tes Louboutins / Ma grammaire te dit va te faire / Ça ne m'étonne pas, car elle ne respecte R"

"Und du, du kleine Schl*mpe, du sprichst mit mir in deinen Louboutins / meine Oma sagt dir, f**k dich / Es erstaunt mich nicht, sie respektiert niemanden"

Nach der ruhigen ersten Single wurde der Ansagetrack Nwaar Is The New Black (nwaar = noir = schwarz) veröffentlicht. Die Lyrics behandeln seinen bisherigen Werdegang, welcher "from the bottom to the top" ging. Kombiniert mit dem düsteren Beat und dem passenden Video knallte der Song wie eine Bombe in die Szene – passenderweise auch der Opener der Platte:

Mit der ersten Punchline des Songs haut Damso direkt ein mieses Ding raus:

"J’viens pas du ghetto, je n’viens pas des cités / Donc si j’dois te niquer, j’le ferai seul tout"

"Ich komme nicht aus dem Ghetto, ich komme nicht aus den Städten, wenn ich dich also ficke dann mach ich es alleine"

Woher kommt Damso?

Auch wenn man erst seit ungefähr zwei Jahren von Damso hört, macht er schon seit seiner frühen Jugend Musik und gründete 2006 mit einem Kollegen die Crew OPG (Original Player Gangster). Nach Jahren der Selbstfindung und der Veröffentlichung des Gratis-Mixtapes Salle d'attente 2014 folgte schließlich ein kometenhafter Aufstieg. 2015 droppte Booba zum Start seiner Internetplattform OKLM ein Mixtape mit Newcomern, auf welchem Damso mit seinem Song Poséidon vertreten war.

Im Dezember 2015 erschien dann das Album Nero Nemesis von Booba, bei dem Damso einen prominenten Feature-Part an der Seite von Booba und Gato da Bato auf dem Song Pinocchio platzieren konnte. Ein paar Tage später war er schon Vor-Act für Boobas Release-Konzert in Paris Bercy vor über 20.000 Fans.

Die Unterschrift bei Boobas Label 92i war kurz darauf schon Wirklichkeit und das Album Batterie Faible wurde für Juli angekündigt. Spätestens jetzt war in Frankreich allen klar, dass dieser Typ etwas können muss. Ohne Features und ohne bekannte Produzenten konnte Damso neue Fanbase exponentiell vergrößern. Das Album wird in vielen Ranglisten sogar zum besten Album im Jahre 2016 gekürt. Die Krönung folgte dann im Dezember letzten Jahres, als Damso die Goldauszeichnung für 50.000 verkaufte Platten erhielt.

Das Zeug zum ganz Großen

Bis auf einen Feature-Part auf dem Album CDG von Labelkollege Benash und einen Song gemeinsam mit Vald gab es musikalisch bis zur Veröffentlichung von Ipséité nichts Neues zu hören. Wenn man sich nun die Resonanzen zum Album ansieht, hat sich das Warten offenbar gelohnt.

Nachdem Batterie Faible und Ipséité richtig eingeschlagen haben, können wir das Auge gespannt in Richtung Damso richten und den nächsten Geniestreich des Supertalents aus Belgien abwarten. Für die Zukunft stehen dem Rapper alle Türen offen. To be continued ...

Kategorie
Label

Groove Attack by Hiphop.de