Buddha kommt & Boom Bap ballert aus den Boxen

Ob sich durch Rap die vollkommene Weisheit erfahren lässt, liegt im Auge des Betrachters. Der Namenspick von Buddha aus Kiel ist zumindest eine Art Selbstverpflichtung – eine, die viel weiter geht, als das plakative Image eines gemütlichen Glatzkopfes aufzugreifen.

Statt zu 808-Sounds durchzudrehen, macht Buddha vor auffällig tristen Kulissen klar, dass sein musikalisches Vermächtnis auf CDs fortbestehen soll. Dass die Wahl auf dieses - früher oder später wohl verschwindende Format - fällt, ist kaum dem Zufall geschuldet.



Buddha: Back to Boom Bap



Ohne Autotune und dem Fokus auf das große Streaming-Para ist Buddha ein rappender Anachronismus. Sein Vortrag sucht nirgends den Anschluss an die Gegenwart, sondern geht Jahrzehnte zurück. Mit geröteten Augen entstehen Texte, die beschreiben, wie sich das Leben anfühlt, wenn einem nicht alles in den Schoß fällt. Das heißt: Ackern für das tägliche Brot. Ständiger Begleiter sind die Gedanken an den "Hungerlohn", der nach dem Ersten des Monats schnell für dies und das aus den Händen zu gleiten droht. Das Geflexe mit großen Scheinen ist anderen überlassen. Buddha hat "lieber zehn Fünfer, als ein Fuffi".

In die jungen Wilden, die in Berlin gerade reihenweise aus der Trap schießen, reiht er sich damit nicht ein. Dabei ist er privat der neuen Generation überhaupt nicht abgeneigt, wie er uns erzählt. Nur möchte er für sich Kunst machen, hinter der er komplett stehen kann. Dazu gehört, sich dann eher auf Biggies "Ready To Die" zu beziehen, als die Inspiration in der allerneuesten Drake-Future-Kollabo zu suchen.

Komplett verschallert in den Tag hineinzuleben ist nicht die Buddha-Attitüde. "Drip", "Guap" und verrückte Adlibs finden in Buddhas Musik nicht statt. Mit seiner prägnanten Stimme thematisiert er stattdessen in der Tradition eines MCs die Lage in seinem Block. Ein unnötiger Sonnenstrahl verirrt sich selten in diese überwiegend hässliche Welt. Kompakt bringt Buddha in "Stimmen" auf den Punkt, unter welchen Bedingungen er Musik hervorbringt:

"Es ballert Boom Bap aus den Boxen, aus den Ecken ist es leicht am schimmeln"

Dieser dreckige Soundtrack zum Kopfnicken entsteht durch die Umgebung, in der er klarkommen muss. Im Buddhismus wird dem Buddha zugeschrieben, dass er aus sich selbst heraus, alle in ihm vorhandenen Potenziale entfaltet. Sein rappendender Namensvetter arbeitet daran – auch, weil er nach ein paar Karriere-Umwegen nicht aufgegeben hat.

"Aus dem Bunka" & die Zukunft im Blick



Bereits 2017 erschien mit "Aus dem Bunka" eine EP von Buddha. Der damalige Vertrieb stellte den Anfangzwanziger als neues Signing bei Steuferfreimoney vor. Auch auf AchtViers Tape "Der alte Achti, Vol.1" ist er auf dem Track "Stürmen bei dir rein" vertreten. Was vor ein paar Jahren genau abging, erschließt sich von außen nicht so leicht. Buddha möchte es dabei belassen.

2018 erfolgte die Teilnahme beim Newcomer-Contest Raptags. Das Format bietet die Chance auf einen Plattenvertrag samt Künstlervermarktung in professionellen Strukturen. Buddha will offenkundig mehr erreichen, als den Status eines lokalen Phänomens zu verwalten. Die Juroren des Wettbewerbs fühlten das Gesamtpaket bei seinem Auftritt nicht vollends. Buddha selbst sagt, dass er Raptags als "nette Erfahrung" verbucht hat. Allerdings habe er mit seiner Art generell nicht ins Profil der Veranstaltung gepasst. Trotz des Dämpfers: Buddha hat mit stoischer Ruhe weitergemacht. Dazu gehört auch, dass er sich weiterhin abgeschottet von den Mühlen der Industrie durch das Rapgame bewegt.



Unter seinem Profil auf Spotify finden sich neben seinen Songs ebenso die "Worte der Vollendung" eines Buddhas, der offensichtlich nichts von Kiel erzählen kann. Auch dieser Umstand zeigt, dass hier nichts glattgebügelt oder von vielen Köpfen durchgeplant worden ist. Buddha macht unverfälschten Boom Bap gegen aller Widerstände. Anklang findet seine Musik wohl auch genau wegen dieser immer erkennbaren Haltung. Seine Aufrufzahlen auf YouTube haben sich im sechsstelligen Bereich eingependelt. Das Selbstvertrauen ist groß:

"In Zukunft wird man um meinen Namen nicht mehr herumkommen."

Buddha setzt mit klassischen Mitteln ähnliche Ausrufezeichen wie Haze in der Südhälfte Deutschlands. Auf Boom Bap-Brettern wird das Leben abseits der Mittelschicht aufgearbeitet – "Kopfnicker auf Oldies", wie es auf dem Track "Nachtwache" heißt. Das ist für die Jungs, für den Block und wohl auch ein bisschen zur Selbsttherapie. Ignoranz herrscht deswegen noch lange nicht vor. Die Sympathiebekundungen für den aktuellen Sound sind keineswegs so dahergesagt.

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@bornwithsauce_official @young_pirate88 24/01/20

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Wenn Buddha mit dem trappenden Young Pirate an einem Abend die Stage in einem Kieler Club teilt, fließen neue und alte Wave ineinander. Trotz der unüberhörbaren Liebe für die Schule der Neunziger hat Buddha keine Berührungsängste mit anderen Facetten des Deutschraps. Seine künstlerische Vision betrachtet er nicht als die alleinige Wahrheit – eine weise Einstellung. Big Up, Buddha!

Weitere Künstlerinnen und Künstler, die wir bereits im Rahmen eines "Newcomer Spotlight" vorgestellt haben, könnt ihr unter dem Link auschecken. In den letzten Jahren taten sich dort unter anderem BHZ, Jace, reezy oder Elias hervor.

Zu den Artists der aktuellen Season kommst du hier:

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