Tua - Nacht

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Pressetext / Beschreibung

Die RoyalBunker Streetoffensive geht mit dem Reutlinger Tua und dessen Debütalbum "Nacht" nun sogar gegen die Images der selbsterkorenen Straßenrapper vor, denn Tua distanziert sich sowohl musikalisch als auch textlich von dem, was gemeinhin als Straßenrap verkauft wird. "Was du mir erzählst hast - das war Lüge - alles Lüge" statet Tua bereits im ersten Track "Gangster" und zeigt mit dem Zeigefinger auf den hiesigen Wandel vom Kiffer- zum Gangsterimage in unserer Nation - das gepaart mit einem Volksmusiksample und klassischer Musik macht schon zu Beginn klar, das wir es hier mit einem eher untypischen RB-Release zu tun haben. Dies unterstreicht Tua, der seine Debüt-LP bis auf einen Track auch selbst produziert hat, indem sich der russischstämmige Doubletimeflexer als mehr als fähiger Storyteller zeigt. Dabei handeln seine Geschichten sehr wohl vom Straßenalltag. So z.B. auf "Krieg", auf dem er schildert, wie seine Homies einen Typen zusammentreten und im Endeffekt hierfür die Konsequenzen tragen müssen. Tua selbst erzählt die Geschichte, ohne zu werten und überlässt so dem Hörer selbst das Urteil. Tua steht sozusagen an der Straße und zeigt Momentaufnahmen derselben und will den Hörer lediglich einladen ihn zu begleiten sich an seine Seite zu stellen, um ebenfalls die Augen zu öffnen und die "Nacht" zu genießen. Dies wird freilich Neider auf sich ziehen, doch auch mit dieser Thematik kennt man sich in Reutlingen aus, weshalb Tua dem "Neid" einen der sowohl musikalisch als auch textlich herausragendsten Songs dieses Album widmet.

Darüber hinaus zeigt sich Tua sehr oft von einer nachdenklichen, gefühlvollen aber auch depressiven Seite. Letztere wird repräsentiert durch das von Christyle produzierte und auch auf Sucuk Ufuks "Ein Türke zum Liebhaben"-Mixtape vertretene "Buna Can Dayanmaz". Aber auch der auf Flöten basierende Hiddentrack"Eiszeit" dürfte, ähnlich wie das bereits auf der RB-Page als mp3 veröffentlichte "So vieles", für Hatings seitens einiger bornierter RB-Fans sorgen. Trotzdem gehen beide Tracks unter die Haut und schaffen Stimmung. Höhepunkt der Sangeskunst ist der zweigeteilte Track "5 Sekunden", das einen Unfall Tua's thematisiert, nachdem er sich offenbar mit dem Wert der Zeit auseinandergesetzt hat. Nachdem Tua die fünf Sekunden in Form von fünf kurzen Verses erzählt hat, switcht die Stimmung und Vasee übernimmt mit einer Stimme, die mir persönlich auch nach dem zehnten Durchlauf noch Gänsehaut beschert. Das Fazit Tua's: "Wir Menschen denken wir könnten es einschätzen, es scheint als lernt man erst am Ende die Zeit schätzen"!

Bewertung:
4,5 von 6
    
Fazit:
Nehmt Tuas Hand und lasst Euch durch die Reutlinger "Nacht" führen. Lernt den Mann, der sich sowohl auf den Straßen, im Club (checkt unbedingt den "Habibi Remix") als auch allein mit sich selbst wohl fühlt, besser kennen und genießt das bis dato beste Album der RB'schen Streetoffensive.