8 Rapper, die wir ohne Asylrecht nicht hätten

Die Diskussion um die Flüchtlingspolitik und fremdenfeindliche Übergriffe ist leider nach wie vor allgegenwärtig. Eko Fresh bezog kürzlich mit Albtraum für Deutschland Stellung zur rechtspopulistischen Partei Alternative für Deutschland, die bei den Landtagswahlen große Erfolge feierte. Auch Fatoni, Ali As, Vega, Dendemann und viele andere Rapper setzen Zeichen gegen Rechts.

Für Fremdenfeindlichkeit ist im Hiphop einfach kein Platz. Kulturen sollen aufeinandertreffen und voneinander lernen. Die deutsche Rapszene ist ein tolles Beispiel dafür, wie das in der Praxis aussieht. Ohne das Asylrecht und die Menschen, denen es einen langfristigen Aufenthalt in Deutschland ermöglicht, wäre die ganze Angelegenheit nicht so vielfältig und lebendig.

Natürlich ist es meistens richtig, alle Seiten einer Medaille zu betrachten und zu diskutieren. In diesem Fall bringt Celo den Sachverhalt aber kurz und knackig ganz gut auf den Punkt:

Auf den nächsten Seiten findest du nun die Rapper, die der Szene fehlen würden, wenn es das Asylrecht nicht gäbe...

Azad

Azad kam im Alter von 9 Monaten aus dem kurdisch geprägten West-Iran nach Deutschland. Seinen Eltern, die hierher kamen, um zu studieren, wurde Asyl gewährt und so konnte auch der kleine Azad Fuß fassen, kam früh mit Hiphop in Berührung und startete bald das eigene Studium:

"Ich habe studiert – nur halt kein staatlich anerkanntes Fach. Ich hab' Rap studiert. Über 25 Jahre hab' ich das wirklich extrem fanatisch studiert mit sehr viel Hingabe und hab' es meiner Meinung nach mindestens zum Professorenlevel gebracht."

Mittlerweile spreadet Professor AZ auf den großen Bühnen sein Knowledge. Wir müssen nicht extra betonen, welche Rolle Azad für (Straßen-)Rap in Deutschland gespielt hat. Im Biografie-Interview spricht er über sein Leben, die Liebe zu Hiphop und den Weg zu einem der großen Rapper Deutschlands:

Eko Fresh

Freezy selbst ist 'ne echte kölsche Jung': "Für alle, die im Osten aus Fremdenhass marschier'n / geboren '83, ich bin länger hier als ihr", rappt er in seinem A Cappella-Statement zur AfD.

Sein Vater Nedim Hazar kam allerdings als politischer Flüchtling aus der Türkei nach Deutschland. Der Künstler hat schon so gut wie alles gemacht: Komponist, Schauspieler, Kabarettist, Journalist, Dokumentarist und mehr.

Wäre ihm damals nicht Asyl gewährt worden, hätten wir auf Songs wie Gheddo, Die Abrechnung, Das Urteil, 1000 Bars und viele mehr verzichten müssen. Mit seinem Kino-Debüt (3 Türken und 1 Baby) und der Serie Blockbustaz (alle Folgen ab 22. März online) ist er auch außerhalb des Rap-Kosmos ein Teil der deutschen Medienlandschaft geworden und nutzt seine Reichweite, um Stellung gegen Rechts und Fremdenhass zu beziehen:

Xatar

Als Rooz sich mit Azad für #waslos traf, schwärmte dieser von seinem Verhältnis zu Xatar: "Das ist auf jeden Fall ein brüderliches Verhältnis. Ein familiäres Verhältnis. Das ist für mich unbeschreiblich schön, weil ich kenn' nicht viele, die aus der selben Stadt kommen und dementsprechend (...) 1-zu-1 den selben Slang sprechen."

Nach einer Odyssee im Iran und Irak während des ersten Golfkrieges landete die Familie mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes in Bonn. Seit gut 20 Jahren engagiert seine Mutter sich für Flüchtlingshilfe.

Xatar geht diesen Weg mit und hat kürzlich das Benefiz-Konzert The Voice of the Voiceless veranstaltet. Die Einnahmen sollen jetzt in den Bau eines Waisenhauses im Nordirak fließen.

MoTrip

Auch MoTrips Eltern waren kurz nach seiner Geburt gezwungen, ihre Heimat, den Libanon, wegen eines Bürgerkrieges zu verlassen. Auch er ist nicht mehr aus der Szene wegzudenken und hat es mit Songs von seinem aktuellen Album Mama auch ins Radio und die Charts geschafft.

"Man sollte jedem Menschen die Möglichkeit geben, hier zu leben, denn das Land gehört uns Deutschen nicht - da zähle auch ich mich dazu. Es ist schön und gut, dass irgendjemand Grenzen gezogen hat, aber wenn ein anderer Mensch hier leben will, dann hat niemand das Recht, ihm das zu verbieten - vor allem dann nicht, wenn dieser Mensch arbeiten und sich in die Gesellschaft einbringen möchte", sagt MoTrip in einem Interview.

SSIO

SSIO ist wie Eko in Deutschland geboren, aber ohne das Asylrecht hätten wir auch von dem Bauchtaschenrapper Numero Uno wahrscheinlich nie etwas gehört. Seine Eltern verließen wenige Jahre vor der Geburt ihre Heimat Afghanistan aus politischen Gründen.

Mit seinem Debütalbum BB.U.M.SS.N konnte SSIO 2013 gleich den Hiphop.de Award für das beste Release des Jahres abräumen und auch der Nachfolger 0,9, der im Januar erschien, konnte überzeugen.

Abgesehen von der Musik hätten wir auch auf tiefsinnige, gesellschaftskritische Statements zur weltpolitischen Situation wie dieses hier verzichten müssen:

Nazar

Ok, wenn wir es genau nehmen, trifft die Headline nicht richtig auf Nazar zu. Er ist bekanntermaßen Österreicher, aber fester Bestandteil der Szene.

Als seine Mutter mit ihm und seinem Bruder aus dem Iran nach Österreich flüchtete, wurde er mit offenen Armen aufgenommen und medizinisch versorgt.

In einer brennenden Ansprache hat er sich beim Donauinselfest 2015 die europäische Flüchtlingspolitik vorgeknöpft:

Kurdo

Als Kurdos Familie aus dem Irak floh, war er schon acht Jahre alt. Er erinnert sich noch genau an den Tag vor vielen Jahren: "Es war ganz früh am Morgen. Wir fuhren mit dem Auto in die Türkei und dann ging es mit dem Boot in Richtung Griechenland und Italien", sagte er gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung.

Mit seiner Musik und seinen Videos drückt er oft Verbundenheit zu seiner alten Heimat aus:

Fard

Fard kam als Flüchtlingskind aus dem Iran nach Deutschland. Durch die damalige Politik in der Heimat sahen seine Eltern sich gezwungen, das Land zu verlassen.

Im vergangenen Oktober veröffentlichte er den Song Mittellos auf dem Mittelmeer zu dem Thema, das seit Monaten allgegenwärtig ist.

Im Interview mit Erich, in dem der kleine Niclas allen die Show stahl, spricht der Rapper ausführlich über seine Kindheit, die aktuelle Flüchtlingskrise und vieles mehr:

Neben den Beispielen, die wir dir in diesem Artikel zeigen, gibt es etliche weitere: Schwesta Ewa, Majoe oder Jasko verbrachten einen Teil ihrer Kindheit in deutschen Asylbewerberheimen. Selbst Sido floh mit seiner Mutter aus der DDR in die BRD.

Wir sollten diese Menschen mit offenen Armen begrüßen, denn sie sind Menschen wie wir selbst. Nur wer ein Herz aus Stein hat, verweigert ihnen ihr Recht auf ein würdevolles Leben.

​Hiphop ist ein Zuhause für alle Menschen, ganz gleich welcher Herkunft. Das war in der Vergangenheit so und es liegt in unseren Händen, dass dies auch so bleibt. One Love.

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