Kollegah - King (Review)

Das ist es also. King, das Album, das nicht nur von den Fans seit Monaten heiß erwartet wird.
Dieser Felix Antoine Blume betrieb mächtig Eigenwerbung und trieb die Erwartungen mit seiner sechs Monate langen Promozeit auf die Spitze. Seine Präsenz im Internet auf seinem Youtube-Channel Bosshaft TV erreichte in dieser Zeit ein neues Level in der Deutschrap-Szene.
Mit diversen Videoblogs und spätestens mit seiner Bosshaft Latenight-Show schossen die Klickzahlen in beachtlich kurzer Zeit in siebenstellige Bereiche. Wochen vor dem Release schien es fast, als liege der Fokus der gesamten Deutschrapszene nur noch auf dem vierten Studioalbum des 29-jährigen.

King kommt mit 20 Tracks und Features von Game, Casper, Farid Bang, Genetikk und Favorite. Die fünf vorab veröffentlichten Tracks verrieten schon, wo es bei dem Album hingehen soll. Genau, auf die Fresse mittels Punchlinegewitter. Und genau das ist es geworden.
Kollegah kehrt zu früheren Jahren zurück und macht das, was er am besten kann: Wortspiele, Punchlines, Mehrfachrreime... Kurz: Es ist unbestreitbar, dass Kolle in Sachen Technik immer noch einer der besten, vielleicht sogar der beste Deutschrapper ist. 
Auf Alpha eröffnet Kollegah das Album mit "der King ist back". Diese Massage zieht er den Rest des Albums durch. Abgesehen von den paar deeperen Thementracks Morgengrauen, Du bist Boss und Regen handelt es sich um ein reines Representer-Tape. Die große Frage dabei ist, ob sich das auf der Albumlänge von 75 Minuten durchsetzen kann. Die Antwort lautet: jain!

Sicherlich ist Kollegah raptechnisch in guter Form und auch inhaltlich kann einen King durchaus unterhalten. Zweideutige Wortspiele, bei denen man immer wieder schmunzeln und staunen muss, sind in fast jedem Song zu finden. Natürlich gibt es auch vergleichsweise schwächere Tracks wie Cohibas blauer Dunst, Sanduhr oder Click, Click, jedoch kann man auch diese Songs nicht als schlecht bezeichnen.

Das einzige Manko ist, dass Überraschungen ausbleiben. Das Schema der 20 Beats ändert sich kaum. Die Produktionen sind mindestens solide, ein paar Bretter sind auch dabei, allerdings bleibt der Sound und der Inhalt auf King fast immer gleich, sodass die Gefahr besteht, dass das Album gegen Ende in Belanglosigkeit verfällt. Irgendwann hat man eben auf genug Art und Weisen gehört, wieviel Reichtümer Kolle besitzt und wieviel "Cokes" er zieht, ob durch die Nase oder als Supermarktkassierer.

So bringen die Gastbeiträge wichtige Abwechslung rein, sie scheinen zudem sinnvoll gewählt. Wo Farid Bang, Favorite und auch Game solide Parts abliefern, aber schonmal Besseres gebracht haben, passt die Stimme des Ex-Selfmade-Künstlers Casper nahezu perfekt auf den Karate-Beat und in Genetikks Part geht es inhaltlich mehr um Hiphop als im ganzen Rest des Albums.

Tracks wie Morgengrauen oder Schwarzer Benz, die die aggressive Luft ein bisschen rausnehmen, kommen sehr gut und hätten gerne etwas öfter vorkommen können. Das kompromisslose Hochgeschwindigkeitsgespitte kann wohl für den ein oder anderen auf Dauer schon etwas anstrengend werden.

Trotzdem täuscht das nicht über die wirklich hohe Qualität von King hinweg. Kollegah hat sehr groß angekündigt und zumindest groß abgeliefert. Das Album ist Deutschrap, der von Kollegah-Fans lange gefeiert werden wird. Aber: Ähnlich gut hat der selbsternannte Boss schon vor Jahren gerappt, man wird also abwarten müssen, ob das Album Klassiker-Status bekommt. Insgesamt hätte das Album gerne auch fünf oder sechs Tracks weniger haben können.

Wenn man allerdings auf Kollegahs unheimlich stark wachsender Relevanz der letzten Monate schaut, muss man sagen, dass er zumindest promotechnisch momentan in einer eigenen Liga spielt. Das Konzept des "alleinigen Bosses" , das er und sein Team auf die Beine gestellt haben, ist mehr als beachtlich und wird möglicherweise sogar so etwas wie eine Promo-Revolution einleiten.                            

Das Endprodukt der ganzen Show ist ein wirklich gutes Album und kann sich getrost als eines der besten in Kollegahs Diskographie einreihen. Doch jetzt, wo die wöchentliche Youtube-Präsenz wohl erstmal weg bleibt, wird die Nachfrage nach Neuem vom Boss schon bald wiederkommen. Der Druck auf Kommendes wird groß sein. Für den Moment ist Kollegah erst einmal King und seine "Bosshaftigkeit" weht noch ein bisschen durchs Land.

Bewertung:

7 von 10 Punkten

Alle weiteren Infos zum Album findest du auf Amazon:

[amazon B00IAC4WPE full]

Tags
Artist
Kategorie

Groove Attack by Hiphop.de