Chefket kritisiert Fridays for Future nach Konzertabsage

Update: Mittlerweile haben Fridays for Future zu dem Konflikt mit Chefket Stellung bezogen. Was genau sie geschrieben haben, könnt ihr hier nachlesen.

Chefket kritisiert die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future nach einem abgesagten Gig, mit dem er sich nach eigenen Angaben unentgeltlich an einer Demonstration beteiligen wollte. Der Grund für das Veto gegen den Auftritt: seine Zusammenarbeit mit Xatar im Rahmen des Remix' zu "Rap & Soul".

Absage wegen Xatar-Feature: Chefket kritisiert Fridays for Future

Auf Instagram teilt Chefket seine Gedanken zur Absage sowie ein Foto einer Nachricht mit der Begründung. Darin heißt es:

"Die Begründung des Vetos liegt darin, da Chefket in Vergangenheit mit Xatar zusammengearbeitet hat, was gegen mehrere ethische Wert von fridays for future verstößt." [sic]

Da wir bislang auf unsere Anfrage keine Antwort vom FFF-Team bekommen haben, können wir über die exakten Gründe nur mutmaßen. Natürlich denkt man als geneigter Rapfan schnell an Xatars kriminelle Vergangenheit: Körperverletzung in der Playboy Mansion samt anschließender Flucht nach Mexiko, der berüchtigte Goldraub und die anschließende Haftstrafe, die Ende 2014 frühzeitig beendet wurde.

Aber: Selbst wenn man den vermeintlichen Lebenswandel von Xatar, der sich unter anderem durch ein Benefizkonzert am Bau eines Waisenhauses im Nordirak beteiligte, ausblenden möchte, ist die Begründung der FFF-Bewegung schwer nachvollziehbar.

Chefket steht für sehr viel mehr als eine Zusammenarbeit mit Xatar und spricht in seinen Texten über viele wichtige Themen unserer Gesellschaft. Seine Blickwinkel sollten mit denen einer vorwiegend links-grünen und zukunftsorientierten Bewegung eigentlich in großen Teilen übereinstimmen. Einen Künstler über eine einzige Kollabo zu definieren, wird ihm ebenso selten wirklich gerecht, wie jemanden auf seine Verfehlungen aus der Vergangenheit zu reduzieren. Chefket dazu auf Instagram:

"Es ist eine dunkle Future für die Kids, wenn gute Musik wegen einem Features verboten wird."

Rassistische Gründe für die Entscheidung?

Chefket scheint außerdem zu denken, dass rassistische Gedanken zur Absage geführt haben könnten. Er betitelt sein IGTV-Video mit "White Days for Future" und gegenüber rap.de stellt er Fragen, die rassistische Motive suggerieren sollen. Er meint, die Bewegung würde mit zweierlei Maß messen, und setzt die Zusammenarbeit von Henning May und K.I.Z. mit seinem gemeinsamen Song mit Xatar ins Verhältnis, um seinen Punkt zu verdeutlichen.

"Wieso gibt es dieses Problem nicht beim weißen Mehrheitsboy Henning May? Weil K.I.Z. als Kunst gesehen wird und Xatar nicht? Da wird mit zweierlei Maß gemessen.Oder liegt es daran, dass der Türke so schlau ist und eventuell ein Vorbild für deutsche Jugendliche sein könnte?" [sic]

Dass K.I.Z. und Xatar sowohl musikalisch als auch persönlich ganz unterschiedliche Wege gegangen sind, die in der Öffentlichkeit dementsprechend anders rezipiert werden, lässt er dabei außen vor. Auch dass er die Jugendbewegung, die das (ökologische) Schicksal der Welt nicht den lethargischen und profitorientierten Politikern überlassen will, trotz seiner anfänglichen Zusage jetzt als "richtig, richtig bescheuert" bezeichnet, ließ uns fragend eine Augenbraue hochziehen.

Auf Nachfrage erklärt Chefket uns, insbesondere das Schweigen der Verantwortlichen lasse sie nun schlecht aussehen. Niemand von Fridays for Future habe sich bei ihm gemeldet.

"Eine Entschuldigung hätte gereicht. Aber dafür ist man sich zu fein. Sie sollen mal ihre Begründung rechtfertigen und mir erklären gegen welche ethischen Werte ich verstoße" [sic]

Auf die Frage, ob er wirklich rassistische Beweggründe hinter der Absage vermutet:

"Einen Song bei dem es um Rap&Soul geht in den Dreck zu ziehen. Was soll das? Wenn sie Max Herre wegen einem XATAR Feature ausgeladen hätten wäre das für niemanden nachvollziehbar. Bei mir scheinbar schon. Warum? Vor allem gibt es bald einen Auftritt von Swiss der auch mit BLOKKMONSTA Features hat. Da ist es dann scheinbar egal" [sic]

Er weiß aber auch, dass es unfair wäre, alle Anhänger von Fridays for Future über einen Kamm zu scheren. Die richtige Kommunikation der Gegenseite wäre hier womöglich der major Key gewesen, um Missverständnisse – sofern es sich denn um solche handelt – zu vermeiden oder aus dem Weg zu räumen. Wie denkt ihr über die Sache?

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