"Exodus": So kommt das neue DMX-Album an

Nicht einmal zwei Monate nach seinem Tod ist am vergangenen Freitag mit "Exodus" das neue Album von DMX erschienen. Auf dem posthumen Release versammeln sich neben der verstorbenen Raplegende jede Menge hochkarätige Gaststars. Kein einziger Solosong ist auf dem Album zu hören. Lediglich ein Skit und ein Gebet zum Ausklang der Platte verzichten auf zusätzliche Strahlkraft. Wie kommt "Exodus" bei Fans und Kritiker*innen an? Wir haben uns einen Überblick über die ersten Reviews und die Reaktionen auf Social Media verschafft.

"Exodus" von DMX: "Eines der besten Alben seiner Karriere"

Andreas Bocholte vom Spiegel zeigt sich vollends überzeugt von dem Album. "Exodus" sei "eines der besten Alben" in der Karriere des New Yorker Rappers. Auch die Produktion von Swizz Beatz hebt der Kulturredakteur positiv hervor. Diese "ist an den richtigen Stellen pointiert, sie lässt den letzten, heiser vorgetragenen Reimen von DMX viel Raum, statt auf Hits zu drängen." Nur die Kollabo mit Bono von U2 für "Skyscrapers" hätte es seiner Meinung nach nicht gebraucht.

Die Los Angeles Times sieht in "Exodus" einen "künstlerischen Triumph". In seiner Review schlägt der Autor die Brücke zu den vielen anderen US-Rappern, welche die Hiphop-Welt in den letzten Jahren verloren hat. Dem posthumen Release von DMX bescheinigt er dabei etwas Erwachsenes, das Rappern wie Mac Miller, Lil Peep, Pop Smoke oder auch Juice WRLD aufgrund ihres Alters abginge. Gleichzeitig wird der Einfluss von DMX auf Folgegenerationen umrissen und erklärt, dass Earl Simmons an der Seite diverser New Generation Artists womöglich eine gute Figur abgegeben hätte.

"Man könnte seinen Einfluss sicherlich in Pop Smokes brustigem Donnern und in Juice WRLDs Liedern über seine prekäre geistige Gesundheit ausmachen; Man kann ihn in der auffälligen, aber zerlumpten Rockstar-Ikonographie sehen, die von Trippie Redd und Playboi Carti bevorzugt wird."

Randnotiz: Auch hier fällt "Skyscrapers" durch.

The Guardian zückt vier von fünf möglichen Sternen. Der Fokus liege bei "Exodus" nicht auf dem Folgen von Trends, sondern auf den tragenden Pfeilern der Musik von X. Die "grimy" Beats würden diese Herangehensweise unterstützen. Der Autor erkennt einen würdigen Schlussakt in der Karriere von DMX. Um diesen Punkt zu unterstreichen, zieht er die vorige Veröffentlichung von "Redemption Of The Beast" (2015) heran.

"In jedem Fall bietet 'Exodus' ein passenderes Finale für eine verkürzte Karriere als das letzte Album, das den Namen von DMX trägt, 'Redemption of the Beast' von 2015, das anscheinend ohne sein Wissen von einem zwielichtig klingenden kleinen Label veröffentlicht wurde, bei dem er unterschrieben hatte, als die Majors nichts mehr von ihm wissen wollten. Diese Veröffentlichung hat alles darüber erzählt, was passieren kann, wenn ein in Schieflage geratener Rapper in Ungnade fällt; 'Exodus' verrät dir etwas über sein Talent."

The Variety lässt ebenfalls keinen Zweifel an der Gewichtigkeit des Albums aufkommen:

"[...] ein bewegendes letztes Kapitel, das gleichermaßen street, spirituell und raffiniert ist."

Gleichzeitig sei "Exodus" ein "großartiges, aber ungewöhnlich subtiles Finale von einem empfindlichen Rapper und wütenden, verletzlichen Lyricist".

Aus den Reihen der Fans sind Statements zu vernehmen, die generell in die gleiche Kerbe schlagen. Der Track "Bath Salts" mit Jay-Z und Nas sticht in Kommentaren und Postings oftmals positiv hervor. Auch die emotionaleren Momente von "Exodus" treffen offenbar bei Teilen der Community einen Nerv.

"Exodus" sorgt für gemischte Gefühle

Zwei weitere renommierte Magazine haben mit dem Album so ihre Probleme. So zeigt sich der Rolling Stone beispielsweise hin- und hergerissen. Richtige Albumfeelings wollen nicht aufkommen. Die Platte fühle sich regelrecht "kalt" an.

"Irgendwo zwischen einem posthumen Tribut und einem fertiggestellten Album gelandet, fühlt sich 'Exodus' wie ein Blick auf DMX als Produkt anstelle von DMX als Künstler an."

Es sei außerdem "zu viel aus der Außenwelt" in das Album eingeflossen. Exodus hätte demnach mehr von DMX' eigenem Blick auf seine Karriere vertragen können.

Bei New Musical Express (NME) hätte man sich ebenso einen größeren Anteil des Verstorbenen gewünscht. Dennoch findet der Autor am Ende seiner Review, die drei von fünf möglichen Punkten bereithält, versöhnliche Worte:

"'Exodus' ist weniger ein zusammenhängendes Werk als vielmehr eine Sammlung von Tracks. Manchmal fühlt es sich ein wenig unvollendet an, da es an Verses von X mangelt [...]. Nichtsdestotrotz ist es eine wundervolle Tribut-Platte voller herausragender individueller Momente und dient als schöne Erinnerung daran, warum sich die Welt überhaupt in DMX verliebt hat."

"Exodus" fällt durch: Kritik an Swizz Beatz

Ein Bashing der Platte findet bisher weitestgehend nicht in Review-Artikeln, sondern in Kommentarbereichen statt. Hier wird das Album schon mal unverlümt als "Trash" oder "Garbage" bezeichnet.

Auch in hiesigen Twitterbubbles schimmert die Enttäuschung durch.

Mit den Produktionen von Swizz Beatz wird mancherorts hart ins Gericht gegangen.

Auf YouTube merken User*innen darüber hinaus an, dass das Video zur Leadsingle des Albums bisher relativ wenig Aufrufe zu verzeichnen hat.

"Hood Blues" mit der Unterstützung von Benny The Butcher, Westside Gunn und Conway The Machine bewegt sich bisher im unteren sechsstelligen Bereich. Dafür fällt die Bewertung extrem positiv aus. Kaum jemand, der dort den Daumen senkt. RIP DMX!

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