Rap Français: 7 neue Rapper, die du 2018 auf dem Schirm haben musst

Die Musikindustrie ist längst im YouTube-Zeitalter angekommen und wird immer schnelllebiger. Eine Single kann im Netz über Nacht - "Overnight" wie Desiigner sagen würde - so richtig durchstarten und einen zuvor unbekannten Artist in astronomische Höhen katapultieren. "Kokaina"-Style.

Auch Frankreich macht nicht Halt vor dieser Entwicklung. Unzählige junge Rapper sprießen täglich aus dem äußerst fruchtbar scheinenden französischen Boden. Oftmals entpuppen sie sich als klassische One-Hit-Wonders und sind genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Diese Tendenz macht es sehr schwierig, tatsächlich talentierte Künstler von den klassischen Eintagsfliegen zu unterscheiden. Darum haben wir für dich sieben Newcomer gepickt, welchen wir den Durchbruch in näherer Zukunft zutrauen. Viel Spaß beim Entdecken und lass uns wissen, ob du auch einen Underground-Artist auf dem Schirm hast, der das nächste große Ding in Frankreich sein kann!

Django

Klickt man sich durch Djangos Videosingles auf YouTube, wird man sich zu Recht fragen, was das Flow-Monster aus der Hauptstadt Frankreichs in diesem Beitrag zu suchen hat. 22 Millionen Klicks auf dem Track "Fichu" und das soll ein Newcomer sein?

Der Grund, warum Django erwähnt werden muss, ist folgender: Lazar Vachter, wie der Rapper mit bürgerlichem Namen heißt, hat noch kein großes Release vorzuweisen. Bisher droppte er nur einzelne Singles und das fünf Tracks starke Projekt "Anthracite" (Stream), das mit rasanten Flows und düsterer Stimmung gut in sein bisheriges Soundbild passt. Aber die Geduld seiner Fans soll bald belohnt werden. Alles deutet auf ein Album in diesem Jahr hin und sollte dieses die gleiche Qualität wie die Singles haben, ist der Mainstream-Hype vorprogrammiert.

Moha La Squale

Ex-Dealer, mehrmaliger Knastinsasse im größten Gefängnis Europas, Rapper mit Freestyle Skills, Schauspieler. Man ist fast gezwungen, sich eine Frage zu stellen: Wer ist dieser Moha La Squale?

Zu Recht wundert man sich, was hinter den obskuren Raptexten des 22-Jährigen steckt. In seiner Jugend verdiente Moha sein Moula als Dealer, was ihm mehrere Rendez-Vous mit der Justiz bescherte. Auf einen Aufenthalt in Fleury, diesem Koloss von einer JVA nördlich von Paris, folgte dann aber die Wende: Moha versuchte sich in einer Theaterschule mit dem Namen "Cours Florent" und erschien 2015 sogar in einem Kurzfilm auf Arte.

Den Beginn seiner Rapkarriere markiert der 6. August 2017. An diesem Tag wurde Bendero, ein Alter Ego von Moha, ins Leben gerufen. In einer Freestyle-Video-Reihe, die er wöchentlich auf YouTube hochlädt, erzählt er Sonntag für Sonntag Benderos Geschichte. Eine Geschichte die Frankreich zu fesseln scheint.

Dies hängt nicht nur mit dem Inhalt, sondern auch mit Mohas lyrischen Fähigkeiten zusammen. Diese Sprachgewandtheit hat er sich jedoch erst in den letzten Jahren angeeignet. Ehrgeizig und mit viel Elan stürzte er sich in Bücher von Shakespeare und entwickelte eine wahre Passion für die Literatur. Deswegen und auch aufgrund seiner Zeit an der Theaterschule sind seine Raptexte so lebhaft. In einem Interview erklärt Moha, er wolle "die Menschen von der Strasse berühren" - und er scheint damit Erfolg zu haben!

Zur Jahreswende schockte das Flow-Wunder aus La Banane mit dem Song "Pour la dernière". Dieser unterbrach mit seinen mittlerweile knapp 5 Millionen Views auf YouTube nicht nur seine Freestyle-Serie, sondern kündigte auch sein erstes Album an. Gut möglich, dass sein neuster Streich "Bandolero", welcher drei Wochen nach "Pour la dernière" erschienen ist, schon auf der LP zu finden sein wird.

404billy

Bei 404billys Suchergebnissen auf YouTube springen dem aufmerksamen Zuschauer zwei Dinge ins Auge. Erstens sind alle Videos in Schwarz-Weiß gehalten. Zweitens produziert DST einen Großteil seiner Tracks. Dieser sollte vor allem für Booba- oder Gradur-Hörer ein Begriff sein. Der vertraute Producer-Tag von DST – "I am the danger” – welcher aus der TV-Serie "Breaking Bad" stammt, ertönt über den Anfang eines düsteren Beats. Dann setzt 404billy ein:

Gekonnt, aggressiv gewinnt er jeden Beat für sich. Mit Inbrunst und Tiefe in seiner Stimme vermittelt er ein eindringliches Gefühl, wie es nur wenige Rapper können. DST hat also gute Gründe, wieso er Beats für einen verhältnismäßig unbekannten Rapper produziert.

Bisher ließ uns der Rapper aus Villiers-le-Bel nur in den Genuss einiger Singles kommen. Zuletzt meldete sich der Pariser mit einer Freestyle-Reihe namens "Error" auf YouTube. Das bis dato zweiteilige Flow-Massaker, soll aber erst der Anfang einer langen Serie werden. Seit diesem Zeitpunkt wurde es etwas ruhiger um ihn. Mit seinem ersten richtigen Projekt und den passenden Produzenten (auch Pyroman hat schon für Billy produziert) würde dem Newcomer eigentlich nichts im Weg stehen.

Soolking

Soolking war in Frankreich zuletzt in aller Munde. Mit einem Alonzo-Feature, Airtime auf dem Radiosender Skyrock sowie einfallsreichen Musikvideos machte er ordentlich Welle. Deutschrapfans kennen ihn vielleicht schon vom gemeinsamen Song mit Mert.

Mit seinem ganz eigenen Stil, einem guten Schuss Autotune, dem grade so gefragten Gefühl für Melodien und seinem Rap-Skills im Gepäck, schafft es Soolking Single für Single mehr Hörer von sich zu überzeugen. Der variabel einsetzbare Werkzeugkasten von MC Sool, wie er sich früher nannte, kommt gut an. Mit Produzenten wie AriBeatz (u. a. RAF Camora, Azad, Miami Yacine) im Rücken reitet Soolking eine Welle, von welcher er nicht so schnell wieder runter kommen wird.

Ein Album des Rappers, welcher erst seit 2014 in Frankreich lebt, steht allerdings noch aus. Dies wird sich angesichts seines Unterschrift bei Sofianes Label Affranchis Music in naher Zukunft ändern. Seinen Platz unter Fiansos Jungs hat sich der gebürtige Algerier auf keinen Fall zu Unrecht ergaunert. Ein Blick in Episode 4 von Sofianes Newcomer-Freestyle-Sendung "Rentre dans le cercle" reicht, um sich seines Könnens zu überzeugen. Der Durchbruch ist mit etlichen Millionen Klicks längst vollzogen, aber Soolking könnte 2018 richtig an sich reißen und ist grade so ziemlich das gehypteste neue Gesicht der Szene.

Slimka & Di-Meh

Die zwei Genfer sind im Gegensatz zum Rest unserer "Equipe parisienne" zwar nicht aus Frankreich, sondern aus der Schweiz. Von französischem Rap verstehen die zwei Jungs dafür aber umso mehr. Beide haben schon verschiedene Projekte vorzuweisen, darunter auch zwei Soloalben. Beide sind Teil der SuperWak Clique und featuren auf ihren Tracks oftmals auch andere Crewmitglieder.

Der 23-jährige Slimka drängte sich grade erst mit seiner zweiten EP "No Bad Vol. 2" wieder ins Spotlight. Noch knüpft es nicht an den Erfolg des Vorgängers an, nichtsdestotrotz ist die EP unbestritten ein Newschool-Brett auf höchstem Niveau und mit ganz unterschiedlichen Facetten.

Di-Meh startete seinerseits mit einer Single namens "Depeche Mode" ins neue Jahr. Der 22-Jährige featurt darauf auch Slimka und Makala, ein weiteres Mitglied der SuperWak Clique.

Die beiden Westschweizer wissen, wie man für sich Werbung macht. Vermehrt an Konzerten und Cyphers fallen sie durch ihre dopen Auftritte auf und geben der Crowd das volle Programm inklusive gigantischen Moshpits. Immer wieder schaffen sie es, in bester Travis-Scott-Manier die Menge zum Eskalieren zu bringen.

Ihre Musik ist definitiv nichts für Zartbesaitete. Aggressive Texte auf scheppernden Trap-Beats sind Standard. Auf YouTube haben die beiden jeweils Hunderttausende von Klicks auf ihren Videos und Tracks. Das ist für Schweizer Rapverhältnisse außergewöhnlich viel und deutet auch auf ihren Erfolg über die Landesgrenzen hinaus hin. Auf jedes neue Projekt der SuperWak-Members sollte man gespannt sein!

Oboy

2015 machte Oboy erstmals auf sich aufmerksam. Mit dem Song "Douce", welcher mittlerweile knapp drei Millionen Views auf YouTube hat, erarbeitete er sich in kürzester Zeit eine solide Fanbase. So richtig lancierte der Pariser seine Karriere aber erst 2016, als sein sieben Tracks starkes Mixtape "Olyside" erschien. Mit gewohntem laidback Flow gleitet er elegant über die wolkigen Instrumentals.

Die gemütliche, von cloudesken Beats untermalte Atmosphäre in Oboys Tracks ist sein Markenzeichen. Bereits für den 16. März wurde ein Mini-Album mit acht Tracks namens "Southside" angekündigt. Die erste Hälfte dieses Projekts ist bereits auf Spotify zu finden. Und für diejenigen, die "Southside" kaum erwarten können, ist es möglich, das Projekt bereits vorzubestellen.

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