Bis zum Kollabieren: RINs Frauenfeld-Gig war die absolute Härte

Die Bezeichnung "Turnup" hat in den letzten Jahren oft ihre Rolle übertrieben, aber es gibt immer wieder Konzerte, die die Daseinsberechtigung dieses geflügelten Wortes untermauern. Am vergangenen Wochenende haben zahlreiche Rap-Anhänger im deutschsprachigen Raum vielleicht ihren Abriss des Jahres zelebriert: Das Splash! und das Openair Frauenfeld, Deutschlands wichtigstes Hiphop-Ereignis und das größte Rap-Festival Europas, fanden über weite Strecken gleichzeitig statt. Mein persönliches Highlight der bisherigen Festival-Saison war eindeutig RIN beim OAF.

Sofern das bei diesem imposanten Festival möglich ist, ist am dritten Tag fast so etwas wie Routine eingekehrt. Nach der täglichen Basketball- und Hiphop-Quiz-Action am SNIPES Store geht es in aller Ruhe zum Media Liner, wo ein paar fleißige Reda-Kollegen dafür sorgen, dass ich mich nicht vor den PC klemmen muss. Korrekt. Was steht heute noch an? Ich sehe auf die Uhr und die Running Order ...

Es ist kurz nach 16 Uhr, ich gerate leicht ins Schwitzen. Das liegt hauptsächlich an den 32° Lufttemperatur, aber auch daran, dass gleich mit RIN einer der wenigen Acts spielt, die ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollte – sein Auftritt im Kölner CBE Anfang des Jahres hat irreparable Spuren hinterlassen.

Ich schnappe mir die Kollegen Rubach und Büchler, mein Buff, eine Flasche Wasser und auf geht's. Bis auf die beiden Kollegen erweist die Auswahl sich später als sehr nützlich. Vor dem Eingang zur LaFabrik-Area hat sich bereits die längste Schlange des Wochenendes gebildet. Praktisch, wenn man seinen Presseausweis dabei hat. Die Kollegen Rubach und Büchler zeigen brav ihre Karten und werden von dem Kerl durchgelassen, der ungefähr doppelt so groß und fünfmal so schwer ist wie ich (95% Muskeln, 5% stolzer Fu Manchu). Ich nicht. Meine Karte hatte ich irgendwann kurz Rooz gegeben, um ihm die Running Order zu zeigen.

Als ich anfange, zurück zum Medienbus zu schlendern, geht das Konzert in meinem Rücken los. Ich werde schneller. Eine neue Karte wird organisiert und ich renne zurück zum überfüllten Eingangsbereich, wo die (mindestens!) dreieinhalb Meter große Security-Kante mich jetzt problemlos passieren lässt. Als die ersten Worte von RIN verständlich in meinen Ohren ankommen, sagt er etwas wie:

"Krass, wie ihr jetzt schon durchdreht. Das waren ja grade mal die ruhigeren Songs." – Pünktlich auf die Sekunde, Alman-Style und so.

Ich nutze den Vorteil, ohne Gruppe unterwegs zu sein, und sneake mich nach und nach immer weiter nach vorne, bis es staubig am Boden und heiß auf Kopfhöhe wird. Kollege Rubach beschreibt die Situation später ziemlich passend mit dem Satz: "Der Wüstenmodus war massiv." – Nach zweieinhalb Tagen Dauerhitze und Dauerbelastung durch springende Menschen lässt es sich kaum verhindern, dass ein kleiner Sandsturm vor der Stage tobt.

Ein von @timm_gillner geteilter Beitrag am

Ein Konzert ist ja ein bisschen wie S*x: Man schwitzt, gute Musik macht es besser und wenn der oder die Andere es auch genießt, macht es noch mehr Spaß. Man merkt RIN an, dass er viel Liebe für die Crowd hat, die jede seiner Zeilen und alle Adlibs mitgröhlt. Dass seine Lyrics aus der Welt zwischen 1€-Bier und Supreme-Logos hängenbleiben, gehört nicht nur bei den Studioversionen seiner Songs zum Erfolgskonzept:

Mit seinem ehemaligen LFE-Homie Yung Hurn, der wenig später auf der gleichen Stage auftritt, wird der 2016er-Sommerhit Bianco performt, alle neuen Hymnen laufen ebenfalls und zum Schluss gibt RIN in Form einer Zugabe (ich glaube es war Bros) Hak fürs Durchhaltevermögen der Crowd. Zu Recht! In der Moshpit-Zone fällt es während und nach jeder Hook schwer zu atmen, wenn man keinen Mundschutz oder zufällig einen umfunktionierten Buff trägt, der den Staub aus der Luft filtert. Wasser ist Leben in diesem explosiven Gemisch aus Staub, Schweiß und Beats von Minhtendo oder Lex Lugner. Daher glaube ich RIN aufs Wort, wenn er auf Facebook schreibt, fünf Leute seien "für die endlose Power bei der Show" kollabiert:

Um zum Schluss in die korrekte Fachterminologie zurückzukehren: Der Turnup war real. Es war lit! Und RIN hat die Ehre genommen von allen, die vor und nach ihm auf der LaFabrik-Stage standen. Ohh Junge!

Kategorie
Artist

Groove Attack by Hiphop.de