Fernab von Hypes: 5 Tracks, die mehr Aufmerksamkeit verdienen

Es mag ja Menschen geben, die Deutschrap die Vielfalt absprechen.Wer über den Tellerrand der Singlecharts hinausblickt, stellt jedoch schnell fest, dass deutscher Sprechgesang vieles ist – aber sicher nicht eintönig und berechenbar.

Regelmäßig stellen wir Tracks und Künstler vor, denen medial noch nicht der rote Teppich ausgerollt wurde. Die folgenden Videos stehen größtenteils bei unter 25.000 Aufrufen und bieten durch die Bank weg Musik, die du so eher nicht in Shisha-Bars zu hören bekommst.

Negroman – Bauchredner



Negroman drückt sich besser als "Bauchredner" aus – safe. Auf einem sanftmütigen Streicher-Beat von J. Wassenberg stapelt der wortgewandte MC doch auffällig tief, sobald er betont, dass er seine Bars stammeln würde. Die assoziativ wirkenden Textwelten von Negroman ragen aus der Masse heraus und sprengen jede Modus Mio-Party.

Das Mainzer Untergrundlabel Sichtexot bleibt damit seiner Ausrichtung treu und bildet eine Zuflucht für diejenigen, die von vereinheitlichten Lyrics um Markennamen und Lifestyle-Tipps die Nase voll haben. Ein neues Album von Negroman namens "Cuck" soll am 26. September erscheinen.

Kulturerbe Achim ft. Lugatti & 9ine – Hausfriedensbruch

Das Kölner Duo Lugatti & 9ine macht mit dem Berliner Kulturerbe Achim gemeinsame Sache. Zusammen sind sie in ihrem Track "Hausfriedensbruch" auf Krawall gebürstet. Auf einem Beat von Traya wird von der Spree bis zum Rhein representet und munter die Wackness der anderen offengelegt.

Im dazugehörigen Video zelebrieren die drei Jungs die simplen Dinge im Leben. Auf dem Splash! Festival steht gediegene Campingplatz-Romantik mit einer passablen Menge Dosenbier im Vordergrund. Referenzen an den Retrogrott machen deutlich, auf welchem musikalischen Film das Trio unterwegs ist.

Sweetboyblondey – So egal

Sweetboyblondey nimmt schon früh in seiner Karriere neidische Blicke wahr. Doch für ihn ist das der Normalzustand und irgendwie "So egal". Der Output des süßen Boys ist irgendwo ganz weit draußen und umgeht durchgehörte Rapschemata. Mit einem Gespür für Melodie haucht Blondey Worte auf wabernde Beats.

Mit der Optik eines jungen David Luiz träumt sich Sweetboyblondey in "So egal" durch eine app- und datengeflutete Wirklichkeit. Das Signing auf Yung Hurns beziehungsweise K. Ronaldos Label Sportrecords lässt sich derart treiben, dass er unweigerlich ein wenig an die Kunst seines Labelbosses erinnert. Das Tape "Sweet Radio Playlist" ist 2019 erschienen und kommt unter anderem mit Features von Yung Hurn und Kwam.E.

Brown-Eyes White Boy – Lila

Ein weiter Künstler mit Hang zu experimentellen Rap ist Brown-Eyes White Boy. Seine Musik ist mehr auf den Vibe als auf den perfekten Trippelreim ausgerichtet. Der inzwischen 15-Jährige aus Salzburg hat 2016 mit dem Track "Messer raus" für Furore in einschlägigen Internetkreisen gesorgt. Auch ein Feature mit Trettmann konnte der Boy bereits verbuchen. Tretti fühlte den Positivitätsfilm und tat schon vor Jahren auf einem Remix von "Messer raus" das, was ihn happy macht. Auf Brown-Eyes White Boys Album "Bubblegum Dreams" ist der Track "Lila" vertreten. Das Video ist ähnlich abstrakt gehalten wie der Song selbst und hat mit dem Kampf um die Scheine nur am Rande etwas zu tun. Mit "1819" hat der Österreicher dieses Jahr sogar noch ein weiteres Tape rausgehauen.

AlphaMob x KeKe – Mehr davon

Der Hamburger Produzent AlphaMob will zusammen mit KeKe "Mehr davon". Die Newcomerin aus Wien ist gerade dabei, Deutschrap zu erobern. Mit persönlichen Lyrics über Angststörungen und Depressionen hat sie ihr Innerstes schon auf dem Track "Paradox" nach außen gekehrt."Mehr davon" verzichtet darauf, diese Schiene weiter zu verfolgen und nimmt die direkte Abfahrt zum Turnup. Memphis-Sound der dreckigsten Sorte pumpt dazu aus den Boxen. Mehr von Keke gibt es am Freitag zu hören. Sie ist als Feature-Gast auf dem kommenden Trettmann-Album gelistet, das am Freitag erscheint. AlphaMobs Album "Swaffle Phonk 3" wird wohl auch nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.

Kategorie

Groove Attack by Hiphop.de