Fake-Views für Capital, Nimo & Co: "Klickkäufer" erklären ihre Absicht

Ein mysteriöser Schattenmann machte sich in den letzten Wochen als "Klickkäufer" einen Namen in der Szene. Es wurden gefakte Views auf Instagram-Videos von Fero47, Sero El Mero, Meros Homie Brado, Capital Bra, Samra, Fler und mehr generiert. Betroffene Rapper wie Nimo regten sich auf, da sie nicht den Anschein erwecken wollten, sie hätten sowas nötig. Die Aufmerksamkeit für das Phänomen stieg weiter und nun haben die Macher – angeblich drei Jungs im Alter von 15 und 16 Jahren – mit OMR gesprochen.

"Klicks sind nicht das Wichtigste"

Gegenüber der Plattform erklärt der Besitzer des Instagram-Accounts @333plus, das Ganze habe zunächst aus Langeweile angefangen. Ihre Absichten erklärt er dann sogar mit einer nahezu hiphop-romantischen Erläuterung. "Wir wollten Aufmerksamkeit bekommen, diese Newcomer-Szene ein bisschen stoppen und die Klicks 'entwerten'. Klicks sind nicht das Wichtige, sondern das Talent und die Message, die ein Rapper verbreitet", wird er bei OMR zitiert.

Es habe zwar keinen bestimmten Künstler gegeben, über den sie sich aufgeregt hätten, aber namentlich werden dann trotzdem Mero und Fero genannt. Beide hatten mit beeindruckenden Zahlen auf Instagram für Aufsehen gesorgt, bevor sie mit richtigen Songs die Szene endgültig betraten. Der Weg scheint derzeit der kürzeste ins Game zu sein, mal mehr oder häufiger weniger talentierter Nachwuchs überschwemmt das derzeit wichtigste Promo-Tool der (Rap-)Welt geradezu mit Content, seit bekannt ist, dass man auf diese Weise erfolgreich werden kann.

Fake-Klicks auf Meros YouTube-Videos?

Auf Meros enormen Erfolg bei YouTube und Spotify liefert @333plus den Hatern des Newcomers allerdings keine befriedigende Antwort: "Ich denke nicht, dass in Deutschland Künstler Views und Klicks faken, aber im internationalen Raum gibt es sehr viel Fake." In der Annahme, dass bei den Newcomern alles mit rechten Dingen zugeht, riecht man den subtilen, aber bekannten Duft von Missgunst aus der Ecke der Klickkäufer: Jemand wird gefeiert, erarbeitet sich auf Instagram Erfolg, aber dieser soll entwertet werden? Nur weil man selbst anderen Rap feiert?

Zurück zum Thema: Ihr diabolisches Treiben beschränkt sich offenbar auf Instagram und soll mit Views auf Brados Video vom 26. Februar begonnen haben.

Preis für gekaufte Klicks bei Instagram

Spekulationen von Fans, jemand könnte sich dumm und dämlich zahlen, um Rappern Views von Bots zu bescheren, beendet @333plus ebenfalls. Er und seine Jungs bieten mittlerweile eine Million Views für 25 Euro an. OMR hat das Angebot getestet und es hat geklappt.

"Das Lustigste ist einfach, dass Leute denken wir würden Tausende von Euros dafür ausgeben. [...] Wer Klicks will, bekommt sie. Und wenn wir etwas dafür bekommen, finde ich das nicht widersprüchlich."

Klicks zum Spottpreis: Ein Joke mit Nachwirkung?

Im Interview erklärt der Betreiber des Instagram-Accounts auch, dass er und seine Kollegen (@sxnstyy & @sxhlex) irgendwann einfach die Aufmerksamkeit genossen hätten. Gefühlt stündlich konnte man in manchen Blogs Neuigkeiten über die "Klickkäufer" lesen, wenn man wollte. Ihr oben genannter ideologischer Blickwinkel könnte damit zwar nur eine schöne Verpackung für einen simplen Joke sein, aber selbst in diesem Fall könnten die Aktionen Folgen haben.

Was ist, wenn jetzt jeder weiß, wie einfach man diese Zahlen faken kann? Wie entsteht ein echter Hype, wenn der Instagram-Account jedes zweiten halbtalentierten Rappers nach Hype aussieht? Leidet echte Kunst vielleicht eher darunter, weil sie zwischen den ganzen Fakern weniger Beachtung findet? Muss man jetzt immer als Detektiv auf Instagram unterwegs sein und nach authentischen Merkmalen für echten Support suchen? Oder steht dadurch am Ende wirklich einzig und allein das Talent im Vordergrund? Man kann viele Fragen stellen.

Wie fließendes Wasser finden Internetphänomene in der Regel ihren eigenen Weg durch die (digitale) Landschaft. Dass außer ein paar Wenigen wirklich Leute dauerhaft daran Spaß finden würden, andauernd Rappern Klicks zu kaufen, kann man bezweifeln. Sollte sich das Ganze finanziell lohnen, sieht es natürlich anders aus und die Geschichte hätte Zukunft – wie alles, an dem irgendjemand irgendwo irgendwie profitiert.

Instagram wird sich bemühen müssen, die Kredibilität der Plattform zu bewahren. Bis jetzt scheint es gegen die Bots kein zuverlässiges Mittel zu geben und so wird die Story sich zumindest in der nächsten Zeit noch etwas durch das Netz schlängeln, bevor sie zu einem Strom wird, der einmal mächtig durch die Szene spült, oder als kleines Rinnsal im Boden versickert.

Den kompletten Artikel zum Thema gibt es hier auf OMR.com