Deutschrap im Clubhouse-Hype: Was steckt hinter der neuen App?

Wer in den letzten Tagen durch die Stories seiner Lieblingsrapper geswipt hat, wird mitbekommen haben: Es gibt da diese neue App. Der Clubhouse Hype ist real und macht bislang nicht den Eindruck, zu einem neuen Vero zu werden. Die Liste der Rapper-, Manager-, Produzent- und Journalist*innen aus dem Rapkosmos ist lang und wird immer länger. Was steckt hinter dem explosionsartigen Wachstum der App, die diesen Januar Deutschland erreicht hat?

Deutschrap steckt im Clubhouse Hype

Falls ihr euch grade fragt, von was für einem Hype oder welcher App wir sprechen: Clubhouse ist eine Audio-only-App aus Amerika, die letztes Jahr an den Start ging und bereits auf einen Wert von 100 Millionen Dollar geschätzt wurde. Im Prinzip kannst du hier bei Gruppentelefonaten zuhören oder selbst teilnehmen, wenn du in den entsprechende Room eingeladen wirst.

Das geht auf (mehr oder weniger) privater Ebene oder eben vor einem großen Publikum. Zum wohl ersten wirklich großen Deutschrap-Talk auf Clubhouse hatte Aria den major movenden Xatar eingeladen und holte spontan TwoSides-CEO Lucas Teuchner, den guten alten Toxik, Newcomer OMG sowie Natascha Augustin von Warner Chappell Music in den Room, in dem auch Zuhörer mitwirken konnten. In der Spitze gab es rund 1.500 Live-Zuhörer*innen – äußerst amtlich und das während die App noch wächst, keine Android-Nutzer*innen zulässt und man nur auf Einladung über die Türschwelle des elitären Clubhouses treten darf (zur Kritik später mehr).

Der Erfolg der App erscheint als logische Konsequenz einiger Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit. Zum einen werden Podcasts immer beliebter. Audio-Content ist also nicht so unsexy, wie man es im Zeitalter permanenter visueller Reize vermuten könnte. Zum anderen erlebt das soziale Miteinander bekanntermaßen seine Ups and Downs, seit eine gewisse Pandemie uns in Atem hält – das lässt sich zumindest teilweise auf Clubhouse kompensieren. Man kann die Talks natürlich auf ein professionelles Level heben und eine Art digitale Podiumsdiskussion veranstalten.

Viel reizvoller macht es aber die lockere Atmosphäre, in der man Rapper*innen aufeinandertreffen hört, die sich sonst interviewtechnisch eher bedeckt halten oder die man gar nicht in Verbindung zueinander gebracht hätte. Hinzu kommen andere Impulse von Menschen, die vorwiegend hinter den Kulissen agieren.

Ob nun Ufo361 stundenlang mit seinen Fans connectet, Toxik mit Eko Fresh, Till Jagla (Adidas) und Amadeus Thuener (Sneaker-Podcast "Oh, Schuhen!") sowie Moses Pelham über Business-Dinge spricht, Xatar mit SSIO chillt und langsam Kalim, RIN, Dardan und Aria dazuholt oder DJ Desue, Summer Cem und Sido auf die 00er-Jahre zurückblicken – es sind spannende Gesprächssituationen, neue Perspektiven und teils exklusive Einblicke, die man geboten bekommt. Es sind quasi interaktive Live-Podcasts.

Kritik an der exklusiven App

Wie bereits erwähnt: Ohne Apple-Produkt darfst du bei Clubhouse bislang nicht mitspielen. Viele Influencer*innen – dazu gehören auch diverse Menschen aus der Rapwelt – sehen sich dadurch nicht wirklich vor Probleme gestellt. Vielmehr sorgt die Exklusivität für ein Gefühl der Intimität in den einzelnen Rooms und außerdem ist längst bekannt, dass eine solche Verknappung ein grandioses Marketing-Tool sein kann, wenn dein Produkt stimmt.

Zu diesen exklusiven Vibes gehört auch, dass auf Clubhouse geführte Gespräche nicht extern hochgeladen werden dürfen. Wer seinen Content teilt, fliegt. Das sorgt natürlich weiter für steigende Download-Zahlen. Man will ja bloß nichts verpassen.

Zudem werden die Datenschutzregeln des relativ jungen Dienstes als intransparent kritisiert und womöglich sind diese nicht mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung vereinbar. Aber der Markt ist wie so oft schneller als die Politik. Problematisch sehen ebenfalls einige, dass Clubhouse alle Gespräche aufzeichnet. Diese Aufzeichnungen sollen "einen potenziellen Eingriff bei Beschwerden oder Vergehen" möglich machen, heißt es in einem Überblick der Tagesschau zur Kritik an Clubhouse.

Ob's etwas bringt? Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus und Sexismus bleiben US-Medienberichten zufolge oft ungeahndet. Bei Vanityfair wurde die App als "Himmel für den eindringlichen Flirt mit Misogynie und Rassismus" bezeichnet. In Deutschland sind diese Probleme noch nicht allzu präsent, wenn man sich die Berichterstattung ansieht.

Liste: Deutsche Rapper*innen auf Clubhouse

Die Neuanmeldungen halten sich auf einem hohen Niveau und ein allumfassender Überblick über alle Akteur*innen ist schwierig. Ein paar können wir euch aber [Stand 23. Januar] bestätigen, falls ihr auf Clubhouse noch nach Persönlichkeiten der Deutschrap-Welt sucht: Ufo361, RIN, Xatar, Bausa, Reezy, Summer Cem, Sido, Kalim, Dardan, Fler, Bozza, Sierra Kidd, Vega, Moses Pelham, Prinz Pi, Elif, Fard, Eko Fresh, Farid Bang, Kool Savas, Remoe, Silla, Azzi Memo, Beka, Takt32, Play69, Nazar, Niqo Nuevo, Sugar MMFK, Sinan-G, Genuva, Jalil, Dennis Dies Das, Bosca, Airon, .

Wenn ihr interessante Runden mitbekommen wollt, folgt am besten Toxik und Aria, der am Wochenende in einer großen Runde unter anderem mit Bausa, Reezy, Bozza, Sonus030, Takt32, Miksu, Macloud, Suena und vermutlich vielen weiteren Teilnehmer*innen über Studio Storys sprechen wird.

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