Als Zuna 3 Stunden lang mit einem Nazi diskutiert hat

Zuna von der KMN Gang hat sich mit Visa Vie für ein interessantes Gespräch getroffen, in dem Themen besprochen werden, die Deutschland (erst recht jetzt vor der Bundestagswahl) bewegen: Flucht, Migration, Integration, Diskriminierung.

Der im Libanon geborene Rapper hat mit seinen 24 Jahren schon das komplette Programm hinter sich. Er wurde beim ersten Versuch, Asyl in Europa zu bekommen, abgeschoben und kam später über Togo, Frankreich und Belgien nach Deutschland. Bis Zuna seinen Pass bekam, hat es dann noch einige Jahre gedauert. Heute ist er angekommen und dankbar für die Chancen, die er hier geboten bekommen hat. Ein mehr als passender Gesprächspartner also für dieses wichtige Thema.

Beim Thema Diskriminierung packt Zuna nach etwa 18 Minuten im Clarify-Podcast eine sehr interessante Anekdote aus. Als er auf einer Party in Leipzig war, suchte er den Dialog mit einem Rechtsradikalen, erklärt er Visa:

"Es gab eine Situation in Leipzig auf einer Party. Und dann habe ich mich wirklich mit einem Rechtsradikalen unterhalten, ich habe mit dem geredet. Ich habe gesagt: 'Ok, erklär mir mal deine Sicht – ich will deine Sicht verstehen.' Dann hat er mir erzählt, (...) die [Flüchtlinge] kommen her und machen nur Sche*ße – halt dieser Film."

So weit, so rechtsradikal. Taten Einzelner werden auf eine gesamte Bevölkerungsgruppe übertragen. Aber was ist, wenn dann einer von diesen Flüchtlingen vor dem Rechten steht, mit ihm spricht, ihn verstehen will und seine Sicht der Dinge darlegt?

"Ich habe mir diese Diskussion mit dem drei Stunden gegeben. Nach dieser Diskussion ist er aufgestanden und hat mich umarmt und hat seine komplette Meinung geändert."

Dialog ist der Schlüssel – zumindest war es in diesem Fall so. Ganz so einfach wird es natürlich nicht bei jedem eingefleischten Nazi laufen, aber die Geschichte zeigt, wie es gehen kann. Wenn wir nur auf Facebook in den Filterblasen hängen, in denen wir nur News konsumieren, die uns in den Kram passen, entsteht kein Austausch. Facebook hätte da durchaus Potenzial, aber ihr wisst selbst, wie es in Kommentarspalten zugeht.

Also: Ist Zuna jetzt die Allzweckwaffe gegen Hass auf der Welt?

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"Wenn ich mir diese ganze Politik, die ganze Welt anschaue, ich denke mir: Wenn die mir 30 Minuten geben auf allen Fernsehsendern, dass ich rede, 30 Minuten – ich glaube, ich würde das alles klären irgendwie. Ich könnte das klären! Ich meine, so schwer kann's nicht sein."

Schöne Vorstellung. Gebt dem Mann 30 Minuten und ein Mic – die Welt wird besser.

Bis das irgendjemand organisiert bekommen hat, kannst du dir den Clarify-Podcast in voller Länge geben:

Zuna über Migration, Flucht & Papierkram

Bei "Clarify" redet Rapper Zuna zum ersten Mal offen über seine Erlebnisse auf der Flucht vom Libanon nach Deutschland. Visa Vie spricht mit ihm darüber, wie er Diskriminierung in Deutschland erlebt und wie er mit Rechtspopulisten in seinem Wohnort, Dresden, umgeht. Videos zum Podcast findet ihr auf go.funk.net/clarify.

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