Various Artists - Könige ohne Krone (Review)

Im Jahr 2001 kaufte ich mir meine erste Rap-CD: Die Juice Allstar Selection. Ein Sampler mit einem Haufen amerikanischer Rapper. Dank dieser CD lernte ich DMX, RZA, Xzibit, Common und viele mehr kennen, von denen ich vorher nie gehört hatte. Geprägt hat mich diese Anschaffung in jedem Fall. Der Könige ohne Krone-Sampler versucht Ähnliches mit der heutigen Deutschraplandschaft. Newcomer sowie etablierte deutsche Rapper stellen neue und zum Teil bereits veröffentlichte Tracks für den Sampler, der das Sommerloch etwas füllt, zusammen.

Wie bei Compilations so üblich, wird nicht jeder jedes Lied feiern. Dennoch wird hier für jeden Geschmack etwas dabei sein. Von straightem Battlerap etwa von Witten Untouchable (Tee in England) über Gesellschaftskritik von Cr7z (Neue Welt) bis hin zu spaßigem Punchlinerap á la Rockstah (Trevor Philipps).

Einige der Tracks haben sich das Recht auf eine besondere Erwähnung verdient. Antimärchen des Wuppertalers Prezident beispielsweise, auf dem eine ganz andere Art Representerrap vermittelt wird. Selbstreflektiv und -kritisch nimmt man Rapper selten wahr, ebenso wie sich hier die sprachlichen Bilder auf einem ganz anderen Niveau befinden.

Auch Silvio Vincents Remix zu dem vorher schon so düsteren Storytelling auf JAWs Elena lässt den Hörer aufhorchen und Gänsehautfeeling aufkommen. Ganz andere Atmosphäre wiederum kommt bei Ali As' Neuzeithippie oder Afrobs Was ist los auf. Hier stehen ganz klassisch Reimformen und Flow im Vordergrund, während die Beats zum Kopfnicken einladen.

"Wo sind denn nur all die bunten Farben?" (Maeckes auf Graustufenregenbogen)

Hier sind sie, vereint auf einer Platte. Wer bereit ist, sich mit offenen Ohren durch dieses Sammelsurium durchzuarbeiten, wird sicherlich neue Anreize und neue Artists für sich entdecken. Könige ohne Krone bietet die Chance, sich auf ein durchaus breites Spektrum an Deutschrapfacetten einzulassen, wenn man denn so will. Schlussendlich hat ohnehin jeder seine persönlichen Skip-Tracks auf der Platte, kann am Ende des Tages aber doch froh sein, etwa einen Marc Reis kennengelernt zu haben. Genauso wie ich damals 2001 bei KRS-One aufgehorcht habe und bis heute dankbar dafür bin. Unbedingt abchecken!

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