Camouflow & DJ Sean - Testament EP

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Pressetext / Beschreibung

Wie die Zeit leider gezeigt hat war der Name Kolchose doch besser gewählt als sich es die Stuttgarter Szene vorgestellt hat, denn wie auch die landwirtschaftlichen Großbetriebe in der Sowjetunion (Kolchosen) zerbrach das Kollektiv in Stuttgart durch die Abwanderung der einzelnen Mitglieder, wie auch die Sowjetunion durch die Unabhängigkeitserklärungen einzelner Mitgliedstaaten.
Das dabei der Umzug von Max eine wichtige Rolle gespielt hat ist nicht von der Hand zu weisen. Aber auch die Schlammschlacht zwischen Camouflow und Strachi trug sicherlich nicht zu dem sozialistischen Gedanken bei, den man sich ursprünglich selbstironisch auf die Fahnen geschrieben hat.
2005 ist Camouflow allen Gerüchten zum trotz zurück und präsentiert zusammen mit DJ Sean eine 10 Track starke EP plus Intro, die andere Leute im Biz bestimmt schon als Album verkauft hätten. Jetzt ohne Walterama scheint Camouflow etwas ruhiger geworden zu sein. Nach dem Mein Block – Stammheim RMX dachte man ja zunächst, dass er auf den Ghettozug aufspringt, aber wenn man die EP hört merkt man schnell das der Stuttgarter seiner Linie treu geblieben ist. Gleich auf dem Opener Testament, einem ernsten Stück werden die alten Hahnenkämpfe angesprochen und resümiert. Auch bei Beatz zeigt sich das Camouflow doch ein wenig enttäuscht von der Szene ist, aber wie man sieht nicht aufgibt. Mein persönlicher Favorit ist Bring deine Jungs, ein Repräsenterbattletrack in alter Kopfnickermanier, bei dem man zwar gegen Ende des Stücks ein wenig das Gefühl bekommt, der Text sei ausgegangen, der aber trotzdem zeigt, dass Camouflow immer noch hungrig ist und DJ Sean sein Handwerk versteht.

Einzige Features auf der EP sind Camp Lo und Technician the DJ auf dem ruhigen Everyday.

Wenn man Testament so hört, bekommt man nicht den Eindruck das Camouflow hier wirklich seinen Nachlass regeln will, sondern eher der Konkurenz den Totenschein ausstellen möchte. Auch hat er im Gegensatz zu vielen Breite Seite Tracks den Augenmerk nicht nur auf den Flow gelegt, sondern versteht es nun auch Inhalte zu transportieren. Ein solides Solodebut, das man sich auf jeden Fall einmal anhören sollte.

Bewertung:
4 von 6

Fazit:
Camouflow hat in seinen Sessions mit DJ Sean eine Scheibe zusammengeschraubt die sich zum kleinen EP Preis keiner entgehen lassen sollte. 10 Tracks, bei denen zwar auch schwächere dabei sind, die aber auch einige Perlen bieten. Für Fans des Stuttgarter Hip Hop ein absolutes Muss. Auch wenn Camouflow es möglicherweise seit seinem Beef nicht mehr gern hört ist Testament einfach klassischer Kopnickersound.