Flexevil - David Vs Goliath

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Pressetext / Beschreibung

Bei einem Namen wie Flexevil könnte man unwillkürlich Battlerap erwarten. Nichts könnte bei den fünf Berlinern Botanicker, Pvozz, Beatpete, DJ Breitammic und Yen weiter von der Realität entfernt sein. Sie vereinen eine sehr gesellschaftskritische Grundhaltung mit einem unüberhörbaren Pop-Ansatz und das führt eben zu einer etwas anderen Art des Storytellings.

Freunde von einer konventionellen Herangehensweise sind sie wohl ebenso wenig. Ihr Album 'David vs Goliath' ist nämlich von einem sehr ungewöhnlichen Ansatz gekennzeichnet. Sie haben Hörbuch Sequenzen und Tracks kombiniert, um über die gesamte Platte eine Story zu erzählen. So werden alltägliche Ereignisse und Eindrücke mit allerlei skurillen Gegebenheiten zusammengemischt, die sich wie ein roter Faden durch das Leben der Antagonisten ziehen.

Das alltägliche Leben oder besser ausgedrückt der alltägliche Wahnsinn werden ausgebreitet, analysiert, angeprangert oder abgefeiert. 'Kaufen sie das' beispielsweise nimmt den allgemeinen Konsumzwang mit Zeilen wie 'Ein Messerset im Angebot, wer das nicht kauft ist ein Idiot' auf’s Korn. Auf 'Liebestropfen' wird das Thema Sex behandelt und das ziemlich eindeutig, wenn auch recht stilvoll und langsam – wenig mit dem Rap-Standard zu vergleichen. Für eine Überraschung sorgt Mia Frontfrau Mieze – ein nicht alltäglicher Gast auf Hiphop Produktionen. Über den Fall von Casting-Show Gewinnern dreht es sich auf 'Schönling' und auf 'Musikgast' wird auch mal gefeiert. Am besten klingen aber die sehr gesellschaftskritischen Tracks 'Danke' und 'Von-Bis' auf dem als Gast Poison Ive zu hören ist. Zugegeben wirken mache Zeilen wie 'Freiheit für das Volk, Recht und Ordnung sind ein Traum, denn wie jeder weiß sind das nur Schlösser made of Schaum' auf 'Tag der Abrechnung' etwas abgedroschen, derweil aber nicht unberechtigt.

Für ein Debütalbum wurde bei den Beats enorm sauber produziert und abgemischt, das Tempo variabel gehalten und auch bei der Instrumentierung ein sehr breites Feld benutzt. Höhepunkte dabei sind beispielsweise erneut 'Danke' oder das sehr chillig-jazzige 'Hitzefrei'. Raptechnisch haut einen das hier gezeigte wenig vom Hocker, im Gegenteil wirkt es manchmal sogar spröde und unbeholfen. Auch manche Hooks, wie auf 'Stadtschlagader' rauben den Songs ihre Dynamik und bremsen die fünf Protagonisten.

Um es einmal klar zu sagen: Nicht alle Rap-Fans werden an Flexevil ihre Freude haben, da man hier ungewöhnliche Wege beschritten hat und manchmal zu poppig wirkt. Wen das nicht stört, der wird hier frischen Wind für die angestaubte Plattenkiste finden und Aussagen, die sowohl an Hirn als auch an Herz appellieren.

Bewertung:
3,5 von 6
            
Fazit:
Ein ungewöhnliches Konzept macht dieses Debüt ganz interessant, auch wenn man Flexevil, vom raptechnischen Standpunkt zu den Leichtgewichten zählen muss. Die Beats dagegen können oft punkten. Wer Lust auf ein bisschen frischen Wind hat, der sollte mal reinhören – Hiphop Heads werden dagegen wenig begeistert sein.