"F*ck the System": Berlin Kidz f*cken das System – und zwar richtig

Der Name Berlin Kidz steht für Freiheit, Adrenalin und Systemkritik wie sonst keiner. Das Berliner Graffiti- und Trainsurfing-Kollektiv hat sich nämlich auf Aktionen spezialisiert, die sich sonst niemand traut: Sie seilen sich zum Beispiel von Häuserdächern ab, um auch die unmöglichsten Stellen zu erreichen. Der neue Film "F*ck the System" legt da in jeglicher Hinsicht nochmal eine ordentliche Schippe drauf und stellt ein absolutes Highlight dar. Nicht nur, aber vor allem für Graffiti-Fans ein Muss.

100 % reines Adrenalin

Bereits die erste Berlin Kidz-DVD "100 % reines Adrenalin" war ein Manifest: Ein Plädoyer für die totale Freiheit und dafür, immer und überall das zu tun, wonach einem der Sinn steht. Dass dabei teilweise Gesetze sowie Knochen gebrochen werden und das Ganze meist hochgradig lebensgefährlich ist, scheint den anonymen Menschen hinter der Maske egal zu sein. Oder aber eben genau den Kick zu liefern, nach dem sie sich offenbar sehnen.

Love Art, hate Drugs

Dabei stehen die Berlin Kidz für das Motto "Love Art, hate Drugs" ein. Immer wieder betonen sie, dass ihre Aktionen nicht nur genauestens vorbereitet und von langer Hand geplant sind, sondern auch komplett nüchtern angegangen werden müssen. Drogen wie Alkohol sollte jedenfalls niemand konsumieren, der U-Bahn surft. Mal ganz davon abgesehen, dass wir natürlich generell streng davon abraten, irgendetwas von dem nachzumachen, das in den Berlin Kidz-Videos zu sehen ist.

Wenn der Kinosaal fast explodiert

"F*ck the System" hat am 17. Dezember im Berliner Babylon-Kino Premiere gefeiert. Danach lief der Film noch ein einziges Mal im Kino, jetzt gibt es ihn als limiterte DVD. Wir haben die Gelegenheit genutzt, uns den Streifen so anzuschauen, wie er wahrscheinlich am besten wirkt: In einem tobenden, vor Beifall explodierenden Kinosaal, bis zum Bersten gefüllt mit Berliner Graffiti-Fans. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass die Protagonisten des Films mitten im Publikum sitzen könnten, ohne dass wir es merken.

F*ck the System – nicht nur ein bisschen

Wer die bisherigen Veröffentlichungen der Berlin Kidz kennt, kann sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, wie das zu toppen sein soll. Aber guckt euch einfach den Film an und lasst euch eines Besseren belehren. Auf die angenehmste Art und Weise: Was hier zu sehen ist, sorgt nicht nur inhaltlich, sondern auch qualitativ für herunterklappende Kinnladen. Einige der Aktionen haben bereits im Vorfeld für Wirbel gesorgt, wie zum Beispiel die Abseil-Action an einem knapp 120 Meter hohen Hochhaus in Steglitz. Vor allem wohl deshalb, weil das Graffiti während des Wahlkampfs und direkt neben einem Mammut-Wahlplakat der CDU angebracht wurde.

Neues Level an Qualität...

Die Aufnahmen selbst, die Zusammenstellung beziehungsweise das allgemeine Arrangement des Materials, der Schnitt, der Ton und die Bildqualität haben sich enorm gesteigert. Insbesondere, wenn wir "F*ck the System" direkt mit "100 % reines Adrenalin" vergleichen. Die massive Qualitätssteigerung verdanken wir vor allem den spektakulären Dronen-Aufnahmen. Die können sich wirklich sehen lassen und setzen die beinahe unmöglichen Graffiti perfekt in Szene. Außerdem stellen sie jeweils für sich nochmal eine eigene Action dar, die geplant und gekonnt durchgeführt werden will. 

...und Dreistigkeit!

Die Berlin Kidz seilen sich unter anderem von einer Kreuzberger Kirchturmspitze ab und springen vom Dach einer fahrenden U-Bahn ins sehr viel tiefer gelegene Wasser. Aber es geht noch krasser: Trainsurfing bei Sturm und strömendem Regen? Den Ball hochhalten oder eine Fahrradtour zu Dritt auf dem Dach einer rollenden S-Bahn? Alles anscheinend gar kein Problem. Die Berlin Kidz seilen sich sogar von einem riesigen Windrad ab, um es von oben bis unten vollzumalen. Bei den Aufnahmen wäre zwar fast die Drone draufgegangen, aber dafür ist das Ergebnis schlichtweg majestätisch. Hier ist zumindest ein kurzer Ausschnitt zu sehen:

Berlin Kidz im FritzInterview

Sie sprühen an Hochhausfassaden, picknicken auf einer fahrenden U-Bahn oder schließen Schrottfahrräder an einer Skulptur an, die in der Spree steht. Die Berlin Kidz sorgen mit ihren Aktionen für viel Aufsehen. Wir haben Paradox von den Berlin Kidz zum Interview getroffen. fritz.de/graffiti

Die Weltanschauung oder den Humor der Berlin Kidz muss man nicht teilen. Aber der Faszination kann sich niemand entziehen, der den Film gesehen hat. Wer auch nur ansatzweise etwas für waghalsige Graffiti- und Abseilaktionen, Pixaçao, Parkour, Freerunning oder Trainsurfing übrig hat, kommt an "F*ck the System" einfach nicht vorbei.

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Was natürlich aber nicht heißen soll, dass "F*ck the System" der einzige sehenswerte Graffiti-Film ist, der 2017 rauskam. Da wären zum Beispiel noch "Über Freaks", "Devils Never Sleep - The Movie" oder die zweite Radicals-DVD. Außerdem gibt es auch noch die "Saving Banksy"-Doku auf Netflix.

Berlin Kidz: Ghetto-Unboxing zu "F*ck The System" in und auf der U-Bahn [Video]

Unboxing-Video auf Berlin Kidz-Art...

Berliner Graffiti-Crew liefert 5 Minuten Train-Action vom Allerfeinsten

Leave No Fingerprintz heißt dieses fünfminütige Graffiti-Video, das uns die Berliner ZGM Crew vor den Latz ballert. Bei den ganzen waghalsigen Aktionen, die wir hier sehen können, Fingerabdrücke zu hinterlassen, wäre in der Tat wohl keine gute Idee. Da werden in aller Seelenruhe die Züge gemalt und auch das Abbrennen von Bengalos stellt offenbar gar kein Problem dar.

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