Review: Alpa Gun – Alles kommt zurück
Am vergangenen Freitag veröffentlichte der Berliner Rapper Alpa Gun sein mittlerweile viertes Solo-Album. Wie schon der Vorgänger ist dieses über Major Movez erschienen und trägt den Namen Alles kommt zurück ( auf Amazon bestellen ) . Wir haben uns das Album mal etwas genauer angehört. Mit dem zweiten Album seiner ‚Post- Aggro - Berlin -Zeit‘ hat Alpa Gun ein rundes und modernes Rapalbum geschaffen. Dabei ist er dieses Mal wesentlich vielfältiger als noch auf vorherigen Releases vorgegangen.
Auf fünf Skits leitet eine Hintergrundhandlung durch das Gesamtwerk. Eine unterhaltsame Abwechslung zu den Songs – allerdings wird gleichzeitig dadurch der Albumfluss immer wieder unterbrochen, was besonders bei mehrmaligem Hören störend erscheinen kann. Der Start ins Album erfolgt durch die Zusammenfassung des eigenen Werdegangs in Das ist Alpa . Hier zeigt Alpa auf einem Beat von KD-Beatz und Joshimixu , dass er in der Vergangenheit schon einiges erreicht hat. So erzählt er beispielsweise, dass er der " Erste hier auf HDF mit drei Millionen Klicks " gewesen sei und dass er Erfolge in Kino und TV feiern konnte. Auf diesem melancholisch erscheinendem Song bekommt man teilweise den Eindruck, dass Alpa Gun noch nicht komplett mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hat und das zieht sich ein wenig durch das Album hindurch. Einige Textpassagen erscheinen regelrecht trotzig: " Habe Sido meine Freundschaft gekündigt, es wurd' auch eh Zeit/ Keiner von euch wusste jemals, was Loyalität heißt/ ". Auf dem letzten Soloalbum hat sich Alpa Gun schon ausführlich über genau dieses Thema ausgelassen und auch in Interviews ist das oft Thema. Man merkt, wie sehr er sich verraten fühlt und es ihm schmerzt. Auch auf dem Titeltrack Alles kommt zurück gibt es kleine Spitzen gegen Sido : " Nein, ich wollte nie deinen Touareg! ". Hoffentlich zieht Alpa damit nun einen Schlussstrich unter die Geschichte. Unabhängig davon harmoniert Alpa Gun gut mit dem Beat von Sean Ferrari und The Royals und die Scratches von DJ A-Min runden das Lied ab. Hiphop-lastiger Sound, sprich DJ und wummernde Drums, kommt auch bei Hater zum Einsatz. Auf einem KD Supier -Beat verbindet der Rapper seine Kritik an der Haterei der Menschen mit durchaus selbstironischen Reimen: " Ja, ich hab' 'ne Glatze und ich steh' drauf/ Wenn du mir was sagen willst dazu, dann triffst du mich hier im Teehaus/ “. Hier erfindet Alpa das Rad inhaltlich und technisch aber nicht neu, wirkt darüber hinaus teilweise sogar etwas verbittert. Von durch Ghana Khan aggressiv eingesetzte Drums begleitet, rappt Alpa Gun in Rapperpolitik über seine Sicht auf die deutsche Rapszene und nennt dabei einige Namen. So adressiert er zum Beispiel Lines an Massiv und macht seinen Standpunkt gegenüber Kollegen deutlich, ohne aber dabei wirklich die Ebene des Respekts zu verlassen, denn er stellt selbst fest: " Battle-Rap ist so wie Boxen und ich leb' für den Sport! ". Mit Humor kommt daher auch der Track Zehn harte Rapper an. Dieser ist eine von Sonus ( Ambeation ) produzierte Cover-Version des bekannten Liedes Zehn kleine Jägermeister der Toten Hosen und eine innovativ umgesetzte Erweiterung des klassischen Battlerap-Genres. Die Art zu rappen ist hier allerdings mehr als gewöhnungsbedürftig und will nicht so ganz zum Rest des Albums passen. Trotz interessanter Idee vielleicht der schwächste Song von Alles kommt zurück – hier fällt es einfach schwer noch von Rap zu sprechen. Auch klingt der Reim von " Sex " auf " sechs " nicht unbedingt nach dem kreativsten Einfall. Kritische Töne schlägt Alpa Gun auf Grüner Schein an. Aus der Perspektive eines 100-Euro-Scheins deutet er die allgegenwertige Macht des Geldes an. Ob im politischen Gesamtkontext oder im individuellen privaten Rahmen: Geld sorge immer für Probleme. Hier ergänzen sich Rap und Beat – wieder von Ghana Khan – erneut angemessen und die nachdenklichen Worte sind eindeutig die Stärke des türkischstämmigen Berliners. Ältere Semester werden sich vielleicht noch an den Song Blauer Schein von Torch erinnern – eine frühere Version dieser Idee. Politische beziehungsweise gesellschaftskritische Inhalte konnte man immer schon von Alpa Gun erwarten. Auf Die Welt brennt spricht er einige Themen an, wobei vor allem Geld als Hauptursache für Krisen ausgemacht wird. Eine Verbindung zum zuvor angesprochenen Song. Sehr deutlich wird Kritik am westlichen System formuliert: " So viele Lasten, die hier keiner mehr sieht/ Wir sind wie Hunde, das System ist die Leine am ziehen/ ". Der epische Beat von John Lambo , Sean Ferrari und The Royals erzeugt Eindringlichkeit. Intensive Bilder erwartet man nun allerdings vergeblich. Hier könnte Alpa Gun in der Zukunft mit Sicherheit noch lyrischer werden. Auf Müde beschreibt er Schattenseiten des Lebens als Künstler, während er auf dem sound-technisch recht fröhlich erklingendem Hunger über den Wunsch nach finanzieller Sicherheit rappt. Neben dem zentralen Piano kommen auf letzterem Song zum wiederholten Male passend eingesetzte Scratches von DJ A-Min zum Einsatz, was für Rapfans ein Hörvergnügen darstellen sollte. Alpa Gun rappt auf diesen Songs wesentlich entwickelter als früher und zeigt ein Gespür für eingängige Hooks. Trotzdem ist festzustellen, dass immer wieder relativ einfache Reimstrukturen verwendet werden, was jedoch im Gesamtbild der Songs nicht allzu negativ auffällt. Dies ist zwar immer auch Geschmackssache, dennoch werden die Ansprüche an Alpa beim nächsten Album sicher höher sein. Dass er sich entwickeln kann, zeigt er schließlich schon mit diesem Album. Die persönlichen und ehrlichen Inhalte finden in Angst ihren Höhepunkt, auf dem Alpa Gun unterstützt von Moe Mitchell über seine Ängste erzählt. Wie schon zu erwarten war, widmet der Künstler auch dem Thema Liebe einige Songs. Wesentliche Unterschiede zu vorherigen Liedern in diesem Bereich sind jedoch kaum festzustellen. So zeigen Karma und Verbotene Liebe 2 zwar auf recht epischen Beats noch einmal die emotionale Seite des Alpa Sendilmen s und liefern Storytelling auf solidem Niveau, doch wiederholt wünscht man sich einen lyrisch versierteren Vortrag. Nach wie vor steht Alpa Gun für unterhaltsamen aber auch härteren Battlerap. Das lockere Taxi kommt mit Kool Savas -Sample und clubtauglichem Beat um die Ecke, während Al/Pa als Bonussong auf der Premium Edition einen Representer der beiden Freunde Alpa Gun und PA Sports darstellt. Dabei wird der aggressive Beat von Sean Ferrari , Ghana Khan und The Royals durch beide im Wechselspiel wohlklingend besiegt. Ein weiteres Bonus-Feature ist der Maskulin -Künstler Silla . Auf Ertränk den Alkohol schildern beide ihre Erfahrungen mit der Volksdroge Nummer eins und versuchen zu vermitteln, dass man eben nicht die gleichen Fehler wie sie selbst machen sollte. Am Ende des Albums also noch einmal den Hörern etwas mitgeben – ein schöner Track der zwei Berliner.

Fazit:

Mit Alles kommt zurück legt Alpa Gun sein bisher bestes Album vor. Die positiven Faktoren aus den letzten Werken wurden verbunden mit einer deutlichen Steigerung im lyrischen sowie musikalischen Bereich. Thematisch abwechslungsreich, aber dennoch an das durch den Titel vorgegebene Grundkonzept haltend, wird mal emotional, mal mit unterhaltsamen Reimen und Wortspielen oder aber härteren Ansagen ein umfangreiches Ergebnis der Arbeit der letzten Monate präsentiert. Nicht jedem werden vielleicht Songs wie Taxi , Zehn harte Rapper oder Türkish Style gefallen, doch genau darin liegen die Pluspunkte des Albums: Es ist nicht durchgehend bitterernst, sondern zeigt auch einen anderen Alpa Gun . So wird das Album kurzweilig und zu einem insgesamt guten Gesamtprodukt mit einem roten Faden in Inhalt wie auch in Sound. Diesen Weg sollte der Berliner weiter verfolgen und vielleicht das nächste Produkt noch etwas kompakter und vor allem lyrisch tiefergehender präsentieren. Dabei könnte auch ruhig über den ein oder anderen Reim intensiver nachgedacht werden. Dass die drei stärksten Songs meiner Meinung nach ausgerechnet die drei Bonustracks sind, sollte beim nächsten Mal vielleicht auch noch einmal überdacht werden.

Bewertung:

7 von 10

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