Young Jeezy - Straßenpolitik aus dem Kofferraum Pt.1
" Trap Music : music you listen to while selling your dope in da trap, mostly southern" Ob man die eher halboffizielle UrbanDictionary -Webpräsenz jetzt als gehaltvolle Quelle für HipHop-Journalisten nehmen sollte, sei mal dahingestellt. Fest steht jedoch, dass vor allem zwei Künstler das Genre der Trap Music - den Soundtrack für alle Drogenticker des Südens und harten Arbeiter der Restwelt - groß gemacht und aus dem Kofferraum in die Charts gebracht haben. Einer von ihnen (zur Nummer zwei, T.I., kommen wir nächste Woche) ist Young "Snowman" Jeezy . Ein Mann, der nie um des Rappens Willen gerappt hat, der sein Geld schon richtig hatte, bevor er überhaupt den ersten Verse über pompöse Beats aus dem dreckigen Süden legte. Motivation? Laut offizieller Darstellung vor allem "andere motivieren". So macht Young Jeezy weiter und will mit The Recession den berühmten Schritt nach vorne gehen. Es wird politisch im Rap-Game. Wirtschaftliche Krisen, hohe Benzinpreise erschüttern die USA. Was liegt da für jemanden, der von der Straße kommt näher, als den Leuten auf der Straße eine Stimme zu geben? Oder um wieder an die zweite (größere) Zielgruppe hart arbeitender Angestellter zu denken: was läge für einen musikalischen Motivationstrainer näher, als in wirtschaftlich harten Zeiten die Rezession zu thematisieren? Es scheint fast, als wurde Young Jeezy vom Dealer zum Rapstar zum glückbringenden Heiland - in den Wochen vor dem Release von The Recession war der Rapper in der Hood wie ein Sicherungskasten: Jay Jenkins hatte das Ohr auf der Straße wie kein zweiter und präsentierte im Video zur Teasersingle Put On voller Stolz seine Nachbarschaft mit all ihren (un-)sympathischen Schwachstellen. Statt dem legendären Schneemann zierte von nun an Barack Obama seine T-Shirts. Ebenfalls im Gedächtnis blieb vielen wohl die Toyz N Da Hood -Aktion, bei der Young Jeezy auf der Straße keine Packs flippte, sondern rund tausend glücklichen Kindern Spielzeug in die Hand drückte. The Recession war im Anmarsch und Raps Obama war auf dem Weg durch das Land, um Yes, we can -ähnliche Parolen zu skandieren. Young Jeezy - Done it (Audio) Young Jeezy - Vacation (Video) Young Jeezy feat. Kanye West - Put on (Video)

Im Interview mit der XXL offenbarte der USDA -Member sogar, dass es ihm nicht mehr wirklich um Verkaufszahlen gehe: "Mir ist vollkommen egal, wie viel ich in der ersten Woche absetzte. Ich möchte einfach, dass ich auf der Straße für das, was ich den Leuten mit The Recession gegeben habe, Props bekomme.“ Natürlich habe das Album auch den typischen Young Jeezy -Sound, die essentielle Botschaft sei aber eine politische. "Ich habe über die Jahre gemerkt, dass meine Musik etwas bewegen kann." Und nun sollen die Adlibs und der SlowMo-Flow eben die Menschen aus der wirtschaftlichen Rückentwicklung bringen.

Für Aufsehen sorgte vor dem Release von "The Recession" mit Sicherheit vor allem die Nas -Kollaboration "My President is Black" . Textzeilen wie "Tell him I'm doin' fine, Obama for mankind / We ready for damn Change, So ya'll let the man shine" machen deutlich, dass Young Jeezy voll und ganz hinter dem Kandidaten der Demokraten, Barack Obama , steht. In einem Interview mit dem Vibe Magazine sympathisierte Young Jeezy für einen kurzen Moment mit Obama s Gegenspieler, dem Republikaner John McCain , und stellte die Netzwelt auf den Kopf. Jedoch nicht ohne sich wenig später in einem Video erneut auf die Seite der Demokraten zu schlagen (scheinbar hatte man ihn nur falsch verstanden). " Barack hat den Swagger von Malcom X , die Intelligenz von Martin Luther King . Er ist seiner Zeit voraus. Ich glaube, wenn er die Möglichkeit dazu hat, wird er einiges verändern." Young Jeezy - Done it (Audio) Young Jeezy - Vacation (Video) Young Jeezy feat. Kanye West - Put on (Video)



Soziales Engagement hin oder her. Was das neue Album des empathischen Schneemanns für das Volk angeht, könnte man fast schon von einer Regression denn einer Rezession sprechen - denn Young Jeezy hat das Spinning-Wheel mit seinem neusten Machwerk nicht gerade neu erfunden. Im zurückgelehnten Zeitlupenflow bragged und boastet er sich durch den einen recht eintönigen Beatbrei, welcher dem Soundbild des Vorgängeralbums in nichts nachsteht. Südstaatenhymnen mit 808-Programmierung dienen Jeezy eben so als Klangteppich für seine pathetischen Mutmachsongs wie alte Soulschinken – etwa Greg Perry s' Come On Down auf dem Titeltrack The Recession . Und dennoch: seit Tag Eins reiht der junge Jeezy sich in die Reihe der Rapartists ein, von denen es zuletzt viel zu wenige gab: Künstler, die es schaffen, Bilder zu erzeugen - und genau das könnte die Chance für Young Jeezy sein, mit seinem Album dennoch eine große Hörerzahl zu begeistern (350.510 verkaufte CDs so far) und vielleicht auch ein Stück weit politisches Engagement nach den Wahlen hervorzurufen. Denn falsch ist das, was Mr. Jenkins da zwischen Testosteronträumen und Tickertagebucheinträgen fallen lässt, mit Sicherheit nicht... Young Jeezy - Done it (Audio) Young Jeezy - Vacation (Video) Young Jeezy feat. Kanye West - Put on (Video) [Alles zu T.I. und seinem neuen Album schon bald hier, bei Hiphop.de!]

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