"Discovery Mode": Wie Künstler zahlen, um bei Spotify besser platziert zu werden
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Dass die Shuffle-Funktion bei Spotify - und anderen Streaminganbietern - die Songauswahl nicht wirklich nur dem Zufall überlässt, ist hinlänglich bekannt. 2014 schrieb der damalige Student Lukáš Poláček den Shuffle-Algorithmus für Spotify um, damit die Abfolge der Tracks zufälliger wirkt. Denn echter Zufall sorgt beispielsweise dafür, dass viel zu häufig Songs vom gleichen Artist hintereinander laufen. Ein Problem, mit dem schon Apples iPods zu kämpfen hatten. Heutzutage ist die Einflussnahme auf den Zufall noch ein wenig leichter: Künstler und Labels müssen lediglich das Portemonnaie aufmachen.

Spotify: Mit "Discovery Mode" für Algorithmus-Bevorzugung bezahlen

"Discovery Mode" nennt sich das Feature, das Spotify offiziell bereits seit mehreren Jahren und seit 2023 direkt über Spotify for Artists anbietet. Damit können Künstler und Labels einzelne Songs auswählen, die dann über den Algorithmus beim Erstellen von Playlists gepusht werden. Der schwedische Streaminganbieter schreibt auf der hauseigenen Website:

"Künstlerinnen und Labels geben beim Discovery Mode an, welche Songs Priorität haben, und unser System gibt dieses Signal an die Algorithmen weiter, die personalisierte Playlists zusammenstellen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die ausgewählten Songs empfohlen werden, Garantien gibt es allerdings nicht."

Bezahlt wird nicht per Vorkasse, sondern mit einer Provision. So erhält Spotify 30 % der über den Kampagnenzeitraum erzielten Umsätze. Dieses Bezahlmodell sorgt zumindest dafür, dass kein Künstler aufgrund eines zu geringen Budgets von der Möglichkeit, "Discovery Mode" zu nutzen, ausgeschlossen wird.

"Discovery Mode" dürfte mit einer der Gründe dafür sein, dass Spotify 2024 erstmals über das gesamte Jahr gesehen profitabel war. Zuvor hatte der Streaminganbieter nur in vereinzelten Quartalen schwarze Zahlen schreiben können. Eigenen Angaben zufolge gibt Spotify rund 70 % der Einnahmen an die Rechteinhaber der Songs, meist also Labels, ab. Die restlichen 30 % werden genutzt, um die laufenden Kosten zu decken und potenziell Gewinn zu machen. Der "Discovery Mode" ist eine Möglichkeit, dieses prozentuale Verhältnis zu verschieben. Er macht den Kuchen nicht größer, er lässt Spotify lediglich vom Stück der Artists naschen – um mal in der Metapher zu bleiben.

Und damit liegt auch die Vermutung nahe, dass hier der Grund für das Einstellen von kuratierten Playlists wie zuletzt "Modus Mio" liegt. Spotify selbst hält sich mit einer offiziellen Begründung dafür bedeckt. Die Rechnung, dass mit dem Wegfallen solcher Playlists mehr Menschen auf automatisch generierte Playlists zurückgreifen, was den Anreiz für Artists erhöht, "Discovery Mode" zu nutzen, was wiederum für Spotify mehr Einnahmen bedeutet, regt jedoch zumindest zum Spekulieren an.

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