The Notorious B.I.G. - The Duets: The Final Chapter

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Acht Jahre nach Biggies tragischem Tod in Los Angeles, erscheint bei Bad Boy die zweite große posthume Veröffentlichung nach Born Again. Duets sollen es sein, und das final chapter. Zumindest den ersten Teil zweifelten einige an: können Tracks auf denen so ziemlich jeder außer Biggies originaler Crew gefeatured wird überhaupt Duette sein? Muss man ein solches Projekt nicht schon aus Prinzip ablehnen und als Leichenfledderei bezeichnen?
Mag sein das einigen, die die Tracks des Notorious B.I.G bereits zu dessen Lebzeiten auswendig kannten von diesem Werk enttäuscht sind. Erwartungsgemäß findet sich hier nicht der gleiche Flavour den die Alben der Neunziger hatten. Liebgewonne Verses finden sich plötzlich auf fremden Beats. Aber: all das kann man auch anders sehen. Zum Beispiel indem das Album als das versteht, was es rein künstlerisch betrachtet ist: ein Remix-Projekt, dass Biggies geniale Rhymes ins einundzwanzigste Jahrhundert tragen soll. Genau das ist hier gelungen. Die siebzehn Tracks der Compilation decken nahezu alle Bereiche der aktuellen Rap Welt ab, ohne dabei zusammenhangslos zu wirken. Stellenweise geht Biggie auf den Tracks durchaus unter und nicht jeder Verse des New Yorker Königs sitzt so perfekt, wie er selbst ihn gedroppt hätte. Auf vielen schaffen es die gut gewählten Beats und Features aber definitiv Biggies Lyrics die passende Atmosphäre zu geben. Ein gutes Beispiel dafür ist Hold your Head, auf dem Biggies Suicidal Thaughts von Bob Marley und einem Clinton Sparks Beat begleitet werden. Welchen Grund gibt es hier den Vergleich zum genialen Original zu ziehen? It is what it is, ein sehr guter Song mit genialen Raps und eindringlicher Atmosphäre, geprägt von den Stimmen zweier Legenden.

Andere einfach gute Tracks sind Spit your Game mit Twista und Bone Thugs N Harmony, Whutcha Want mit Jay-Z und Breakin' Old Habits mit T.I. und Slim Thug. Das Aufeinandertreffen mit den Doubletime-Spittern aus Midwest besticht durch einen Beat, der Swizz Beats at his best zeigt und den perfekten Einsatz von (B.I.G.-)Vocal Samples im Hook. Alle drei Parteien passen mit ihrem Flow sehr gut auf den Beat und bieten gemeinsam ein beeindruckendes Rap-Feuerwerk, auch wenn die Gäste dem Helden im Laufe des Tracks weglaufen. Die Eindringlichkeit Biggies lässt sich dennoch nicht in den Schatten stellen, am Ende bleibt es hier sein Song, ergänzt durch Gastauftritte. Ähnlich verhält es sich bei dem Aufeinandertreffen mit Biggies selbst-proklamierten Nachfolger an New Yorks Spitze. Danjas Beat und Biggies Rap sorgen hier für einen Bomben Track und lassen Jigga trotz gewohnter Qualität im Schatten stehen. Um die Reise durch die Staaten zu beenden: das erwähnte Breakin old Habits repräsentiert einen weiteren Song-Typ unter den Duets. B.I.G./ New York-Flavour versprüht dieser Track erwartungsgemäß nicht, Biggie kommt hier eher eine sehr gut performte Gastrolle zu. Ein Biggie Album klänge natürlich anders, dieser high-end Mixtape Cut schaft es aber erneut Notorious in der Gegenwart scheinen zu lassen. Weitere sehr gute Tracks sind 1970 Somethin (feat. The Game und Faith Evans), Just a Memory (feat. The Clipse) und Beef (feat. Mobb Deep). Neben Prodigys idiotischen "wär ich dabei gewesen, wär Biggie nie erschossen worden"-Rhymes ist das einzige, was auf dem letztgenannten Track stört Puffy. Soweit also alles wie zu Lebzeiten...

Als mindestens sehr erwähnenswert wären noch It Has Been Said mit Diddy, [prod]Eminem und Obie Trice, Hustler's Story feat Scarface, Akon und Big Gee (Boyz N Da Hood), Living in Pain (featuring 2Pac, Mary J. Blidge und Nas) und Living the Life (mit Snoop Dogg, Ludacris, Cheri Dennis und Bobby Valentino) und Get your Grind on mit Big Pun, Fat Joe und Freeway zu nennen. It Has Been Said stellt den obligatorischen Eminem-Track, mit Eminem Beat, Eminem Rap, Eminem-Freund Obie und einem Diddy, der wie Eminem rappt. Also nichts nicht-erwartetes, nicht zuletzt da Diddy regelmäßig den Eindruck erweckt, dass man, wenn man den Mann auf einem Track will, nicht nur einen Scheck sondern auch einen Text für ihn schreiben muss. Auf Hustler's Story überzeugt neben dem Beat zumindest Scarface absolut und Living the Life bringt Big Pun das wohl historisch wertvollste Feature an den Staat.

Auch I'm with Whateva ist ein absolut überzeugender Track, was zum einen an Lil Wayne und Juelz Santana und zum anderen an Stevie Js Beat liegt. Etwas seltsam ist allerdings, dass Jim Jones' Aufgabe sich auf Ad-Libs beschränkt und Biggie hier gar nicht vorkommt. Der Name Christopher Wallace in den Credits macht hier also genau so wenig Sinn, wie ihn als Executive anzuführen.

Die einzigen noch ungenannten Tracks sind dann das allgemein bekannte Nasty Girl und drei, die wohl nur einigen gefallen werden. So der uninspirierte R.Kelly Beitrag und der (gelungene) Rock Ausflug mit Korn. Auf Ultimate Rush vermisst Mann dann doch ein Junior Mafia Mitglied und auch ich komme an einen Punkt, an dem mir die (gute) Neuauflage als Beleidigung des Originals erscheint. Durch keine Diät der Welt kann Missy Lil Kim im Drugs Konzept ersetzen.

Bewertung:
4 von 6           

Fazit:
Eine Tribute-Compilation, die es schafft die gesamten Rap Billboard Charts (minus G-Unit) zu featuren, ohne einen einheitlichen Sound vermissen zu lassen. Ein Album wie ein Mixtape in perfekter Qualität. Ein Werk das Biggie nicht mißbraucht sondern gekonnt in die Gegenwart holt. Ein Projekt das auch Tupac mehr als diverse andere Alben gerecht geworden wäre. Aber natürlich kein neues Notorious B.I.G. Album.