Schlägereien wegen Pharrell-NMDs: Das hemmungslose Kaufverhalten von Hypebeasts

Nach monatelanger Vorfreude unter Sneakerheads droppte adidas letzten Samstag das Pharrell x adidas NMD Hu Trail Hiking-Pack. Wegen strenger Limitierung liegt dessen Resell-Preis bei über 500 Dollar. Ein geschickter Schachzug der Modeindustrie, um das Image des Sneakers aufzuwerten und ein Gefühl der Exklusivität beim Käufer zu schaffen. Allein die Höhe des Gewinns ist für viele Profiteure Grund genug gewesen, teilweise rund 40 Stunden im Voraus für den Schuh anzustehen. Von einem harmonischen Umgang untereinander fehlte jedoch jede Spur. Mit Hand und Fuß versuchten die Wartenden, ihre Plätze zu verteidigen und mögliche Konkurrenz auszuschalten. 

Highsnobiety

No sneaker is worth this.

Nachdem es zu mehreren Gewalttaten vor dem adidas-Store in New York City kam und Leute versuchten, neue Schlangen zu bilden, gab der Hersteller ein aussagekräftiges Statement auf Twitter. Der geplante Verkauf des Sneakers wurde zumindest in den New Yorker Filialen von adidas eingestellt. Weitere Updates zu diesem Fall werden folgen.

ADIDAS NYC on Twitter

Today's scheduled sale of the adidas Originals Pharrell Williams HU NMD TR style has been suspended in adidas' New York City store locations. Further updates on this drop to come.

Doch das rücksichtslose Verhalten war nicht nur auf die Staaten beschränkt. Viele Stores stellten nach mehreren Gewalttaten zusätzlich Security-Kräfte ein, die die Polizei unterstützen sollten. Es tauchten weiterhin Videos von Schlägereien auf, die am Tag des Releases weltweit stattfanden. Auf reddit postete jemand ein Video, das ursprünglich auf Facebook veröffentlicht wurde. Darauf ist zu sehen, wie einem Mann in der Warteschlange eines malaysischen Stores die Nase gebrochen wurde.

Guy queuing up for Adidas Human Race gets punched and his nose broken * r/Sneakers

470 points and 93 comments so far on reddit

In der Überschrift des Videos erklärt der Freund des Betroffenen, wie es zu dem Vorfall kam. Er sei gegen 2 Uhr morgens aufgestanden, um mit seinem Kumpel zum Kuala Lumpur City Centre zu fahren. Sie warteten bis 6 Uhr morgens auf die Öffnung des Centers und stellten sich anschließend drinnen vor dem Laden an. Als sich ein "starker Mann" vordrängelte, der aus einer Gruppe von 10-20 Leuten kam, entstand ein Konflikt, der letztendlich eskalierte:

"This morning around 2 am, my friend went to KLCC to que for the newly released NMD Human Race, he waited until 6am where KLCC doors open and he could go in front of the store to que. Another [strong man] came and wanted to cut the que, my friend went a told him to go line up as it’s a “first come first serve” basis. In the end, the guy ended up punching my friend. What do you guys think? Went to hospital KL to check, My friends nose is broken. was told that the person who punch my friend came as a gang of 10-20 people, they were employed by a reseller to que."

Gewalt wegen Markenkleidung ist in der heutigen Konsumgesellschaft leider ein bekanntes Thema und überrascht kaum noch jemanden. Weiterhin steigt die Popularität von Sneakern und bedeutet für diejenigen, die aus ihnen große Geschäfte machen wollen, großen Druck durch mehr Konkurrenz. Exklusive Releases zu kaufen kann auf dem Reseller-Markt bedeuten, riesigen Profit zu machen. Facebook-Gruppen, in denen mit limitierten Sneaker-Modellen gehandelt wird und Messen wie die Sneakerness, auf denen Jäger und Sammler "Deadstock"-Treter für ein Vielfaches des Originalpreises kaufen und verkaufen können, verstärken diese Entwicklung. Die Dollarzeichen in den Augen verdrehen manchen jedoch so sehr den Kopf, dass die Mitmenschlichkeit in den Hintergrund tritt. Traurig aber wahr.

Bei den brutalen Ausschreitungen vom Tag des NMD-Drops schwingt jedenfalls ein besonders ironischer Unterton mit. Denn der Pharrell x adidas NMD soll mit seinem „Human Race"-Konzept eigentlich für Frieden und Zusammengehörigkeit stehen. Auch die Filmaufnahmen werfen erneut die Frage auf, ob sich am Drop-Day-System der Hersteller etwas Grundlegendes ändern sollte.

Highsnobiety-Leser sind der Meinung, dass erzwungene Limitierung und daraus folgende Gewalt nichts im Sneaker-Game zu suchen haben.

Die Verantwortung dafür liegt jedoch nicht nur bei den Marken selbst, die solche Events veranstalten, sondern genauso bei jenen Leuten, die an ihnen teilnehmen. 

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