Gerard - Druck/Jede Nacht

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Pressetext / Beschreibung

Wenn ich an Rap aus Österreich denke, dann denke ich vornehmlich an Rap, der oft in sehr banale Wortklaubereien abdriftet und sich eher mit Vergleichen und Metaphern beschäftigt, als dem Gesamtprodukt Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb wurde Rap aus Österreich von mir - arrogant wie ich bin - für gewöhnlich belächelt. Das hat sich mittlerweile geändert (Ich bitte zu beachten, dass das eine rein subjektive Meinung ist.). Gerard MCs Beiträge für "Momentaufnahmen 3" und "Victory 2" überzeugten mich sehr und liessen mich aufhorchen. Nun bringt der Mann also seine Debut-12" - "Druck/Jede Nacht". Ein unspektakuläres Stickercover ziert die schwarze Platte - das passt zu dem Eindruck, den dieser Mann bei mir hinterliess - bodenständig und wenig effekthaschend.
Und was bietet uns die Musik? Sehr viel! Die A-Seite kommt mit einem brachialen Beat, der eine dominante Bass-Line und wunderschöne Streicher kombiniert (DJ Rasputin hat mal wieder grandiose Arbeit geleistet), welche "Druck" den Namen definitiv "aufdrücken". Die Aggression in Gerards Stimme und sein wuterfüllter Text tun dann das ihrige, um dieses Lied zum Kampf mit sich selbst zu machen. Mit dem Druck in sich selbst.

Die B-Seite ist dann die genaue Umkehr. Piano und dezente Hintergrund-Streicher bilden das Basiskonstrukt für ein Lied, das wirklich weh tut. "Jede Nacht" handelt von Enttäuschungen. Handelt davon, dass man den Hass und die eigene Wut immer an denen auslässt, die man liebt, die man gerne um sich hat, die einem doch nur helfen möchten. Von Blindheit und Fremdheit, der eigenen Selbst gegenüber. Dieses Lied vermag die A-Seite nochmal zu toppen. Achja, eines sei noch angemerkt: Saiko sollte man für diesen Beat einen Orden verleihen.

Bewertung:
4 von 6

    
Fazit:
Der junge Österreicher bringt hier eine wirklich sehr solide 12". Live eingespielte Geigen, super Cuts, exzellente Beats und ein erfrischender Flow, gepaart mit guten Texten, machen diese Platte zu 'nem Palatschinken mit Schlagoberst (um mal im Ösi-Lingo zu spazieren) - auf gut Deutsch: das Ding sollte man sich auf jeden Fall mal anhören. Der Formalität halber sei noch gesagt, dass beide Stücke in Vocal-, A Cappella- und Instrumental-Version auf der Platte zu finden sind.