Toxik auf dem Coachella 2014: Schlangen, Drogen, Techno und Rap

Täglich 75.000 Menschen und 36 Grad im nicht vorhandenen Schatten sind schon eine Ansage. Vor allem, wenn man vier Tage zeltet, anstatt in einem der klimatisierten Hotels zu bleiben. Dafür spart man 2.000 Euro und bekommt 100 Prozent Festival.

Die Wartezeit am Eingang liegt bei zwei bis sechs Stunden. Jedes Auto wird durchsucht. Da es unmöglich ist, in einem Wohnwagen-großen Escalade voller Camping-Equipment irgendwas zu finden, haben die Zeltnachbarn trotzdem eine umfangreiche Drogensammlung dabei. Die Menschen auf der anderen Zeltseite sind vernünftiger und haben stattdessen alles gekauft, was bei Walmart im Camping-Regal stand. 

Coachella 2014 Eingang
Coachella 2014 Eingang

Coachella 2014 Campingplatz
Coachella 2014 Campingplatz

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Carcamping heißt das System. Man stellt den Wagen auf die Wiese und baut das Zelt dahinter. Ziemlich praktisch und ziemlich amerikanisch. Ohne laufenden Motor und Klimaanlage will man hier nicht verkatert sein.

Auf der Hinfahrt sah alles nach Breaking Bad aus, hier komme ich mir wie bei Walking Dead vor. Nicht nur wegen den bald auftauchenden Armeen von Drogenzombies. Aus Überlebensinstinkt und amerikanischer Freundlichkeit hilft man sich gegenseitig. Nach zwei Stunden hat sich eine lustige Zweckgemeinschaft wildfremder Leute zwischen 20 und 35 gebildet. Die Party kann losgehen. Wir haben hier schließlich einen Job zu erledigen.

Coachella 2014
Coachella 2014

Auf der nächsten Seite erfährst du, welcher DJ welchen Rapper am Start hatte!

Nach der nächsten Ganzkörperdurchsuchung steht man auf dem Gelände, das vor allem nachts an ein Technofestival erinnert. Bunte Palmen, Menschen mit Knicklichtern. Man trägt hier kalifornische Hippie-Kleidung und Bandanas gegen den Staub.

Am Anfang war für mich zu wenig Rap im Line Up, Coachella ist kein reines Hiphop-Festival. Am Ende war ich happy über die guten elektronischen Acts. Zum Beispiel: Nach einem sehr guten Rap-Set von wem-auch-immer (der Kollege ist für Mike Will Made It eingesprungen) bringt mich DJ Carnage mental nach Holland. Der Kalifornier spielt eine Art Hardstyle/Trap-Set und die gleichen Leute, die grade Drake mitgerappt haben, feiern jetzt auf Techno. Später kamen Duck Sauce (Armand Van Helden & A-Trak), die beweisen, dass es Rap/Electro-Mischungen auch vor Trap gab. Flosstradamus repräsentiert die Neuzeit und lässt bei seinem Set kurz Gaststar Soulja Boy den Swag aufdrehen. Überhaupt sind Gastauftritte DAS Ding beim CoachellaRL Grime hatte Big Sean dabei. Girl Talk brachte Juicy JBusta RhymesToo $hort, E-40Waka Flocka FlameTyga und natürlich Freeway auf die Bühne.

Das waren nur die DJs. Bei den Auftritten der Rapper waren wir noch gar nicht.

Coachella 2014
Coachella 2014

Coachella 2014
Coachella 2014

Kommen wir zu den Rappern...

Pharrell zaubert mal eben Jay Z aus dem übergroßen Hut. Jay-fucking-Z! Mal eben so kurz zum Hallo sagen. Außerdem hatte er UsherBusta RhymesT.I. und Pusha T im Gepäck. Outkast kamen mit Killer Mike. Am ersten der zwei Wochenenden war auch noch Snoop Dogg dabei. Jhené Aiko brachte KuruptKid CudiHAIM und MGMT. Nur A$AP Ferg war recht alleine, Herr Rocky war wahrscheinlich wieder seine Kappe suchen. Ferg ist live besser als der A$AP-Frontmann. Mehr Stimmvolumen. Mehr gute Laune. A$AP Rocky ist inzwischen besser als beim ersten Splash-Auftritt, sieht aber immer noch hauptsächlich stylish aus (und das war's).

Coachella 2014 at night
Coachella 2014 at night

Kaum lasse ich meine Schlangen zuhause, treffe ich in den USA auf die nächsten...

Nicht, dass ich jeden gesehen hätte, man steht ja dauernd in der Schlange, isst, trinkt oder sonst was. Alkohol gibt es beim Coachella nur in Fort-Knox-mäßig gesicherten Biergärten, wo man am Ein- und Ausgang gefilzt wird. Schlange stehen zum Reinkommen, ewig auf dünne Wodkamischungen warten, Schlange beim Rausgehen. Allgemein ist das Festival sehr gut organisiert. Was eben den Nachteil hat, dass die Freiheit etwas eingeschränkt ist.

Und Nas war auch am Start, eins der Highlights! Weiter geht es auf der nächsten Seite.

Was ich dann aber wieder gesehen habe, war der Auftritt von Nas. Zur Feier von 20 Jahren Illmatic spielte er seinen Debütalbum-Klassiker komplett. Ich kam mir vor, als würde ich Anfang der Neunziger Wu-Tang2Pac oder Biggie sehen. Episch. Dass Damian Marley dabei war, tat weniger zur Sache. Am Ende noch Lauryn Hill bei If I Ruled The World zu sehen, war aber der perfekte Abschluss. Okay, so, wie ich mittlerweile drauf war, hätte ich selbst zu Lana Del Ray geravet. Aber das war eins der besten Konzerte meines Lebens. 

Nas Coachella 2014
Nas Coachella 2014

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