Kermit, der Frosch und Miss Piggy . Batman und Robin . Celo und Abdi . Susi und Strolch . Dick und Doof . Die beiden M&Ms , Toxik und sein Bart oder Tim und Struppi – es gibt nur wenige, die es geschafft haben, zu zweit zu glänzen, aber Kollegah und Farid Bang muss man auf jeden Fall dazuzählen. Von vielen direkt gehasst und schon im Vorfeld verurteilt worden, ist Jung, brutal, gutaussehend zu einem der beliebtesten Straßenrap-Alben der Neuzeit herangewachsen. Nur wenige haben am Anfang verstanden, warum der eloquente, " Mütter fickende " Kollegah sich mit dem Sprüche klopfenden, rumpöbelnden Frechdachs Farid Bang auf ein Album einlässt. Mittlerweile dürften wohl auch die letzten Zweifler bekehrt worden sein. Höchste Zeit also für den Nachfolger, eines der meist erwarteten Alben 2013 übrigens. Ob sich das Warten gelohnt hat? " Ich lass' den Dicken raushängen als wär' mein Hosenstall auf " – Farid Bang auf Stiernackenkommando Im Vorfeld der Veröffentlichung wurden vier Videos online gestellt, die sich alle in einem Punkt ähneln: Es gibt pausenlos auf die Fresse. Alles fing mit der Single Dynamit an. Während Kollegah über " Testokuren " und " Sex mit Chicks " fachsimpelt, " verpasst " Farid " Einläufe ", gibt " Wichsern Fäuste “ und verherrlicht wie gewohnt griechischen Verkehr. Wunderbar kurzweilig und politisch absolut unkorrekt – ein Track, den man im Auto seiner eigenen Mutter niemals vorspielen würde. Auch die Singles Drive-by , Du kennst den Westen und Stiernackenkommando sind nichts für schwache Gemüter. Auf Überraschungen und durch Autotune veredelte/ruinierte Hooks haben die beiden Rapper komplett verzichtet und sich auf möglichst platten Humor und witzige Punchlines beschränkt. Gedisst wird natürlich auch, Kollegen wie Fler , Sido , Kool Savas oder Cro bekommen die ein oder andere Line ab. Warum? Naja, weil sie es können. Was Farid Bang aber nur bedingt kann, das ist singen, wie er am Ende von Du kennst den Westen mehr oder weniger eindrucksvoll unter Beweis stellt. Hätte man lassen können... " Du [...] kickst mutig paar Zeilen, doch die sind für den König schlecht/Queue nich' schlecht wie Poolbillardkreide " – Kollegah auf Du kennst den Westen Solange sich " Muskelprotze " auf " Schutzgeld, Fotze " reimt, sind Farid und Kolle auch im Bossmodus unterwegs. Und das nicht nur im gleichnamigen Track, auch auf Friss oder stirb oder Adrenalin werden keine Gefangenen genommen. Es gibt Punchlines en masse für jeden und seine Mutter. Rätselfrage: Was haben Das Bo und Ferris MC gemeinsam? Richtig, beide werden von Farid Bang gedisst. Und nebenbei auch alle Splash! -Besucher und Zeltplatz-Camper. Auf 4 Elemente hat er seine ureigene Definition für die Hiphop-Säulen, nämlich " pumpen, ficken, pöbeln und Benz fahren ".  Und der Beat von Johnny Illstrument ? Knallt! Auf JBG 2 werden übrigens auch Marteria , Marsimoto , Miss Platnum , Laas Unltd. , Türsteher, Mütter, Mafia-Gs, F.R. , Kaas , Charlotte Würdig (ehem. Engelhardt ), Doreen , Lorielle London , Curse , Die Orsons , Hurensöhne, wieder mal Kool Savas , Aggro Berlin , Jimi Blue Ochsenknecht , Blumentopf , immer noch Sido , Freundeskreis , Rick Ross (!) und noch ungefähr hundert andere gedisst. Stattliche Liste, die beiden können in ihrem nächsten Interview wenigstens nicht verleugnen, dass sie die Konkurrenz nicht abchecken würden. Ungezügelt geht es auch weiter, dieses Mal allerdings dank dem Einsatz von E-Gitarren: Sowohl Dissen aus Prinzip , Jung, brutal, gutaussehend 2013 und Du liegst sind musikalisch mit der Schrubbelklampfe untermalt. Auf erstgenannten Track gibt’s sogar noch Doubletime oben drauf. Hier wirkt Kollegah im Vergleich zu Farid aber leichtatmiger und weniger angestrengt, was übrigens auch bei Bossmodus der Fall ist. " Kollegah der Boss, ich rappe die Klassiker/ steig' in den Jet, flieg' in die Steppe von Afrika/ wo ich dann 'nen trötenden Elefant' wegklatsch'/ mit den Worten: 'Mach ma' hier nicht so Welle, du Fettsack!' " – Kollegah auf Adrenalin Mit Punchlines wird wie gewohnt geklotzt statt gekleckert, Ansage folgt hier auf Ansage. Die beiden haben ein Machogehabe wie hundert pubertierende Südländer und bei dem ganzen Testomissbrauch und der Drogentickerei auf Steroidrap wirkt sogar ein Brutos Brutaloz wie ein braver Chorknabe . Kollegah und Farid Bang sind Kriminell & breit gebaut und leben in der Town, die nie schläft . Rotzfrech und voll auf die Zwölf geht es hier zu, sodass einem nur die Frage übrig bleibt: Welche deutsche Crew ist besser ? Viel zu sagen gibt es zu den Tracks nicht, denn mit den genannten Songs sowie Titan , Gangbanger 2 oder Survival of the Fittest folgt ein Representer auf den nächsten und es fällt schwer, einen Song auszumachen, der hervorsticht aus der Masse. Inhaltlich gleichen sich sehr viele Tracks, es fehlt etwas an Themenvielfalt, aber das ist bei Gott Meckern auf allerhöchstem (Straßenrap-)Niveau.

Fazit:

JBG 2 hat etwas von guter Cop, böser Cop: Kollegah stellt den etwas sprachgewandteren, leichtfüßigeren Rapper dar, während Farid Bang an Dreistigkeit wohl kaum zu überbieten ist. Es geht politisch unkorrekt, vulgär und ordinär zu und die Punches beider Rapper schlagen ein wie Bud Spencer zu seiner besten Zeit. Technisch ist das Album unhatebar; es hat alles, was man von den beiden erwarten würde: Punchlines en masse, verrückte Doubletimeabfahrten, Flowvariationen, endlose Reimketten etc. pp. Was das Album allerdings kaum hat, das ist – dank der durchgehenden Mütterfickerei und Selbstbeweihräucherung – Aussage und inhaltliche Abwechslung. Wer Themenvielfalt und eine ausgewogenere Beatauswahl sucht, ist hier eindeutig fehl am Platz – aber das war ja eh schon klar. Und wo wir gerade bei den Beats sind: Meiner Meinung nach ist die Auswahl nicht unbedingt zeitgemäß und wohl mein größter Kritikpunkt, denn die teilweise sehr ungünstig gepickten Beats mindern den Hörgenuss doch merklich. Undiskutabel bleibt jedoch, dass Kollegah und Farid Bang sich mit JBG 2 und rücksichtslosem Einsatz der Ellenbogen bis ganz nach vorne in die Charts drängeln werden. Verdient hätten sie es mit dem Album alle Mal.

Bewertung:

7 von 10 Punkten