Jet Set Radio
Sega portiert den Dreamcastklassiker für die Playstation 3 und die Xbox 360. Wir erinnern uns: Jet Set Radio wurde uns damals als Game angepriesen, in dem die Hiphop-Kultur nicht als Gangsterimage herhalten musste. Ein Game, in dem es humorvoll und actionreich um Writing gehen sollte? Wir waren gespannt und haben uns damals sofort verliebt.


Die seinerzeit bahnbrechende Cel-Shade-Optik, die abgedrehten Inliner-Charaktere, die die Stadt bombten. Was war das für ein Game und viel wichtiger: Was kann der Titel heute noch?


Am Game selbst hat sich natürlich nicht geändert. Noch immer kämpfen im fiktiven Tokyo-to Writergangs um die Dominanz in der Hood. So gibt es die Love Shockers aus dem Bezirk Shibuya, die nachtaktiven Noise Tanks aus Benten und die Horrorjungs der Poison Jam, die Krogane als ihr Barrio betrachten. Wie üblich versucht jede Gang ihr Territorium zu vergrößern und auf fremden Boden zu bomben. Genau hier steigt der Spieler ein und übernimmt die Rolle des 15jährigen Beats. Er ist Anführer der Graffiti Gang. Zur Gang gehören zu Beginn Gum und Tab, die Dir im Tutorial das Spielprinzip erklären. Hier geht es im Wesentlichen darum, bestimmte Parcourmoves nachzumachen.


Da man als Writer nicht gebufft werden möchte, ist man prinzipiell auf Inlinern unterwegs. So kommt man schneller hin und weg und natürlich hat man prinzipiell Zeitdruck, wenn man gerade eine Wall sprüht. Dies ist allerdings Hauptinhalt von Jet Set Radio, denn nur indem man entsprechende Spots sprüht, verringert man den Einfluss der anderen Gangs. Hierzu fährt man an mit Pfeilen markierte Stellen und malt die Wand indem man Reaktionsspielchen meistert und den linken Analogstick korrekt bewegen muss. Da dies immer demselben Muster folgt, entwickelt man recht schnell seinen eigenen Flow und sprüht die Pieces noch schneller.







Das alte Leid der Sprüher sind allerdings die Dosen. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Hierzu muss man nach wie vor keine Geschäfte ausnehmen, sondern die Dosen stehen in der Gegend herum, können aufgesammelt werden und spawnen regelmäßig nach. Dieses Problem hält sich also in Grenzen. Weitaus ernsthafter muss man sich mit den Ordnungshütern und: Polizeichef Onishima auseinandersetzen. Denn selbst, wenn die Pieces der Bevölkerung gefallen (wie aktuell z.B. der Fall Augsburg zeigt) mag es die Stadt nicht und hetzt den vermeintlichen Vandalen und Schmierfinken auch gerne mal komplette SWAT-Teams auf den Hals.


Hier hilft nur ein Blick auf die Gesundheitsanzeige und die regelmäßige Einnahme von Heilsprays. Die Steuerung selbst ist sehr simpel gehalten. Mit dem rechten Trigger gibt man Schub, auf Knopfdruck gesprungen, Stunts automatisch ausgeführt. Man muss also kein Tony Hawk's Pro Skater sein. Leider ist die Abfrage nicht besonders gelungen und so misslingt mancher Sprung, was den Spielspaß deutlich trübt. Schade, dass man hier beim Remake nicht noch einmal feinjustiert hat.


Wenn wir schon bei der Technik sind, schauen wir noch auf die Kameraführung, denn die ist der wahre Gegner bei Jet Set Radio . Die Kamera war im Original bereits  sehr störrisch und verhält sich auch bei der aktuellen Konsolengeneration nicht besser. Davon abgesehen muss man sagen, dass die HD-Portierung gelungen ist. Die höhere Auflösung tut der Cel Shade Optik gut. Auch der Hiphop-, Elektro- und Funk-Soundtrack weiß noch immer zu gefallen.


Bewertung:
6 von 10


Fazit:
Das HD-Upgrade sieht erstmal schön aus. Höhere Auflösung und eine gelungene Soundqualität. Da macht Jet Set Radio wieder Spaß. Leider bleiben die alten Probleme bestehen und so ist die Spielmechanik als solche ihr Alter deutlich anzumerken. Hier hat es SEGA versäumt, dem wegweisenden Klassiker eine richtige zweite Chance zu gewähren. Ein echter Onlinemodus hätte sicherlich Laune gemacht, die Onlinebestenlisten schaffen es nicht, mich zu überzeugen. Es bleibt also Spielspaß für Retro- und Writingfans.

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